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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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Harpyien Gedanken machen, sondern auch um die Polizei.«
    Na klasse!
    Ich hätte in diesem Augenblick einfach nur vor Trauer und Wut um mich schlagen wollen. Reichte es denn nicht, was ich bisher erlebt hatte?
    »Kann man die Sache nicht klarstellen?«, fragte Thomas sachlich. »Die Polizei kann doch nicht wirklich glauben, dass dort jemand Amok gelaufen ist. Solche Klauenwunden wie von diesen Viechern können unmöglich als Messerstiche durchgehen.«
    »Die Menschen glauben, was sie glauben wollen«, antwortete Macius. »Wie sonst sollten sie sich diesen Schrecken erklären?«
    »Vielleicht hätten sich eure Leute nicht so viele Geschichten ausdenken sollen, um eure Existenz zu verschleiern. Wenn die Menschen noch an euch glauben würden, wäre vieles leichter.«
    Aiko schnappte nach Luft, und Pheme stieß einen warnenden Pfiff aus. Offenbar hatte Thomas genau das Falsche gesagt. Aber er hatte recht. Wenn die Götterkinder nicht ständig Versteck gespielt hätten, würde die Polizei jetzt nach den wahren Schuldigen suchen.
    Macius funkelte ihn um Beherrschung bemüht an. »Da du ein Mensch bist, nehme ich dir deine Bemerkung für dieses Mal nicht übel. Du hast schließlich keine Ahnung, was den Götterkindern alles passiert ist, als die Menschen noch von ihnen wussten. Die Furcht der Sterblichen ist eine Sache und ihre Reaktion darauf eine andere. Nicht alle haben sich verkrochen und irgendwelche nutzlosen Bannsprüche gemurmelt, manche suchten auch nach Wegen, uns zu töten. Da wir zur Hälfte menschlich sind, können wir ebenfalls sterben. Die Menschen, die herausfanden, wie man ein Götterkind tötet, haben dies weidlich ausgenutzt und nicht nur die Nyxianer umgebracht, die ihnen geschadet haben, sondern jeden Menschen, der auch nur einen Tropfen göttliches Blut in sich hatte. Dass wir uns zurückgezogen haben, ist nicht nur geschehen, um den Menschen die Furcht zu ersparen, sondern auch, um uns zu schützen.«
    Als Macius’ Ausbruch zum Ende kam, herrschte beklommene Stille im Wagen.
    Thomas brach sie als Erster. »Bitte entschuldigt, ich wollte nicht …«
    Macius neigte den Kopf, und seine aristokratischen Züge wirkten wie in Marmor gemeißelt. »Ich sagte doch schon, dass ich dir nicht zürne. Du hast gerade erst erfahren, dass die Menschen nicht allein auf dieser Erde wandeln. Wir, die wir schon sehr viele Jahre mit diesem Wissen leben, sehen die Dinge anders als du, aber das kann dir niemand zum Vorwurf machen.«
    Damit wandte er sich wieder um.
    »Werden wir jemals nach Berlin zurückkehren können?«, fragte ich, denn einerseits erschien mir ein Themenwechsel das Richtige in dieser Situation zu sein. Andererseits wollte ich wirklich eine Antwort auf diese Frage. »Ich meine, wegen der Polizei und so.« Nicht, dass ich meinem Vater nachtrauerte, wahrscheinlich war es ihm egal, was mit mir war, aber meine Heimatstadt nicht mehr wiedersehen zu dürfen , ging mir ganz schön an die Nieren. Mehr noch, als für eine durchgeknallte Amokläuferin gehalten zu werden.
    »Solange wir nicht wissen, was der Ursprung der Feindseligkeiten der Nyxianer ist, nein.«
    »Und wenn diese Nyxianer sich wieder einkriegen?«, fragte ich.
    »Dann bleibt das Problem mit der Polizei. Solange man nicht zu dem Schluss kommt, dass ihr unschuldig seid, werdet ihr untertauchen müssen.«
    Ich wollte schon protestieren, dass noch gar niemand behauptet hatte, wir seien Amok gelaufen. Doch da waren wir auch schon an der Grenze, und obwohl dort nur noch Lastwagen wegen der Zollkontrolle anhalten mussten, hielt ich es für angebracht, nicht weiterzuplappern. Pheme mäßigte das Tempo und lächelte einen der Zollbeamten an. Ich weiß nicht, ob sie dabei irgendeine Magie anwendete, aber die Züge des Mannes nahmen sofort einen verklärten Ausdruck an.
    Nachdem wir den Grenzübergang hinter uns gebracht hatten, atmete ich erleichtert auf. Bis hier hätten wir es schon mal geschafft, ohne von der Polizei gestoppt oder von Harpyien angegriffen zu werden.
    Doch wie würde der Rest des Weges aussehen?

10. Kapitel
    I n den späten Nachtstunden erreichten wir die polnische Hauptstadt. Der Weg hierher war überraschend eintönig gewesen. Nachdem wir die Lawinen von Fahrzeugen, die dem Feierabend entgegenströmten, hinter uns gelassen hatten, war der Verkehr ruhiger geworden, und wir kamen gut voran. Nun drangen wir ins Herz von Warschau vor. Die Stadt wirkte ein bisschen wie Berlin, nur blinkten hier die Leuchtreklamen auf Polnisch. Die

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