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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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durch eine Akte nach der anderen. Manche dieser Schriftstücke waren so langweilig, dass ich Mühe hatte, wach zu bleiben. Auch Thomas’ Kaffee, den ich zwischendurch schlürfte, richtete da nicht viel aus.
    Als ich schließlich anfing, die Schrift vor meinen Augen doppelt zu sehen und die Namen zu verwechseln, beschloss ich, in die Küche zu gehen und mir einen Müsliriegel zu holen.
    Am Küchentisch saß Pheme und studierte eine Zeitung. Schlagartig vergaß ich meinen Hunger und meine Müdigkeit. Mein Finger begann sofort wieder zu pochen.
    »Na, wie geht es mit dem Schriftenleser voran?«, fragte sie beiläufig, ohne von ihrer Lektüre aufzusehen.
    »Das Ding hat mich gestochen!«, fuhr ich Pheme an und hielt ihr meinen verpflasterten Finger unter die Nase.
    Die Sirene blickte auf und schien davon alles andere als überrascht.
    »Na und? Das tut das Ding eben.«
    »Du hättest es mir sagen können! Außerdem, war diese blöde Nadel überhaupt sauber? Wir leben schließlich nicht mehr im Mittelalter.«
    Pheme legte den Kopf schief und musterte mich finster.
    »Mach das Pflaster ab«, wies sie mich an.
    »Es bringt jetzt auch nichts mehr, wenn du nach dem Stich sehen willst«, entgegnete ich bockig. »Wer weiß, was ich mir da eingehandelt habe.«
    »Mach das Pflaster ab«, wiederholte sie nachdrücklich und hörbar genervt.
    Schnaufend kam ich ihrer Anweisung nach. Ich erblickte einen kleinen Blutstropfen auf dem Pflaster – doch die Verletzung war verschwunden.
    »Was zum …?« Ich hätte schwören können, dass der Finger bis eben noch geschmerzt hatte.
    »Wie ich sehe, bist du unverletzt«, stellte Pheme spöttisch fest.
    »Wie kann das sein?«
    »Denk mal nach! Du bist ein magisches Wesen, und die Lupe ist ein magischer Gegenstand. Seit Sirenengedenken war dieser Gegenstand im Besitz meiner Familie. Meine Mutter behauptete sogar, dass die Göttin Aither ihn persönlich geschaffen haben soll. Glaubst du wirklich, dass so ein Gegenstand einem ihrer Urururenkel wirklich schaden kann?«
    He, ich bin die Neue hier! Woher hätte ich das wissen sollen?
    »Der Leser nimmt dein Blut, aber nur, um zu prüfen, ob es tatsächlich eine Aitherische ist, die ihn benutzen will. Außer uns wird jeder, der durch das Glas blickt, eine unveränderte Form des Textes sehen.«
    »Du meinst, dass dieses Ding exklusiv für uns arbeitet? Also für dich und mich?« Damit war klar, warum Thomas nichts erkannt hatte.
    Pheme lachte auf. »Endlich hast du es begriffen. Ja, das tun manche Gegenstände, besonders dann, wenn sie durch die Magie einer Göttin geschaffen wurden. Sie dienen ihren jeweiligen Nachkommen. Nur wenn alle Götter gemeinsam an der Erschaffung eines Artefaktes mitgewirkt haben, werden auch alle Götterkinder es benutzen können.«
    Das klang ein bisschen verworren. Kannten die Götter damals schon eine Schrift? Oder war die Behauptung, dass Aither die Lupe persönlich geschaffen hatte, schlichtweg eine Legende?
    Dass diesem Gegenstand Magie innewohnte, stimmte zwar, aber um so etwas zu erschaffen, musste man doch einen Körper haben. Oder materialisierten die Götter sie so einfach? Das wollte ich nicht so recht glauben. Aber vielleicht sollte ich auch einfach damit zufrieden sein, dass sie ihre Arbeit machte.
    »Also kann ich davon ausgehen, dass es richtig funktioniert und dir kein Kauderwelsch anzeigt.«
    »Nein, es arbeitet gut. Es übersetzt sogar aus anderen Sprachen.«
    Pheme lächelte mich breit an. »Na, bestens. Den kleinen Blutstropfen wirst du schon verschmerzen.«
    Damit wandte sie sich wieder ihrer Zeitung zu.
    Die Sirene konnte einem wirklich gehörig auf die Nerven gehen, trotzdem konnte ich ihr nicht länger böse sein. Sie hatte mir wirklich nur helfen wollen.
    Auf einmal kam ich mir ziemlich dumm vor. Der kleine Stich war wirklich nicht der Rede wert gewesen. Wie oft hatte ich mir bei der Arbeit einen Splitter eingerissen?
    Nachdem ich noch eine Weile unschlüssig dagestanden hatte, marschierte ich zum Küchenschrank und holte mir einen Müsliriegel. Wie ich sehen konnte, war die Packung bald leer. Gingen Götterkinder etwa auch in den Supermarkt, um einzukaufen, oder zauberten sie sich kurzerhand das, was sie brauchten? Wenn ja, dann musste ich unbedingt erfahren, wie das funktionierte, damit es hier endlich etwas anderes gab als dieses Vogelfutter.

    Da ich keine Ahnung hatte, woher Macius das Abendessen hatte, vermutete ich, dass er Magie angewandt hatte, und stach erst mal vorsichtig mit der

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