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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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Dorf ritten und ihren Triumph in vollen Zügen genossen. Hinter ihnen ritten die anderen Krieger, tapfere Hundesoldaten, die gegen die Shar-ha geritten waren und einen glorreichen Sieg errungen hatten.
    »Ich habe Pferde erbeutet!«, rief Büffelhöcker. »Seht her, ich habe viele Pferde erbeutet! Heute Abend werden wir tanzen, und ich werde viele Geschenke machen! Hokahey, schaut her!«
    Er ritt zweimal an den Zelten vorbei und sprang vor dem Tipi seiner Familie aus dem Sattel. Weidenfrau und Windfrau rannten ihm entgegen und umarmten ihn. Büffelfrau kam dazu und schämte sich ihrer Tränen nicht. »Endlich bist du wieder zu Hause!«, sagte sie.

8
Lagerfeuer
    Einige Winter vergingen, und im Dorf der tsis tsis tas gab es kaum Veränderungen. Die Sommer waren heiß und trocken, die Büffel wanderten in großen Herden über die Prärie, und die Hügelleute hatten auch während der strengen Wintermonate genug zu essen. Im Mond des Großen Rades, als sich der Geburtstag von Büffelfrau zum achten Mal wiederholte, wurde ein kleiner Jagdtrupp der Hügelleute von den Shar-ha überfallen, aber die Männer wehrten sich tapfer und schlugen zahlreiche Coups. Es gab keine Toten. Im folgenden Winter stahlen die Shar-ha eine Pferdeherde des Hauptlagers, und ein Krieger des Volkes wurde von einem Pfeil getötet. Weißer Frosch, einer der vier Ratshäuptlinge, verfolgte die feindlichen Krieger mit einigen Hundesoldaten und rächte den Tod des jungen Mannes.
    Büffelfrau war gerade zehn geworden, als ihr Vater und einige Hundesoldaten nach Süden ritten und viele Pferde von den Ni-mou-sin stahlen. Sie selbst gingen den Shar-ha auf den Leim und verloren mehrere Ponys. Im selben Jahr ertrank ein entfernter Onkel von Büffelfrau in einem Nebenarm des Gänseflusses, und zahlreiche Männer und Frauen folgten ihm, weil sie während des strengen Winters erkrankt waren und auf den langen Weg ins Jenseits gerufen wurden. Sieht-hinter-die-Berge lebte immer noch, und sogar der greise Berührt-die-Wolken, der über hundert Winter gesehen hatte und nur noch flüssige Nahrung aufnehmen konnte, sah die Sonne jeden Morgen aufgehen und abends hinter den heiligen Bergen verschwinden. Manchmal redete er irre, und es gab Hügelleute, die sich vor ihm fürchteten und ihn am liebsten getötet hätten.
    Weißes Pferd, der oft wegen seiner übertriebenen Höflichkeit gehänselt wurde, hatte einen jungen Krieger der Waldleute in sein Tipi geladen und lebte mit ihm zusammen. Die Waldleute waren mit den Hügelleuten verwandt und hatten ihr Dorf weit im Westen, drei Tagesritte vom Hauptlager des Volkes entfernt. Der junge Mann wurde Hirschkuh genannt, weil er sich wie ein Tier von hinten besteigen ließ. Er zog sogar lange Kleider an und ging mit den Frauen zum Wurzelausgraben und Holzsammeln. »Ho, ho, da kommt Hirschkuh, die Mann-Frau!«, riefen die Frauen, wenn er aus dem Tipi kam, aber Hirschkuh lachte nur und verriet mit keiner Miene, ob er sich darüber ärgerte. Weißes Pferd wurde selten ausgelacht, weil er sich wie ein Krieger kleidete und zu den tapfersten Männern des Volkes gehörte.
    »Weißes Pferd kennt keine Gnade«, berichtete Büffelhöcker. »Er ist anders als wir, und wir lachen über ihn, aber im Kampf benimmt er sich wie ein wilder Berglöwe. Ihr hättet ihn sehen sollen, als wir den Ni-mou-sin die Pferde stahlen.«
    »Erzähl uns die Geschichte«, forderte Bärenkopf ihn auf. Der Häuptling der Hügelleute saß neben Büffelhöcker und genoss die Wärme des Feuers, das die Frauen inmitten des Dorfes angezündet hatten. Sie hatten viele Büffel erlegt, viel gegessen und lange getanzt. Es war eine gute Jagd gewesen. Jetzt legten die Frauen ihre Kinder schlafen, und die Männer saßen am Feuer, rauchten und erzählten Geschichten.
    Büffelhöcker beobachtete zufrieden, wie die anderen Männer in stiller Vorfreude lächelten. Er hatte die Geschichte schon ein paar Mal erzählt, und alle wussten, was jetzt kam. Aber eine gute Geschichte konnte man jeden Abend hören: »Wir waren nach Süden geritten«, begann der Anführer der Hundesoldaten, »in das Land der bunten Schluchten. Unsere Medizin war gut, und wir fanden das Dorf der Ni-mou-sin, bevor ihre Späher uns entdeckten. Die Tipis standen am Flussufer und reichten bis zu der Stelle, wo der Himmel die Erde berührt. Wir warteten die Nacht ab. Es war Halbmond, und die Ni-mou-sin schliefen fest. Ihr wisst, dass sie nur bei Vollmond auf den Kriegspfad gehen. Sie stellten kaum Wachen auf und

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