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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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wollten.«
    Sie blickte zu Thomas hinüber, der daraufhin beinahe das Kauen vergessen hätte. Ich unterdrückte ein Lachen. Ich hätte ihn aufklären können, dass Pheme ihn nur veralberte, schließlich durften Götterkinder keine Menschen verletzen, aber das sollten die beiden unter sich ausmachen.
    »Seit die Wasserwerke die Trinkwasserversorgung kontrollieren, müssen die Wassermänner vorsichtiger sein. Viele haben sich zwar in die größeren Gewässer zurückgezogen, ein paar müssten allerdings noch hier sein. Die meisten alten Brunnenschächte sind mittlerweile überbaut, aber dennoch intakt, und es gibt sicher auch noch etliche Zugänge, über die man sie erreichen kann.«
    »Warum bitten wir sie nicht um Hilfe?«
    »Weil Wassermänner sehr eigen sein können. Sie kümmern sich um ihren persönlichen Brunnen und nichts weiter. Macius ist eine Ausnahme, aber das hat auch seine Bewandtnis.«
    Bevor ich fragen konnte, was sie meinte, schneite er bereits herein.
    »Ah, alle versammelt! Ich werde beim nächsten Mal wohl darauf achtgeben müssen, nicht alle Vorräte aufzubrauchen. Irgendwas Besonderes in der Stadt, Aiko?«
    »Nein, nichts außer den üblichen verwunderten Blicken, die mir die Leute immer zuwerfen, wenn sie eine Japanerin in der Stadt sehen. Dass ich keinen Fotoapparat um den Hals trage, verwirrt sie offensichtlich.«
    »Hm«, machte Macius daraufhin, als hätte er etwas anderes erwartet.
    »Keine Anzeichen von Götterkinder-Aktivität?«
    »Gar nichts. Weder von Nyxianern noch von anderen.«
    Macius schob die Unterlippe vor und wippte kurz vor und zurück, dann fragte er: »Was gibt es zu essen? Du hast mir doch hoffentlich Thunfisch mitgebracht.«
    Thunfisch? Na ja, jedem das Seine. Ich fand Dosenthunfisch ziemlich eklig, auch wenn ich Fisch sonst ganz gern aß.
    Aiko zauberte einen gefrorenen Fisch aus der letzten Tüte. Ach so, dann gab es heute Abend Thunfischsteak. Lecker.
    Macius bedankte sich, wickelte den Fisch aus und biss hinein, als sei es ein Hotdog.
    Vielleicht gab es doch etwas anderes zum Abendessen.

    In dieser Nacht kehrten die Träume zurück.
    Ich hörte die Melodie, die ich immer hörte, wenn sie kamen, und erneut fand ich mich vor dem Fenster irgendeines mittelalterlichen Hauses wieder. Diesmal starrte mich keine entsetzte Frau an, dafür beobachtete ich, wie ein Pfarrer aus dem Haus trat und einen weinenden Mann zurückließ. Er blickte aus verzweifelten Augen zu mir herüber, und ich wusste auf einmal, dass seine Frau samt dem Kind, das sie gebären sollte, gestorben war. Das erfüllte mich mit einem so tiefen Schmerz, dass ich zu klagen begann.
    Keuchend schreckte ich in die Höhe und wäre um ein Haar mit Macius zusammengestoßen.
    Ich schrie auf, dann raffte ich meine Decke vor der Brust.
    »Verdammt, was soll das?« Ich atmete schwer. Normalerweise dauerte es einen Moment, bis ich mich aus den Traumbildern befreien konnte, diesmal war ich sofort hellwach. Und ich war verdammt noch mal wütend. »Hast du etwa die ganze Zeit hier gesessen und mich beobachtet?«
    Macius wich ein wenig zurück, blieb jedoch auf meiner Bettkante sitzen, als ein rötlicher Schimmer auf seine Wangen trat. »Entschuldige bitte. Ich wollte nur sehen, wie du dich verhältst, wenn du träumst.«
    »Wozu denn?« Ich schrie beinahe und atmete deshalb einmal tief durch. Danach war meine Stimme ruhiger, wenngleich nicht weniger aufgebracht. »Woher willst du wissen, ob ich träume?«
    Die Vorstellung, dass er letzte Nacht auch schon hier gesessen haben könnte, war echt unheimlich, Stalker-Horrorfilm-mäßig unheimlich.
    »Ich habe es an deinen Augen gesehen. Und gehört.«
    Ich hätte ihn am liebsten sofort rausgeworfen, doch wir mussten das hier erst klären. Außerdem wollte ich wissen, was Macius mir über meine Träume erzählen konnte. Wenn ich mal ehrlich war, dann hatte Macius mehr Ähnlichkeit mit Dornröschens Prinz als mit Jigsaw. Mit seinem verwuschelten Haar und den grün leuchtenden Augen sah er verdammt niedlich aus. Obendrein trug er das erste Mal, seit ich ihn kannte, kein Hemd, sondern ein dunkles T-Shirt, das ihm richtig gut stand, auch wenn ich ohne Licht nicht viel erkennen konnte.
    Ich brauchte dringend neue Klamotten! Mein eigenes T-Shirt war weiß und ausgeleiert. Und ich musste mich kämmen. Unbedingt! Vor allem aber musste ich aufhören, mich schon wieder wie eine hormongesteuerte Idiotin zu benehmen.
    »Was meinst du mit gehört?«
    »Du hast im Schlaf zu summen begonnen. Das

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