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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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meinem Magen wurde zu einem angenehmen Druck, der sich in sämtliche Gliedmaßen ausbreitete.
    Als ich die Augen wieder öffnete, war der Scheitelpunkt der Kuppel so nahe, dass ich nur die Hand auszustrecken brauchte, um den steinernen Stern zu berühren. Jetzt erkannte ich, dass die Kristallsterne nicht etwa Lampen, sondern mit einer fluoreszierenden Substanz gefüllt waren, die beständig vor sich hinleuchtete. Oder war das auch irgendeine Magie?
    »Komm wieder runter!«, rief Macius mir zu. »Ich will nicht, dass du dir die Knochen brichst!«
    Ich dachte, ich hätte Superselbstheilkräfte.
    Aber ich wollte die Stimmung nicht durch einen Streit mit Macius verderben. Also schloss ich die Augen und befahl meinen Echos, mich wieder nach unten zu bringen. Ein leichter Druck machte sich unter meiner Schädeldecke breit, und mein Körper schien mit jedem Meter, den ich mich dem Boden näherte, schwerer zu werden. Daran würde ich mich noch gewöhnen müssen.
    Da zerriss ein Schrei die Stille, und meine Konzentration war dahin. Mist, verdammter! Ich fiel den letzten Meter nach unten, diesmal glücklicherweise nicht mit dem Kopf voran, und landete mit einem Übelkeit erregenden Knacken auf den Knien. Der Schmerz nahm mir fast den Atem, aber das war mir ganz egal, denn ich hatte die Stimme erkannt.
    Thomas!
    »Hilfe!«, brüllte er. »Helft mir!«
    Mein Gott. Die Ranken!
    Ich ignorierte die Schmerzen in den Knien, sprang auf und stürmte Macius hinterher zur Tür und in den Gang. Weit brauchten wir nicht zu laufen. Wie ich es befürchtet hatte, war Thomas von einer Abranthus-Ranke erwischt worden. Das Ding umschlang ihn wie das Tentakel eines riesigen Tintenfisches, während sich weitere Pflanzenarme auf ihn zubewegten.
    Thomas zappelte und stemmte sich nach Leibeskräften gegen die Ranke, doch die drückte immer fester zu und gab dabei eklige krachende Geräusche von sich. Oder waren das Thomas Knochen?
    »Thomas!«, kreischte ich panisch.
    Er erwiderte etwas, das ich aber nicht mehr verstehen konnte, denn die Pflanze hatte sich in den letzten Sekunden auch um sein Gesicht geschlungen.
    »Macius!« Meine Stimme überschlug sich, und ich zerrte hilflos am Fuß meines Kollegen, ließ ihn aber gleich wieder los, aus Angst, ihm noch mehr weh zu tun. »Macius, tu doch etwas!«
    Auf die Idee, es mit meinem Schrei zu versuchen, kam ich vor lauter Panik erst gar nicht, außerdem wäre Thomas dabei vermutlich ohnehin mit draufgegangen. Macius hingegen griff, ohne zu zögern, nach der Pflanze. Blitzschnell zog er ein Messer hervor, das er wohl unter seiner Kleidung getragen hatte, und hieb auf die Abranthus-Ranke ein.
    Ich lief unterdessen wie ein aufgescheuchtes Huhn um die beiden herum, während mein Magen sich in schmerzhaften Krämpfen zusammenzog. Verdammt, warum setzte Macius nicht irgendeinen seiner Zauber ein?
    »Er erstickt noch. Warum zauberst du nicht?«
    Macius schüttelte den Kopf. »Das geht leider nicht, der Pflanze würde meine Magie nicht schaden.«
    »Was nun?« Meine Stimme überschlug sich, und ich war kurz davor, hysterisch zu werden.
    Thomas’ Gesicht – oder vielmehr das, was noch davon zu sehen war – war inzwischen dunkelrot. Lange konnte es nicht mehr dauern, bis die Wurzel ihn zerquetscht hatte. Verdammt, was tat der Wassermann da? Wieso richtete er mit seinem Messer nichts aus?
    Ich konnte nicht länger hilflos rumstehen, also stürzte ich ebenfalls vor und begann an der Wurzel zu zerren. Sie fühlte sich wie nasses Gummi an. Eklig! Der Pflanze schienen meine Bemühungen nichts weiter auszumachen, sie bewegte sich zwar ein wenig, aber eher so, als ob sie neugierig wäre, wer da an ihr zog. Vielleicht sollte ich doch versuchen, sie anzuschreien? Hektisch forschte ich nach meinen Echos, aber außer Angst spürte ich überhaupt nichts, und von allein wollte die Krake in meiner Brust nicht erwachen.
    »Aileen, geh da weg!«, schrie Macius.
    Ich war so erschrocken über den lauten Befehl, dass ich automatisch einen Schritt zurücksprang. Unterdessen holte der Wassermann kraftvoll aus und schleuderte das Messer nach oben. Es bohrte sich in den Spalt, aus dem der Trieb gekommen war. Sofort tropfte eine dunkle Flüssigkeit auf uns herab, und beißender Gestank hüllte uns ein. Die Wurzel schüttelte sich, und Thomas flog wie eine Lumpenpuppe hin und her. Dann zog sie sich plötzlich zusammen wie ein Ballon, aus dem die Luft herausgelassen wurde, und verschrumpelte innerhalb von Sekunden.
    Thomas fiel

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