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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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große Krieger, und du kannst viel von ihnen lernen.«
    »Ich kann besser schießen als sie!«, erwiderte sie trotzig.
    »Ein Krieger muss mehr können, meine Tochter. Er muss reiten und schießen können, das ist wahr, aber er muss auch mit sich selbst im Reinen sein und eine Vision haben. Geh zurück und lerne. Wenn Maheo es will, wird aus dir eine Kriegerin.«
    »Ich habe ein Kaninchen erlegt, Vater!« Sie sagte es stolz und hielt die Reste ihres Bratens in die Höhe.
    Büffelhöcker lächelte. »Das hast du mir erzählt.« Er nahm die Zügel auf und deutete in die Dunkelheit. »Komm mit mir, und ruhe dich heute Nacht bei uns am Feuer aus. Du bist müde und musst schlafen, bevor du wieder nach Hause reitest.«
    »Danke, Vater.«
    Sie ritten zum Feuer, und Büffelfrau wurde von den Kriegern respektvoll empfangen. Ein Mädchen von sieben Wintern, das allein einem Kriegertrupp nachgeritten war, hatte es bei den Hügelleuten noch nicht gegeben. Sie gaben ihr die besten Stücke von der Antilope, die sie am Nachmittag erlegt hatten, und boten ihr ein bequemes Lager an. Büffelhöcker breitete eine Decke über sie und strich ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    Dann fuhr er sich mit dem Daumen über die Wangen und schmierte zwei Streifen roter Kriegsfarbe auf ihr Gesicht. »Du bist tapfer!«, flüsterte er, aber sie war schon eingeschlafen.

5
Wettreiten
    Büffelfrau kehrte am späten Nachmittag ins Dorf zurück. Sie hatte ihre Haare aus dem Gesicht gebunden, damit man die rote Farbe sah, und stieß den hellen Kriegsruf der Hügelleute aus. Die Hufe ihres Ponys trommelten über den festgestampften Boden zwischen den Tipis. »Hokahey! Hokahey!«, jubelte sie. »Ich bin auf den Kriegspfad geritten!« Sie stieß triumphierend eine Faust in die Luft und sprang vor dem Tipi ihrer Eltern aus dem Sattel.
    Weidenfrau schloss sie in die Arme. »Wo bist du gewesen, mein Kind? Ich habe mir Sorgen gemacht …«
    »Ich war bei den Kriegern!«, sprudelte es aus Büffelfrau heraus. »Ich habe an ihrem Feuer geschlafen, und sie haben mir die besten Stücke von der Antilope gegeben.« Sie griff sich an die Wangen. »Schau nur! Vater hat mich mit Kriegsfarbe bemalt!«
    »Das sehe ich, meine Tochter«, erwiderte ihre Mutter ernst, »und ich bin stolz auf dich. Aber du hättest mir sagen sollen, was du vorhast. Ich habe Angst um dich gehabt.«
    »Du hättest mir nie erlaubt, allein wegzureiten.«
    »Es war falsch, Büffelfrau.«
    »Ja, Mutter«, gab das Mädchen zu, »ich wusste nicht, dass du so große Angst um mich hast. Hoffentlich bist du nicht böse. Ich wollte mit den Männern in den Krieg ziehen und ihre Pferde hüten. Ich wollte so tapfer wie sie sein.« Sie blickte zu Boden. »Vater hat auch gesagt, dass ich zu jung dafür bin.«
    »Du bist ein Mädchen.«
    »Du redest wie Otterfrau. Warum kann ein Mädchen nicht in den Krieg ziehen? Ich bin stark, kann gut mit dem Bogen umgehen und reite fast so gut wie Roter Mond.«
    »Deine Zeit wird kommen, Büffelfrau.«
    Weidenfrau ging in das Tipi zurück und blieb nachdenklich stehen. Ihre Tochter machte ihr viel Freude. Sie war ein aufgewecktes Kind, und sie lernte schnell. Aber sie war auch ungestüm und ungeduldig. Mit der Frauenarbeit hatte sie nicht viel im Sinn. Sie spielte lieber mit den Jungen, und jetzt war sie sogar den Kriegern nachgeritten, um ihren ersten Coup zu schlagen. Mit sieben Wintern! Aber so wollte es Maheo, der Herr des Lebens. Büffelfrau würde eine angesehene Medizinfrau und vielleicht sogar eine Kriegerin werden. Weidenfrau hatte sich damit abgefunden, obwohl der Gedanke sie immer noch schmerzte. Sie war eine sehr gefühlvolle Frau, die sich in der harten Welt der Männer nur schwer zurechtfand.
    »Du hast es getan!«, rief Otterfrau. Sie war aus dem Tipi ihrer Eltern gerannt und begrüßte ihre Freundin. »Du hast es wirklich getan!« Sie griff nach ihrem Arm und ging mit ihr zum Fluss hinunter, an dessen Ufer die Kinder ein Dorf aus kleinen Zelten aufgebaut hatten. Dort spielten sie das Erwachsenenspiel. »Was ist passiert?«, fragte sie ungeduldig. »Was haben sie gesagt? Hast du die Krieger wirklich getroffen? Du musst mir alles erzählen!«
    Die Jungen hatten im Fluss gespielt und schwammen neugierig ans Ufer, als sie die Kriegsfarbe auf Büffelfraus Gesicht sahen. Aus einem der kleinen Tipis kamen Blitzfrau und Schlangenfrau. Alle hörten gespannt zu, als Büffelfrau von ihrem Abenteuer erzählte und blumenreich schilderte, wie sie das Kaninchen erlegt

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