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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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Schrei auszustoßen. Du musst auf die Kraft der Echos in deiner Seele zurückgreifen.«
    »Wie soll ich das machen? Meinen Vorfahrinnen sagen, dass ich fliegen will?«
    »Nein, die Energie deiner Vorfahrinnen wird dich vielmehr anheben.«
    Das klang reichlich mysteriös. War ich ein menschliches oder vielmehr götterkindliches Hoovercraft oder so was?
    »Das Element deiner Göttin ist die Luft, also kannst du leichter als alle anderen aufsteigen und dich fliegend fortbewegen. Breite die Arme aus.«
    Aha, also flattern? Vorsichtshalber hielt ich die Arme still, aus Angst, dass Macius die Geduld mit mir verlor oder ich wie ein wahnsinniges Hühnchen aussah.
    »Wie funktioniert dieses ganze Magiezeugs eigentlich?«, fragte ich, denn ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich aufsteigen sollte. »Wo kommt es her? Haben wir vielleicht eine … ich weiß nicht … Drüse oder sonst was?«
    »Nein, so etwas haben wir nicht«, antwortete Macius mit seltsam hoher Stimme, als müsste er sich das Lachen verkneifen. »Trotzdem gibt es einige organische Unterschiede zu richtigen Menschen.«
    »Und die wären?«
    »Zunächst einmal nutzen wir wesentlich mehr und andere Bereiche unseres Gehirns als normale Menschen. Diese Bereiche müssen geweckt werden – und genau das tun wir gerade bei dir. Zudem gibt es je nach Art verschiedene Unterschiede in Knochenbau und Hauteigenschaften. Einer Sirene wachsen zum Beispiel Federn, und auch der Rest ihres Körpers verformt sich zu einem vogelartigen Wesen. Du hast zum Beispiel die Veränderungen an deinen Augen bemerkt. Auch das hat seinen Sinn. Wenn deine Erweckung vollständig abgeschlossen ist, wirst du in der Dunkelheit sehen können. Das war früher einmal sehr wichtig für dein Volk, denn sie mussten die Häuser der Sterblichen auch in tiefster Nacht finden.«
    Ich fand es ziemlich seltsam, dass es für das alles eine so wissenschaftliche Erklärung geben sollte. Magie war doch eigentlich etwas, das die Wissenschaft nicht erfassen konnte.
    »Jetzt rede nicht, sondern konzentriere dich auf deine Echos.«
    Hey, ich hatte gerade gar nichts gesagt.
    Macius fuhr fort: »Banshees schweben allein durch die Kraft ihrer geistigen Energie, also der Magie, die deinem Verstand innewohnt, deinen Echos.«
    Na, Krake, wo bist du heute?
    Offenbar hörten mich meine Echos, denn plötzlich dehnte sich etwas in meiner Brust aus. Das Bild meiner Mutter sah ich diesmal nicht. Vielleicht zeigten sich die Echos nur dann, wenn sie es wollten.
    »Jetzt konzentriere dich darauf, vom Boden abzuheben. Stell dir vor, wie du zu schweben beginnst.«
    Ich versuchte mir ein Bild vor Augen zu rufen und den Boden unter den Füßen zu verlieren. Das ging mir eigentlich nur dann so, wenn ich einem bestimmten Menschen gegenüberstand. Jemandem, der wahrscheinlich auch die nächsten Tage nicht mit mir reden würde. Dann ging ein Ruck durch meinen Körper, und erschrocken stellte ich fest, dass ich tatsächlich keinen Boden mehr unter den Füßen hatte. Ich schrie auf – und machte im nächsten Moment eine Vorwärtsrolle. Das heißt, es sah zunächst so aus, doch da ich keine Ahnung hatte, was ich eigentlich tat, fiel ich der Länge nach hin.
    »Aua!«
    Tränen schossen mir in die Augen, und etwas Warmes sickerte aus meiner Nase. Au, au, au! Stöhnend schloss ich die Augen und tastete mein Gesicht ab.
    Blut! War das etwa Blut? Entsetzt riss ich die Hände zurück und betrachtete meine Fingerkuppen.
    Tatsächlich! Es war Blut! Während mir Tränen über die Wangen rollten, konnte ich ein Schluchzen nicht zurückhalten. Mist, ich heulte wie ein kleines Mädchen. Aber der Fall hatte mir einen Schock verpasst, außerdem tat es verdammt noch mal weh.
    »Aileen!« Macius war sofort an meine Seite geeilt. Ich spürte seine Hände sanft auf meinen Schultern. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Ich schüttelte den Kopf. Eine schlechte Idee, denn die Bewegung verursachte einen stechenden Schmerz.
    »Du hast dich für ein paar Augenblicke in der Luft befunden.«
    Als ob das ein Trost wäre!
    »Kannst du dich aufsetzen?«, fragte er und zog mich, als ich »Denke schon« murmelte, vorsichtig in die Höhe.
    Kurz drehte sich alles um mich herum, und Macius’ Gesicht verschwamm, wurde aber sofort wieder klar. Blut tropfte über meine Oberlippe, doch der Schmerz verging allmählich.
    »Faszinierend«, bemerkte Macius, während er mich musterte. »Deine Selbstheilungskräfte sind wirklich enorm für jemanden, der gerade erst erweckt

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