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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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nicht kannte oder geflissentlich ignorierte. Die Geschwindigkeit, die der Wagen drauf hatte, war beinahe überirdisch.
    Während mein Magen wegen des Tempos rebellierte und ich mich bei einem weiteren waghalsigen Überholmanöver an Thomas festkrallte, der die Ruhe selbst zu sein schien, fragte ich mich, wie schnell Harpyien wohl fliegen konnten. Würden sie das Auto einholen können?
    Ich blickte eine Weile stumpf auf die vorbeirasenden Bäume, dann fiel mein Blick auf einen der Äcker, wo ein paar Menschen um einen Traktor herumliefen. Unter ihnen auch ein Mädchen in meinem Alter, das einen pinkfarbenen Trainingsanzug trug.
    Bettina.
    Plötzlich war mir, als würde etwas von mir abfallen. Meine Selbstbeherrschung? Ich schluchzte auf.
    Warum? Warum ich?
    Als Thomas mir die Hand auf die Schulter legte, lehnte ich mich an ihn und vergrub das Gesicht an seiner Brust. Panik und Verzweiflung hatte ich hinter mir gelassen, aber jetzt holte mich die Trauer ein. Um Bettina, um mein normales Leben, um … ach, einfach alles. Und sich von Thomas festhalten zu lassen tat unendlich gut. So was machten Freunde doch, sich gegenseitig trösten, oder nicht? Er strich mir beruhigend über Haare und Schulter. So saßen wir eine Weile, und es kümmerte mich nicht, dass Aiko immer wieder verstohlen zu uns herüberblickte. Seine Wärme und seine Berührungen trösteten mich und gaben mir die Geborgenheit, die ich in diesem Augenblick so dringend brauchte.
    »Da du jetzt zu uns gehörst, solltest du einiges über die Götterkinder wissen.« Macius drehte sich zu uns um.
    Ich rückte schnell von Thomas ab und wischte mir verstohlen über die Augen.
    Thomas wartete, bis er sich sicher war, dass ich meine Tränen unter Kontrolle hatte – die Macius dankenswerterweise einfach ignorierte –, bevor er antwortete. »Was muss ich wissen?«
    Macius betrachtete ihn mit seinen Edelsteinaugen prüfend, dann begann er. »Vor Urzeiten, kurz nachdem die Götter die Welt geschaffen und bevölkert hatten, vereinigten sich einige von ihnen mit Menschen und zeugten die sogenannten Götterkinder, halb Mensch, halb Gott. Die Menschen haben diesen Mischlingen im Laufe der Zeit viele Namen gegeben, und oftmals fürchteten sie sich vor ihnen aufgrund ihrer Fähigkeiten. Deshalb zogen sich die halbmenschlichen Nachfahren der Götter ins Verborgene zurück und erfanden Geschichten, die die Menschen glauben machen sollten, dass es sie nicht wirklich gibt. Alles, was du über Sirenen, Dämonen, Kobolde, Nixen , Vampire und Werwölfe gehört hast, geht darauf zurück.«
    Thomas nickte, allerdings war ich mir nicht sicher, wie viel er von dem, was er da aufgetischt bekam, wirklich glaubte. Mir fiel es ja schon schwer, nicht ungläubig zu schnauben, und das trotz allem, was ich erlebt hatte.
    »Es klingt vielleicht ein wenig kompliziert, aber du wirst sehen, dass alles einen Sinn ergibt. Hat dir Aileen erzählt, dass sie eine Banshee ist?«
    Ich riss empört die Augen auf. Musste er ihm das so direkt auf die Nase binden? Das hätte auch noch Zeit bis später gehabt. Vor allem hätte ich es ihm selbst sagen wollen.
    Thomas sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Bisher nicht.«
    »Sie ist sogar die letzte Banshee, die mir auf diesem Planeten bekannt ist«, fuhr Macius fort. »Eine Todesfee, wie die alten Dichter sie besingen und die Menschen sie fürchten. Wenn du sie dir genau ansiehst – ich weiß, das tun die wenigsten Leute –, wirst du erkennen, dass sie nicht wie andere Mädchen ist. Allein ihre Haut, ihr Haar und ihre Augen unterscheiden sich. Solange man die Wahrheit nicht kennt, findet man nichts daran und glaubt bestenfalls an eine Laune der Natur.«
    Meine Wangen glühten, und ich hatte große Lust, Macius eins über die Rübe zu ziehen. So seltsam sah ich nun auch wieder nicht aus. Außerdem hatten sich bei seinen Worten alle zu mir gedreht, außer Pheme, die mich im Rückspiegel betrachtete. Ich hasste es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.
    Zum Glück redete Macius weiter. »Aber wenn du jeden von uns betrachtest, wirst du erkennen, dass wir alle nicht wie gewöhnliche Menschen aussehen.«
    Seine Worte bewegten mich dazu, ebenfalls genauer hinzuschauen, und ich bemerkte einen rötlichen Schimmer unter Aikos Haut. Schon vorher hatte ich mitbekommen, dass Macius’ Haut grünlich schimmerte. Phemes Haut wirkte normal, aber ihre Haare waren es nicht. Sie glänzten grünschwarz wie das Gefieder mancher Enten.
    »Du musst wissen, dass

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