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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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der Duft seiner Haut entgegen, vermischt mit dem Geruch nach Seife. Seine Wärme konnte ich auf meiner Wange spüren, und ich machte keine Anstalten auszuweichen. Ihn so nahe bei mir zu spüren, ließ mein Herz heftig klopfen. Auch wenn ich nichts unternehmen würde, um unsere Beziehung zu verändern, war dieses Gefühl dennoch herrlich.
    »Ich sehe nichts«, sagte er und wich zurück.
    »Wie, du siehst nichts?«
    »Ich erkenne keine Veränderung«, entgegnete Thomas.
    »Was?« Hatte die Lupe etwa ihre Wirkung verloren? Noch einmal wollte ich mich von dem Ding nicht stechen lassen.
    Ich blickte hindurch – und las die übersetzten Buchstaben. Nichts hatte sich verändert. Aber warum sah Thomas dann nichts?
    Natürlich. In Gedanken schlug ich mir die Hand vor den Kopf. Die Blutspende musste ja irgendeine Bedeutung haben. Offenbar konnte immer bloß eine Person die Lupe benutzen. Oder vielleicht sogar nur jemand mit magischem Blut.
    »Also ich sehe etwas.«
    »Das liegt wohl daran, dass du eine Hexe bist.«
    »Ich bin keine …« Als ich in seine Augen blickte, stockte ich und hatte für einen Moment das Gefühl, darin zu versinken.
    Dann räusperte ich mich und wandte mich wieder dem Buch zu.
    »Du solltest so was besser nicht sagen, früher hat das gereicht, um jemanden auf den Scheiterhaufen zu bringen.«
    »Steht das etwa da drin?«
    »Ja, und es ist alles andere als lustig.« Gut, damit waren wir wieder auf sicherem Gebiet. Bei einem Gespräch über Hexenverbrennungen bekam ich bestimmt keinen Schwärmanfall.
    »Warum sollst du das lesen?«
    »Keine Ahnung. Macius hat mir nur gesagt, dass ich es tun sollte. Wahrscheinlich ist es Teil meiner Ausbildung oder so.«
    »Oder du sollst etwas über deine Vorfahren erfahren«, wandte Thomas ein und blickte weiterhin auf das Buch, obwohl er sicher nicht eine einzige Silbe verstand. »Vielleicht hat er sich die Mühe gemacht, alle möglichen Akten über sie herauszusuchen.«
    Das war gut möglich, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass meine Vorfahrinnen alle auf dem Scheiterhaufen gelandet waren. Hätten sie ihre magischen Fähigkeiten nicht dazu benutzt, sich zu befreien?
    Ein Klopfen an der Tür ließ mich aufschrecken.
    »Herein!«
    Wollte Pheme nachsehen, ob ihre Lupe funktionierte?
    Doch diesmal war es tatsächlich Macius, der ins Zimmer kam.
    Als er Thomas neben mir sah, runzelte er kurz die Stirn.
    »Hatte ich dir nicht auch etwas zu tun gegeben?«, fragte er.
    Bildete ich mir das ein oder klang er ein wenig mürrisch?
    Thomas rückte ein Stück von mir ab und kratzte sich verlegen am Kopf.
    »Ich dachte mir, ich mache mal eine kleine Pause.«
    Dass er von Macius auch eine Aufgabe bekommen hatte, war mir neu, aber Thomas war ja auch gerade erst ein paar Minuten da.
    »Da du aussiehst, als hättest du dich gut erholt, würde ich dir ans Herz legen, wieder an die Arbeit zurückzukehren. Ebenso wie Aileen hast auch du eine Menge zu lernen und zu erfahren.«
    Hatte er Thomas etwa ebenfalls solche dicken Wälzer vorgelegt? Wie entzifferte er sie? Magische Lupen ließen sich bestimmt nicht im Dutzend kaufen.
    »Okay, ich geh ja schon«, lenkte Thomas ein und zwinkerte mir zu. Dann schlenderte er lächelnd an Macius vorbei und verschwand im Gang.
    Macius blickte ihm kurz nach und zog die Tür hinter sich zu.
    »Wie geht es voran?«, fragte er, als er näher kam. Schließlich baute er sich wie ein Lehrer neben dem Tisch auf.
    »Recht gut, dank Phemes Lupe.«
    Macius lächelte kurz. Ich wusste selbst, dass das nicht der richtige Ausdruck dafür war, aber für mich war es eben eine Lupe, auch wenn sie ganz anders funktionierte. Ich könnte wirklich ein Wörterbuch Deutsch – Magisch, Magisch – Deutsch gebrauchen.
    »Allerdings verstehe ich nicht, was diese Akten sollen. Das sind doch Hexenprozesse, nicht wahr?«
    »Nicht alle«, entgegnete Macius. »Es gibt auch ganz normale Kriminalfälle. Sie alle haben etwas gemeinsam.«
    Er sah mich auffordernd an, als erwarte er von mir, dass ich ihm sagte, worin die Gemeinsamkeit bestand.
    »Es sind Götterkinder, nicht wahr? Ich meine, die Angeklagten.«
    »Ja, das waren sie. Einige sind es noch, nachdem man sie befreit hat.«
    »Befreit?«
    »Manchmal kamen wir aber auch zu spät, besonders bei Götterkindern, die sich nicht ihres Wesens bewusst waren.«
    »Was war mit denen, die sich dessen bewusst waren?«
    »Einige von ihnen erschreckten die Richter zu Tode oder schafften es, spurlos zu verschwinden.«
    »Warum hat man

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