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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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dabei auch ein wenig erklärt, wie die Magie funktionierte. Götter konnten nicht nur die Wirklichkeit nach ihrem Willen formen, sondern auch Materie verwandeln und wieder auflösen. Ihre halb menschlichen Nachkommen verfügten nur noch in Teilen über diese Fähigkeiten. Einige hatten sehr weitreichende Magie, andere sehr spezielle. Bei jeder Art fiel das magische Können etwas anders aus. Banshees waren zum Beispiel nicht nur in der Lage, den nahenden Tod anderer Menschen zu spüren. Ihr Schrei konnte Dinge wie Steine oder Organe zum Platzen bringen, ihr Gesang jedoch – wenn es nicht gerade der Todesgesang für einen Sterbenden war – konnte Nachtgewächse blühen lassen und Kinder beruhigen. Ha, das war ja mal was Positives über meinesgleichen!
    Ich wollte schon hinauslaufen, um es Thomas zu erzählen, da fiel mir wieder ein, dass er schmollte. Also setzte ich mich wieder an den Schreibtisch.
    Stunden später, beim Abendessen, würdigte mich Thomas keines Blickes. Während Aiko und Pheme munter plauderten, stopfte er sein Essen – Russische Eier und Schwarzbrot – in sich hinein, als bekäme er die nächsten Tage nichts mehr. Wahrscheinlich wollte er so verhindern, dass ihn jemand ansprach.
    Ich sah zu ihm rüber und meinte fast an den Worten, die ich ihm gern an den Kopf geknallt hätte, zu ersticken.
    Später am Abend hockte ich dann wieder über meinen Büchern, musste aber immer wieder an Thomas denken.
    Als mich das schließlich nervte, ging ich wieder zu der Plattform, auf der ich Macius antraf. Offenbar saß er hier jede Nacht.
    »Was war mit deinem Freund los?«, wollte er wissen, nachdem ich mich neben ihm niedergelassen hatte. »Ihr habt auch heute Abend nicht miteinander gesprochen.«
    O Gott, ich war drauf und dran ein Beste-Freundinnen-Gespräch mit Macius zu führen! Aber ein bisschen war ich auch froh, dass er nachfragte.
    »Keine Ahnung.« Ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären, was in Thomas gefahren war. Den einen Tag brachte er mir Kaffee und am nächsten führte er sich auf wie eine Drama-Queen.
    »Er ist eifersüchtig, richtig?«, fragte Macius.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Möglicherweise. Vielleicht stresst ihn das alles hier auch bloß.«
    Macius atmete geräuschvoll durch die Nase aus, starrte eine Weile in den Schacht und sagte dann: »Das glaube ich nicht. Er scheint dich sehr zu mögen. Vielleicht solltest du dich ein wenig mehr um ihn kümmern.«
    Na, das war ja mal ein Bombenvorschlag. Als ob ich Thomas bisher vernachlässigt hätte. Oder sollten wir das Training einfach ausfallen lassen?
    »Es hilft mit Sicherheit nicht, wenn ich ihm jede freie Minute auf der Pelle hänge«, gab ich schroff zurück.
    Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Wassermanns. »Männer geben zuweilen vor, eine Sache nicht zu mögen, die sie schwächt, dennoch sehnen sie sich danach.«
    Ich konnte nichts anderes tun, als ihn entgeistert anzustarren.
    »Nun gut, vielleicht habe ich mich nicht präzise ausgedrückt. Du solltest Thomas klarmachen, wie du zu ihm stehst. Das würde Missverständnisse in Zukunft vermeiden.« Mit den Fingernägeln der rechten Hand pochte er auf das Metall, was ein leises Ping durch den Tunnel schallen ließ.
    »Er weiß, wie ich zu ihm stehe.« Oder etwa nicht? Ich meine, wenn er mehr als Freundschaft wollte, dann hätte er doch schon mal was gesagt. Ja, mit Sicherheit. Außerdem wollte ich auch nicht mehr, zumindest in meinen vernünftigeren Momenten. »Wir sind Freunde, nichts weiter. Nur Freunde.«
    Macius blickte mich an, als wüsste er es besser.
    »Also gut, dann bleib noch ein Weilchen hier und denk nach. Ich werde dich jetzt allein lassen.« Damit erhob er sich, klopfte mir noch einmal auf die Schulter und verschwand nach oben.
    Ich sah ihm nach, bevor ich mich wieder umdrehte, und in den dunklen Schlund unter mir starrte. Konnte er recht haben? War Thomas tatsächlich eifersüchtig, weil er in mich verliebt war? Bei diesem Gedanken vollführte mein Herz eine seltsame kleine Rolle, und ich erinnerte mich wieder an gestern, als sich die Echos in mir ausgebreitet hatten. Wie gern würde ich jetzt mit meiner Mutter reden. Macius hatte zwar gesagt, dass das nicht gehe, da ich die Echos nur als Erinnerungen sah. Aber woher wollte er wissen, dass ich zu den Seelenechos keinen Kontakt aufnehmen konnte? Er war keine Banshee!
    Wenn es nun doch möglich war, könnte ich mit meiner Mutter reden und sie um Rat fragen, was Thomas anging.
    Doch in meinem

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