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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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ließen ihre Pferdeherden von unerfahrenen Kriegern bewachen. Wir versteckten uns hinter einigen Felsen. Die jungen Krieger waren ungeduldig und wollten losschlagen, als der Halbmond hoch über den Felsen stand, aber ich ließ sie warten, bis die Nacht fast vorüber war.«
    »Was geschah dann?«, fragte ein alter Mann. Er war als junger Krieger sehr tapfer gewesen und mochte vor allem den Teil der Geschichte, der die Heldentat von Gelber Wolf beschrieb.
    Büffelhöcker schmunzelte. »Gelber Wolf schlich sich an die beiden Männer heran, die bei den Pferden waren. Sie hockten im Gras und unterhielten sich. Der Halbmond stand genau über ihnen. Gelber Wolf demütigte die blinden Hunde mit seinem Gelächter und schlug sie bewusstlos. Ho, sie haben nicht mal gemerkt, wie er mit seiner Kriegsaxt ausholte. Gelber Wolf ist ein tapferer Krieger. Aiee, ich bin sehr stolz auf ihn.«
    »Das ist wahr«, sagte Bärenkopf. »Auch beim Sonnentanz im letzten Sommer gehörte er zu den tapfersten Männern. Er hat die Hügelleute würdig vertreten. Sogar Kleiner Wolf hat es gemerkt. Der oberste Ratshäuptling ist ein weiser Mann und denkt oft an unsere Zukunft. ›Gelber Wolf wird uns helfen, diese Zukunft zu meistern‹, hat er gesagt. Aiee, er ist tapfer!«
    »Du beschämst mich«, erwiderte Büffelhöcker. »Gelber Wolf ist wie ein Sohn bei mir aufgewachsen, und ich bin froh, dass er auf der Jagd ist und deine Worte nicht hört. Sie würden ihm zu Kopf steigen und den klaren Blick vernebeln.«
    Bärenkopf schmunzelte. »Wenn er hier wäre, hätte ich anders gesprochen.« Er zog an seiner Pfeife und blies den Rauch in das flackernde Feuer. »Und du würdest uns nicht von Weißes Pferd erzählen, wenn er an diesem Feuer säße, nicht wahr?«
    »So ist es, mein Häuptling«, sagte Büffelhöcker. »Er ist mit den jungen Kriegern auf der Jagd. Ich hoffe, seine Pfeile treffen keine Hirschkuh.« Er lachte, wurde aber gleich wieder ernst. »Wir machen uns über ihn lustig, meine Brüder, aber er ist einer der tapfersten Krieger, die ich je gesehen habe. Wir schlichen gemeinsam in das Hauptlager der Ni-mou-sin. Weißes Pferd, Läuft-rückwärts und ich. Es gelang uns, die besten Kriegspferde und Büffelpferde loszubinden. Wir wollten weglaufen, aber Weißes Pferd zog seinen Coupstock, verschwand im Tipi eines Häuptlings und berührte den schlafenden Mann. Aiee, so etwas habe ich selten erlebt. Er ging in das Tipi und schlug einen Coup! Mitten im Lager der Feinde! Ich sage euch, meine Freunde, so etwas tut nur ein tapferer Krieger!«
    »Das ist gut, das ist gut!«, lobte Bärenkopf.
    »Und was geschah dann?«, rief ein Krieger ungeduldig, obwohl er genau wusste, was jetzt folgte.
    Der Häuptling der Hundesoldaten schwieg eine Weile, um seinen Worten mehr Wirkung zu verleihen. Dann beschloss er seine Geschichte: »Wir schlichen aus dem Lager und kamen an den jungen Kriegern vorbei, die Gelber Wolf bewusstlos geschlagen hatte. Sie erwachten gerade aus ihrer Ohnmacht, und er schickte sich an, sie noch einmal zu schlagen. Weißes Pferd wollte, dass sie für immer schwiegen. Er zerteilte ihnen mit seiner Kriegsaxt die Köpfe. Ho, er kennt keine Gnade.«
    »Das ist wahr«, rief jemand.
    »Er kann heulen und albern sein wie ein Weib«, meinte ein anderer, »aber im Kampf ist er der Härteste von allen. Er ist gnadenloser als Büffelhöcker und Läuft-rückwärts.«
    »Aiee, das ist wahr!«, wiederholte Büffelhöcker.
    Sie sprachen oft über Weißes Pferd. Der tollkühne Krieger mit seiner seltsamen Vorliebe für junge Männer war immer für eine spannende oder lustige Geschichte gut. Aber sie erzählten auch von den tapferen Hundesoldaten, von Büffelhöcker und seinen Kriegern, die bei den Ni-mou-sin vier Gewehre erbeutet hatten. Von Läuft-rückwärts, der mit seiner roten Donnerlanze in jeden Kampf ritt und nur bei einem Gewitter unter seine Decken kroch. Von Roter Mond und Kleiner Falke, die zum ersten Mal auf den Kriegspfad geritten waren und sich wacker geschlagen hatten. Roter Mond hatte geholfen, die Pferdeherde wegzutreiben, und Kleiner Falke hatte hinter Gelber Wolf einen zweiten Coup geschlagen. Vor lauter Freude war er auf das wildeste Pony der Ni-mou-sin gesprungen und hatte seine Kunststücke vorgeführt.
    »Roter Mond ist mit uns verwandt und wird in ein paar Wintern zu den Hundesoldaten gehören«, sagte Büffelhöcker stolz. »Kleiner Falke reitet schneller als der Wind, und ich weiß, dass er die Männer im Fuchsbund verstärken

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