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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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zwischen den vertrockneten Überresten der Ranke zu Boden.
    Macius reagierte blitzschnell, indem er ihn an der Hand packte und ihn hochriss. Mir waren beinahe die Knie vor Erleichterung eingeknickt, als ich sah, dass Thomas noch bei Bewusstsein war, doch ein scharfes »Aileen!« von Macius brachte mich wieder zur Besinnung. Weitere Wurzeln streckten sich bereits nach uns aus. Ich nahm sofort Thomas’ andere Hand und zerrte ihn zusammen mit Macius voran.
    Wir kehrten halb rennend halb strauchelnd in den Kuppelsaal zurück, wo ich Thomas sofort einer genauen Betrachtung unterzog. War er verletzt? Aber davon abgesehen, dass er schwer nach Luft rang, am ganzen Leib zitterte und sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnte, schien es ihm gutzugehen.
    »Verdammt … was … war … das?«, fragte er zähneklappernd.
    Ich rieb ihm den Rücken und die Arme, während mir Tränen in die Augen schossen. Wenn die Ranke ihn umgebracht hätte …
    »Eine Abranthus-Ranke«, antwortete ich und streichelte ihm übers Haar. »Der Wächter des Ganges. Du hättest nicht hier runterkommen sollen.«
    Ich hätte am liebsten einen Weinkrampf bekommen, als mich Thomas erschöpft und verletzt über meine Worte, die er offensichtlich als Zurückweisung empfand, wütend ansah, und konnte den Blick in seinen Augen nicht ertragen. Da ich meine aufgestauten Gefühle schlecht an ihm auslassen konnte, fuhr ich stattdessen Macius an. War doch logisch, oder? »Verdammt, Macius, warum wirkt deine Magie nicht bei diesen Ranken?«
    »Weil es Wassermagie ist. Abranthus würde nicht mal Frost schaden. Feuer vielleicht, aber Aiko war nicht hier.«
    »Du hättest ihn verschwinden lassen können wie die Harpyien damals«, brummte ich missmutig.
    »Die Wurzeln gehören alle zu einer Pflanze, und da der Verschwinde-Zauber für ein vollständiges Individuum gilt, bedeutet das: Lasse ich einzelne Triebe verschwinden, so verschwindet auch der Rest von Abranthus. Aber ich brauche die Ranken hier noch, sie bewachen den Tempel. Einen Trieb abzuschneiden schadet nicht, der wächst nach einer gewissen Zeit nach.«
    Sein Ton war völlig emotionslos, trotzdem war sein Ärger mehr als deutlich, als er sich nun an Thomas wandte. »Wenn du das nächste Mal vorhast, uns nachzuspionieren, solltest du eine Waffe gegen den Abranthus mitnehmen. Entschuldigt mich bitte einen Moment.«
    Er erhob sich und verließ die Halle.
    Was wollte er jetzt tun? Verbandszeug holen? Oder Aiko, damit sie die Pflanzenplage ein für alle Mal beseitigt?
    Als er im Gang verschwunden war, wandte ich mich an Thomas.
    »Was hast du hier zu suchen gehabt?«
    »Ich wollte sehen, was ihr hier unten macht.«
    Ich schnaubte wütend. Thomas war ein Idiot. Ein eifersüchtiger Idiot. Dennoch versuchte ich mich zu beherrschen. Sein Nahtod-Erlebnis war kaum seine Schuld, schließlich hatte er nicht gewusst, was hier unten auf ihn wartete. Aber so langsam musste er doch mal kapieren, dass ich nicht vorhatte, mit Macius irgendwelche Orgien zu feiern. Weder hier unten noch sonst irgendwo. »Ich übe, meine Magie einzusetzen. Fliegen, Kreischen, eben alles, was eine Banshee so macht. Falls du jetzt einwenden willst, dass wir das auch oben machen könnten, lautet die Antwort: Nein, das können wir nicht, denn die Harpyien würden es merken, und dann spielen sie Die Vögel mit uns, kapiert?«
    Thomas sah mich schuldbewusst an, doch so leicht ließ ich ihn nicht davonkommen. Wir würden das jetzt klären, auf der Stelle.
    »Hast du wirklich geglaubt, ich würde mich hier unten mit Macius vergnügen? Er ist tausend Jahre alt! Eintausend Jahre! Da könnte ich mich genauso gut an deinen Großvater ranmachen.«
    Nun ja, der Wassermann war sehr viel anziehender als das durchschnittliche Mitglied der Generation Haftcreme, aber frau durfte doch mal schauen, oder? Mehr war sowieso nicht drin, denn die Sache mit dem Alter war einfach zu seltsam. Außerdem, was ging es ihn an? Wir waren Freunde, nichts weiter!
    Bevor Thomas etwas sagen konnte, kehrte Macius zurück. In der Hand hielt er das Messer, mit dem er auf die Ranken eingestochen hatte. Er besah es sich kurz, dann reichte er es Thomas.
    »Hier, nimm das. Falls du wieder mal auf die Idee kommst, in Gängen herumzuschnüffeln, die du nicht kennst. Abranthus ist überall, deshalb sind hier die meisten Wände auch mit Metallplatten bedeckt.
    Thomas griff nach dem Messer. An der langen, gemusterten Klinge klebte noch etwas von dem Pflanzensaft. Sie war leicht

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