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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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Inneren blieb, abgesehen von einer gewissen Unruhe, alles beim Alten. Das Echo kam nicht. Irgendwann sah ich ein, dass es besser war, wieder ins Bett zu gehen.

    Am nächsten Morgen schmollte Thomas noch immer.
    Bist du in mich verliebt?, hätte ich ihn am liebsten gefragt, als ich ihm auf dem Gang begegnete, doch ich brachte kein Wort raus. So eine Frage konnte man unmöglich im Vorübergehen stellen. Außerdem war ich mir nicht mal sicher, was für eine Antwort ich hören wollte. Ich suchte seinen Blick, und kurz erwiderte er ihn auch, aber dann sah er stur geradeaus. Mir stellte sich die Frage, ob ich überhaupt einen Freund haben wollte, der sich ohne jeden Anlass in einen eifersüchtigen Esel verwandelte. Schließlich hatte er Macius und mich nicht bei einer wilden Knutscherei erwischt.
    Nach dem Frühstück, das diesen Morgen Pheme zubereitet hatte, nahm die Sirene Thomas wieder unter ihre Fittiche, und ich folgte Macius durch den Gang mit den Abranthus-Ranken.
    Da ich gestern Abend, nach meinem Gespräch mit dem Wassermann, noch immer nicht hatte schlafen können, hatte ich versucht, in den dicken Schinken etwas über diese Ranken herauszufinden, doch die Quellen, die mir Macius gegeben hatte, schwiegen sich über die Pflanze aus. Vielleicht gab es ja so etwas wie einen Götterkinder-Pflanzenratgeber … Ich musste Macius unbedingt danach fragen!
    Im Gewölbe angekommen, nahmen wir erneut in der Mitte des Saals Aufstellung.
    Ich war überzeugt, dass der Wassermann eine neuerliche Kostprobe meines Schreis haben wollte, doch er überraschte mich.
    »Heute wirst du versuchen zu fliegen.«
    Fliegen? Tickte er noch richtig? Sah ich aus, als hätte ich Flügel? Selbst wenn ich das wirklich können sollte, ich hatte nicht mal einen Führerschein. Als geflügelte Aileen wäre ich eine Gefahr für mich selbst und meine Umwelt. Moment mal …
    »Mir wachsen doch keine Flügel, oder?«
    »Nein, natürlich nicht. Du fliegst einzig durch die Kraft deiner Echos.«
    Aha, ich blieb also die weiße Frau vom Dienst. Vielleicht wurde ich ja irgendwann einmal durchsichtig. »Du meinst, ich soll einfach vom Boden abheben und eine Superman-Show hinlegen?«
    »Nicht ganz. Vielleicht ist Fliegen nicht ganz der richtige Ausdruck. Schweben wäre besser.«
    »Aber meine Vorfahrinnen …«
    »Konnten das auch«, fiel mir Macius ins Wort. »Die Banshees haben von dieser Fähigkeit nur selten Gebrauch gemacht, aber in einem Kampf kann es von Vorteil sein, nicht am Boden zu bleiben.«
    »Du meinst, ich soll auf Augenhöhe mit den Harpyien gehen?«
    »Und mit den Lamien. Von allen Nyxianern sind sie dir am ähnlichsten.«
    Die Viecher mit den roten Augen. Ja, die Verwandtschaft war mir schon bei seiner kleinen Kristall-Diashow aufgefallen.
    »Warum sind Banshees eigentlich keine Nyxianer?« Als Todesfeen und gelegentliche Racheengel lag das für mich ziemlich nahe. Komisch, dass mir die Frage erst jetzt in den Sinn kam. »Wir haben alle mit dem Tod zu tun.«
    »Wie schon gesagt, ihr bringt den Tod nicht. Natürlich tötet auch ihr, wenn ihr euch verteidigen müsst …«
    Ich öffnete den Mund, um auf Barbara of Bannockburn hinzuweisen, doch Macius kam mir zuvor.
    »Bei Barbara war das was anderes, sie hatte einen guten Grund. Immerhin war es ihr Dorf, das dem Erdboden gleichgemacht worden war. Im Allgemeinen lassen die Banshees die Menschen in Ruhe und beklagen ihren Tod. Ein Nyxianer würde niemals über einen Toten jammern, sondern sich daran erfreuen oder gleichgültig darüber hinweggehen. Immerhin sind sie auserkoren, die Zerstörung zu bringen. Du erinnerst dich sicher noch an das, was ich dir von Nyx erzählt habe.«
    »Ja, der für das Gleichgewicht notwendige Verfall.«
    »So ist es. Der Tod gehört zum Leben. Es mag vielleicht grausam sein, aber so haben es die Götter bestimmt, und so ist es richtig für das Gleichgewicht des Lebens. Du bist allerdings keine Zerstörerin, sondern beweinst die Zerstörung. Eine wahre Nachfahrin von Aither, denn auch der Wind klagt zuweilen über das, was er auf seiner Reise sieht.«
    Damit wandte er sich der Stele zu, welche die Göttin in den wehenden Gewändern zeigte.
    »Bist du bereit, die Gabe deiner Göttin zu erlernen?«
    Was blieb mir denn anderes übrig? Wenn ich jetzt »Nö« sagte, warf Macius mich vermutlich aus seinem Brunnen.
    »Ja, klar bin ich bereit. Schieß los, was soll ich tun?«
    »Zunächst einmal musst du dich konzentrieren. Fliegen funktioniert ganz ähnlich, wie einen

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