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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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Mädchen-Selbsverteidigung, sondern richtiges Kämpfen mit Messern, Stöcken und Fäusten, altmodisch wie im Mittelalter. Macius behauptete, dass ich dieses Können brauche, sollte ich je einem menschlichen Gegner – einem durch die Nyxianer beeinflussten – gegenüberstehen. Er erinnerte mich immer wieder an den Pakt, den die Götterkinder mit den Menschen geschlossen hatten. Demnach durfte ich nur im absoluten Notfall meine Stimme gegen einen Menschen einsetzen, ansonsten hatte ich einen Gegner auf herkömmliche Weise abzuwehren. Da Macius, wie er selbst sagte, kein besonders versierter Messer- und Faustkämpfer war, überließ er es Pheme, mich zu trainieren.
    Zwischendurch studierte ich weiter meine alten Akten und Bücher, bis es mir schließlich vorkam, als würde mein Kopf gleich platzen. Aber davon wollte Macius nichts hören, wenn er mich abfragte.
    Nach den ersten Tagen hatte sich unser Lernpensum extrem erhöht, Pheme und Macius triezten Thomas und mich von morgens bis abends, allerdings fast immer getrennt voneinander. Wenn ich schließlich ins Bett fiel, war ich so erschöpft, dass ich nicht mal mehr die Energie aufbrachte, über meine Gefühle für Thomas nachzugrübeln. Sobald ich ihn sah, war ich nervös und musste aufpassen, nichts Dummes zu machen. Mehr denn je, seit ich wusste, was sich unter seinem Shirt verbarg.
    Das Tempelgewölbe war der Ort, an dem ich mich am meisten aufhielt, und glücklicherweise war Thomas klug genug, Macius und mir nicht noch einmal nachzuspionieren. Die erste Begegnung mit den Abranthus-Ranken hatte ihm voll und ganz gereicht.
    Dass ich lernte, meine Echos immer besser zu erreichen und unter Kontrolle zu bringen, hatte allerdings auch einen sehr ärgerlichen Nebeneffekt. Natürlich fiel es mir – übermüdeter Blindfisch, der ich war – nicht selbst auf, sondern Thomas musste mich erst mit der Nase drauf stoßen.
    Eines Morgens, als er mir auf dem Weg zum Tempel über den Weg lief, stockte er plötzlich und blickte mich seltsam an.
    »Deine Augen.«
    Na, toll! Meine hässlichen Augen! Ich dachte, er hätte sich längst an den Anblick gewöhnt. »Was soll damit sein?«
    »Eins ist rosa!« Er sagte es in einem Ton, als müsste er mir erklären, dass der Himmel blau war.
    O nein! Diese blöden Banshee-Augen. Das hatte ich vollkommen verdrängt. Plötzlicher Haarausfall wäre mir lieber. Mit einem Schrei rannte ich schnurstracks ins Bad.
    »Aileen, warte!«, rief mir Thomas hinterher.
    Ich hörte nicht auf ihn, denn ich musste unbedingt meine Augenfarbe checken. Und wehe, er hatte sich mit mir einen Spaß erlaubt! Im Badezimmer hetzte ich vor den Spiegel.
    Oh, bitte nicht, bitte nicht, was sollen die Leute von mir denken …
    Verdammt, Thomas hatte recht! Eines meiner Augen hatte sich verfärbt, als hätte ich mir eine Kontaktlinse eingesetzt. Während mein rechtes Auge noch immer blassblau war, leuchtete das linke in einem zarten Rosaton. Fassungslos starrte ich mich an und vergaß für einen kurzen Augenblick sogar das Atmen.
    Rosa! Ich hatte ein babyrosa Auge. Argh! Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein!
    Jetzt liefen auch noch Tränen aus meinem babyrosa Auge.
    »Sieht doch eigentlich ganz nett aus.« Thomas war unbemerkt ins Badezimmer getreten. Aber in diesem Moment hätte ich vermutlich selbst eine heulende Aiko in ihrer Oni-Gestalt nicht bemerkt. »Das gibt dir etwas Besonderes.«
    Na klar. Ich war ein besonders absonderlicher Freak.
    Ich wischte mir über die Augen, aber es wollte einfach nicht aufhören zu tränen. Passend zu meinem Auge verhielt ich mich wie ein Baby. Na ja, wenn schon, denn schon. Also fing ich an zu jammern. »Ich bin ein Freak, und jetzt kann es auch noch jeder sehen!«
    Ich verfolgte im Spiegel, wie Thomas an mich herantrat und mir die Hände sanft auf die Schultern legte. »Du bist kein Freak, sondern die hübscheste Banshee, die ich kenne.«
    »Es gibt ja auch nur noch eine!«
    »Selbst wenn es noch andere gäbe, wären sie sicher nicht schöner als du.«
    Na, dann warte mal ab, bis die Verfärbung weiter fortgeschritten ist! Bald hatte ich sicher solche Augen wie diese Lamien. Schrecklich! Zumindest wären sie dann nicht mehr babyrosa.
    »Hast du noch Zeit für einen Kaffee?«, fragte Thomas, nachdem er auf seine Uhr gesehen hatte. »Oder musst du gleich los zum Training?«
    Ich wischte mir die Tränen von den Wangen. »Ein Kaffee ist bestimmt noch drin.« Dem war zwar nicht so, aber Macius konnte warten. Ich hatte keine

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