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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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geschwungen, und der Griff wies goldene und blaue Ornamente auf.

    »Danke.« Er klang aufrichtig dankbar.
    Ich starrte den Wassermann entgeistert an. Das meinte er doch nicht ernst? »Soll er damit etwa auf die Ranken einstechen?«, fuhr ich Macius heftig an. Was war das hier? Das Camp Todesgefahr? Erst erzählte Macius Thomas nichts von den Ranken, und nun stiftete er ihn auch noch zu möglicherweise lebensgefährlichen Streifzügen an? »Du hast selbst gesehen, dass es nicht viel gebracht hat, und ein Messerwerfer ist er auch nicht.«
    »Es schadet trotzdem nicht, wenn er die Waffe bei sich trägt«, gab Macius ruhig zurück. Dann fixierte er Thomas mit einem langen Blick. »Noch besser wäre es natürlich, wenn er sich aus diesem Gang fernhielte. Ebenso aus allen anderen, die ich euch noch nicht gezeigt habe.«
    Thomas nickte. »Klar, Mann. Wenn ich gewusst hätte, dass hier solche Tentakelviecher hausen, wäre ich draußen geblieben.«
    Das wäre er ganz sicher nicht, so wie ich ihn kannte, aber Macius schien es zu glauben. Eigentlich war es eine nette Geste von dem Wassermann, sein Messer zu verschenken. Mir wäre es nur am liebsten, wir bräuchten überhaupt keine Waffen.
    »Gut, dann bringen wir ihn jetzt wieder nach oben. Pheme soll sich seine blauen Flecken ansehen.« Damit schlang er sich Thomas’ Arm um die Schultern und stützte ihn.
    Ich hätte das am liebsten auch getan, aber da führte Macius ihn bereits aus dem Saal.
    Die hungrigen Ranken hatten sich inzwischen zurückgezogen, und von dem abgeschnittenen Pflanzenarm war nichts mehr übrig geblieben, außer einem bröseligen Haufen am Boden.
    Ich musste Aiko vor ihrem nächsten Einkaufstrip unbedingt bitten, mir Unkrautvernichtungsmittel zu besorgen.
    Gemeinsam brachten wir Thomas in den Aufenthaltsraum. Unterwegs begegnete uns Pheme, und Macius erzählte ihr von dem Vorfall.
    »Sieht so aus, als müssten wir noch ein bisschen Krafttraining machen, wie?«, neckte sie Thomas, der missmutig das Gesicht verzog. Seine Wangen waren hochrot, offenbar schämte er sich vor seiner Lehrmeisterin.
    Jaja, die Männer, immerzu bemüht, das andere Geschlecht zu beeindrucken.
    Als Thomas sich vorsichtig auf einen Stuhl setzte und sein Shirt hochzog, sog Pheme scharf die Luft durch die Zähne. Allerdings nicht, weil sie von seinem doch recht ansehnlichen Sixpack begeistert war. Nicht mal ich konnte auf seinen schönen Oberkörper achten angesichts der vielen roten und blauen Stellen, die dort prangten.
    »Ist ein Wunder, dass sie dir nicht die Rippen gebrochen haben«, sagte Pheme, während sie die Handflächen aneinanderrieb, bis ein weißes Leuchten darauf erschien.
    Konnte sie ihre Heilkräfte aufladen wie einen Defibrillator? Das war um einiges praktischer als meine blöde Krake. Als sie ihre Hände auf Thomas’ Prellungen legte, zuckte er zusammen und verzog das Gesicht. Instinktiv griff ich nach seiner Hand und spürte ein angenehmes Prickeln in der Handfläche. Waren das Phemes Heilkräfte? Oder spürte ich lediglich seinen Puls? War es überhaupt erlaubt, ihn bei dieser Prozedur zu berühren?
    Offenbar schon, denn Pheme hielt mich nicht davon ab, und auch Thomas zog seine Hand nicht zurück.
    Als die Sirene mit ihrem Ritual fertig war, waren die meisten der Prellungen verschwunden, nur noch vereinzelt blieben kleinere Blutergüsse übrig.
    »Das müsste reichen.« Pheme ballte und öffnete ihre Fäuste, immer wieder, als müsste sie Taubheit daraus vertreiben. »Alles andere bekommt sein Körper selbst hin.«
    Damit half sie ihm hoch.
    Thomas wirkte ein bisschen benommen. Waren das Nachwirkungen der Therapie?
    »Am besten, wir bringen ihn jetzt in sein Zimmer.« Macius stand noch immer neben der Tür und hatte alles beobachtet. Für einen kurzen Moment ruhte sein Blick auf meiner Hand, die ich mit der von Thomas verschränkt hatte.
    »Ich übernehme das«, sagte ich. Da war Macius schon an Thomas’ Seite und stützte ihn, wie schon zuvor.
    »Mir fällt es leichter, ihn zu tragen. Aber du kannst gerne mitkommen. Nein, das musst du sogar, denn heute wirst du dein Studium an seinem Krankenbett betreiben.«
    An seinem Krankenbett? Das hörte sich beinahe wie eine Strafe an, auch wenn ich so oder so bei Thomas geblieben wäre. Gab Macius mir etwa die Schuld an dem Zwischenfall?
    Als wir Thomas auf sein Bett gelegt hatten, deutete Macius auf die Bücher auf seinem Schreibtisch. Anscheinend sah der Lehrplan meines Kollegen in Sachen Theorie ähnlich aus wie

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