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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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meiner. »In diesen Büchern findest du vieles über die Nyxianer. Außerdem solltest du dir deine Enzyklopädie der Wesen holen.«
    Enzyklopädie der  … ach, das Götterkinder-Lexikon.
    »Während Thomas schläft, wirst du lesen.«
    »Aber ich bin nicht müde!«, begehrte mein Freund mit schwacher Stimme auf, die etwas anderes sagte.
    »Du wirst schlafen!«, beschied ihm Macius, dann wandte er sich an mich. »Und du wirst lesen. Morgen frage ich dich ab.«
    Damit rauschte er aus dem Zimmer.
    Na, klasse!
    Als ich resigniert nach einem der Bücher greifen wollte, legte Thomas mir eine Hand auf den Arm. In dem kleinen Raum musste er sich dazu nicht mal aufsetzen.
    »Bitte verzeih mir, ich war ein Idiot.«
    Das war er wirklich! Aber ich war ihm nicht mehr böse. Wie könnte ich auch!
    »Ist schon in Ordnung«, entgegnete ich, ließ das Buch Buch sein und griff nach der Bettdecke. Als ich sie vorsichtig über ihn zog, konnte ich der Versuchung, ihn zu berühren, nicht länger widerstehen. Sanft strich ich ihm über die Wange. Gott sei Dank ging es ihm gut.
    »Du hast ganz kalte Finger«, protestierte Thomas, doch als ich sie sofort wegziehen wollte, hielt er mich fest und presste sein Gesicht in meine Hand.
    Mein Herz begann vor Freude zu rasen, und zugleich zog sich mein Magen aus Angst schmerzhaft zusammen. Was jetzt?
    Thomas schloss die Augen. »Bleibst du wirklich bei mir?«
    »Ich … natürlich! Macius hat doch gesagt …« Ich brach meine gestammelte Antwort ab, als mir aufging, dass dies vielleicht die falschen Worte sein könnten. Aber Thomas hatte sie ohnehin nicht mehr gehört, er war bereits eingenickt.
    Vorsichtig befreite ich meine Hand aus seinem Griff, strich die Decke glatt und fragte mich, ob Thomas gerade mitten in einer Liebeserklärung eingeschlafen war.

    D u bist dir sicher, dass sie dort sind?«, fragte der Wächter, während er die Finger über einen der Gitterstäbe gleiten ließ, hinter denen die Harpyien saßen. Sie wirkten, als würden sie schlafen, doch ihre Augen durchdrangen hellwach die Dunkelheit.
    Die Lamie, die vor ihm kniete, blickte auf. »Meine Brüder und Schwestern haben sie ausfindig gemacht. Sie befinden sich irgendwo in Warschau. Dort gibt es ein weitläufiges System von Brunnenschächten, in dem sie sich bestimmt verbergen.«
    »Dann findet und vernichtet sie!«
    »Das können wir nicht«, entgegnete Carmilla , während sie sich noch tiefer verneigte. »Wir haben nicht die Macht, in die Schächte einzudringen. Die Unterwelt ist das Reich der Ghule. Der Ghule und der …«
    »… Brunnenwürmer.« Das Gesicht des Wächters verzog sich zu einem grotesken Grinsen. »Es gibt sie also nach wie vor.«
    Er erinnerte sich noch gut an diese Kreaturen, die früher einmal für die Wassermänner gearbeitet hatten. Doch Streitigkeiten um die Brunnen hatten während seiner letzten Wacht zu tiefer Feindschaft zwischen diesen minderen Kreaturen geführt.
    »Die Ghule haben sie benutzt, um Wege zu den Särgen zu graben und sich so mit Fleisch zu versorgen. Mittlerweile ist das nicht mehr so einfach wie noch zu Zeiten der Pest.« Tiefes Bedauern machte sich auf Carmillas Gesicht breit.
    »Sag deinen Schwestern, dass sie Kontakt aufnehmen sollen mit den Ghulen, und unterrichte sie von unserem Pakt. Sie werden reich belohnt werden, wenn sie sich unserer Sache anschließen.«
    »Soll ich ihnen Menschenleben versprechen? Frischfleisch?«
    »Versprich ihnen, was du willst. Sie wissen, dass ich die Macht habe, jeden ihrer Wünsche zu erfüllen.«
    »Wie Ihr verlangt, mein Gebieter.« Die Lamie verbeugte sich, dann strebte sie dem Ausgang der Höhle zu.
    Der Wächter trat wieder an sein Becken, von dem aus er alle Orte dieser Welt betrachten konnte.
    Früher einmal hatte er durch Banshee den leuchtenden Spiegel auch mit den Göttern sprechen können, aber nun waren sie weit weg. Es hieß, dass sie nur noch auf den direkten Ruf ihrer Schöpfung hörten. Doch welcher Mensch dachte noch an die Götter? Erst recht, nachdem die Bastarde sie verdorben hatten.
    Mit einem seiner langen Nägel ritzte er sich in die Hand und ließ einen Blutstropfen durch den wabernden Nebel in die Flüssigkeit fallen.
    Verkriecht euch ruhig, dachte er, als seine Augen über das vor ihm erscheinende Bild glitten. Ich werde euch finden. Und dann werde ich die Banshee und das Erbe, das sie trägt, ein für alle Mal vernichten.

16. Kapitel
    I n den nächsten zwei Wochen übte ich schreien, fliegen und kämpfen. Keine

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