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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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Krankheiten bewahrt.
    Pheme konnte nachher etwas erleben!
    Jetzt ließ ich allerdings erst einmal rasch den Blutstropfen auf die Feder mit dem Dorn fallen.
    Als mein Blut auf der goldenen Oberfläche der Feder aufkam, zog sich der Dorn zurück. Offenbar reichte der seltsamen Lupe die Menge.
    Während ich zwischen leichtem Ekel und Faszination schwankte, breitete sich mein Blut in den Rillen der Feder aus. Als es die letzten Winkel erreicht hatte, versickerte es in dem Gold, und innerhalb von Sekunden war kein einziger roter Fleck mehr zu sehen. War die Lupe jetzt … angeschaltet … einsatzfähig? Ich hatte keine Ahnung, was für ein Vokabular man für magische Geräte verwendete.
    An der Lupe konnte ich außer dem verschwundenen Blut keine Veränderung entdecken. Ich zögerte ein wenig, sie noch einmal anzufassen, denn wer wusste schon, wo wieder irgendeine Nadel rausgeschossen kam. Noch einmal wollte ich mich nicht stechen lassen!
    Um zu erfahren, ob es funktionierte, musste ich die Lupe allerdings auf das Buch legen. Wie lange mochte die Wirkung des Blutes anhalten? Egal, jetzt brauchte ich erst mal ein Pflaster, damit ich nicht alles vollblutete.
    Als ich den Nachtschrank durchsuchte, wurde ich tatsächlich fündig. Neben Papiertaschentüchern entdeckte ich ein kleines Schächtelchen mit Verbandszeug. Schnell fischte ich ein Pflaster hervor, und nachdem ich meine Verletzung versorgt hatte, ließ ich alles wieder in der Schublade verschwinden und kehrte zum Schreibtisch zurück. Mit jeweils zwei Fingern packte ich die Lupe und versuchte möglichst nicht die Federn zu berühren. Die ganze Zeit über wartete ich angespannt darauf, dass irgendein Stachel aus der Seite schnellte, doch die Lupe blieb friedlich. Vorsichtig legte ich sie auf die aufgeschlagene Seite.
    Ich rechnete nicht wirklich damit, dass sich etwas tun würde. Zwar konnte ich die Existenz von Magie eindeutig nicht mehr leugnen, aber siebzehn Jahre Skepsis lösten sich nicht einfach so in Luft auf. Oder vielleicht doch, wenn ich weiterhin so abgefahrene Sachen zu Gesicht bekam wie das hier.
    »Wow!«, entfuhr es mir, als sich die seltsamen Häkchen und Schlaufen vor meinen Augen in Druckbuchstaben verwandelten.
    Ich begann zu lesen. Schade, dass die Lupe nichts gegen die seltsame Ausdrucksweise ausrichten konnte, aber nun verstand ich wenigstens, worum es ging.
    Das ehrsame Gericht von Waltershire hat sich heutigentags zusammengefunden, um die Sache der Annbel Wilckox zu verhandeln, die wegen Hexerei und Zauberkunst angeklagt ist …
    Ich fasste es nicht. Das hier waren Gerichtsakten! Offenbar waren einige Götterkinder wegen Zauberei vor Gericht gestellt worden. Geschichte hatte mich früher nicht interessiert, aber jetzt las ich Aktenblatt um Aktenblatt neugierig durch. Man warf den Angeklagten alles Mögliche vor: Sie sollten das Vieh mit Schadenszaubern belegt, Kinder verhext und Männer impotent gemacht haben. Konnten wir so etwas wirklich tun, oder waren das alles nur faule Ausreden, um uns zu vernichten?
    Während ich mich durch die umständlichen Formulierungen quälte, ging die Tür auf. Ich blickte auf, in der Annahme, dass es Macius war, der meine Fortschritte überprüfen wollte.
    Stattdessen trat Thomas mit einem Kaffeebecher ein und lächelte mich an. »Hier, ich dachte mir, dass du den gebrauchen könntest.«
    »Kaffee.« Begeistert sprang ich auf und spürte, wie meine Müdigkeit sofort verflog. Und das nicht allein vom Kaffeeduft, der sich augenblicklich in dem Zimmer ausbreitete.
    Als ich Thomas den Becher aus der Hand nahm, bemerkte er das Pflaster an meinem Finger.
    »Hast du dich geschnitten?«
    »Nein, äh … das war …« Sollte ich ihm erzählen, was die Lupe mit mir angestellt hatte? »Es ist nichts«, fügte ich schnell hinzu. Ach, das war doof. Ich sollte nicht wegen so einer Kleinigkeit lügen, aber irgendwie hatte ich Angst, dass ihm das alles hier zu viel werden könnte.
    Thomas musterte mich einen Moment lang besorgt, doch er schien meine Verlegenheit zu spüren und wechselte dankenswerterweise das Thema.
    »Was hast du da?«, fragte er und deutete auf die Lupe.
    »Pheme hat mir das Ding gegeben«, antwortete ich und setzte mich wieder auf den Schreibtischstuhl. »Es ist eine Art Übersetzer.«
    »Für mich sieht es aus wie eine Lupe.«
    »Dafür habe ich es im ersten Moment auch gehalten. Aber sieh mal durch das Glas hindurch.«
    Thomas stellte sich hinter mich und beugte sich über die Lupe. Dabei strömte mir

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