Das Lied der Cheyenne
Berge, zu dem einsamen Gipfel, auf dem er mit dem Großen Geist gesprochen hatte. »Tanzt den Sonnentanz, und die Natur wird von Neuem erblühen.«
Am Abend zogen sich Büffelhöcker, seine beiden Frauen und die Schamanen in das Einsame Tipi zurück. Sie würden es bis zum Beginn der eigentlichen Zeremonie nicht mehr verlassen. Es gab viel zu tun, bis die Sonne zum vierten Mal aufging und sie in die Medizinhütte ziehen würden. Büffelfrau wusste aus den Erzählungen des alten Schamanen, dass die Rituale genau eingehalten werden mussten, wenn die Geister ihnen auch im nächsten Jahr wohlgesinnt bleiben sollten, und sie verfolgte aufmerksam, wie Wolfsgesicht und ihr Vater ihre Vorbereitungen für den eigentlichen Sonnentanz in der Medizinhütte trafen.
Alles, was sie für die Zeremonie brauchten, wurde von jungen Helfern der Schamanen in das Einsame Tipi getragen: zwei junge Weiden, zwei Pflaumenbäumchen, vier bunt bemalte und zwanzig schwarze Stöcke, zwei Astgabeln, zwei Pflöcke und andere Dinge. Der Büffelschädel wurde bemalt. Es wurde viel geraucht und viel gebetet und von vergangenen Zeiten erzählt. Büffelfrau war jung und sagte kaum etwas. Sie war hier, um zu lernen, und es ziemte sich nicht, dass sie länger als nötig sprach.
Während Büffelhöcker, seine Frauen und die Schamanen sich im Einsamen Tipi auf die eigentliche Zeremonie vorbereiteten, errichteten die Männer und Frauen des Volkes die Medizinhütte. Sie bestand aus einem kräftigen Weidenstamm, den Gelber Wolf gefällt und ins Lager gebracht hatte. Das hatten die Schamanen bestimmt, und er genoss die Ehre. Um den Weidenstamm herum wurden in gebührendem Abstand geschälte Pfosten in den Boden getrieben und durch Streben mit dem Weidenstamm verbunden, bis ein Dach zu erkennen war. Das Gerüst wurde mit Strauchwerk und Büffelfellen verkleidet.
Bevor die Sonne zum vierten Mal aufging und die Schamanen in einer feierlichen Prozession in die Medizinhütte zogen, wurden Büffelhöcker und seine Frauen mit roter Farbe bemalt. Wolfsgesicht ehrte den Häuptling der Hundesoldaten mit einem Gebet und leitete die heiligen Handlungen, die Aufrechte Hörner den tsis tsis tas aufgetragen hatte. Weidenfrau trug den bemalten Büffelschädel. Der Süße-Medizin-Häuptling hielt die heilige Pfeife in beiden Händen. Büffelhöcker lief neben ihnen. Die anderen Schamanen folgten. Sieht-hinter-die-Berge ging am Schluss, gestützt von seiner Schülerin.
In der Medizinhütte wurde alles für den heiligen Sonnentanz vorbereitet. Die Pfosten wurden bemalt und der Büffelschädel an seinen Platz gelegt. Einige Krieger bauten den Altar. In einem bestimmten Muster wurden die Weidensträucher und die Pflaumenbäumchen in den Boden gesteckt. Sie symbolisierten die lebendige Natur. Auf die beiden Seiten einer kleinen Grube wurden die Stöcke gelegt, zehn rote Stöcke für die tsis tsis tas, zehn schwarze und weiße für die anderen Völker der Prärie. Die Kinder holten Schlamm vom Fluss und formten kleine Tiere, die neben dem Schädel aufgestellt wurden. Sie standen für alle jagdbaren Tiere, die durch den Sonnentanz beschworen und zurückgeholt werden sollten. Heilige Bündel und Opfergaben wurden in der Hütte verteilt und an Astgabeln gehängt.
Bevor der Tanz begann, hielt Kleiner Wolf eine Rede. Er trug das reich verzierte Wildlederhemd, das er in der großen Schlacht gegen die Ho-he vor vielen Wintern getragen hatte. Seine Federhaube reichte bis zum Boden und erzählte von den mutigen Taten, die er in seinem Leben vollbracht hatte. Er sprach ein Gebet und bat den Großen Geist um glückliche Jahre, und er beschwor die Natur, die tsis tsis tas mit ihren Gaben zu beschenken. In blumenreichen Worten berichtete er von der glorreichen Vergangenheit des Volkes und den tapferen Taten seiner Krieger. Es war eine lange Rede, und vieles war schon an den vergangenen Abenden gesagt worden, aber die Zuhörer harrten geduldig aus und murmelten zustimmend, wenn der Häuptling die Cheyenne als einzig wahres Volk bezeichnete.
Dann sprach Wolfsgesicht, und auch er wiederholte, was er am großen Feuer und in dem Einsamen Tipi gesagt hatte. Es war bereits Mittag, als er das abschließende Gebet sprach und die heilige Pfeife kreisen ließ. »Und nun tanzt«, sagte er, nachdem er die Asche aus seiner Pfeife auf den Boden gehäuft hatte, »tanzt und bittet die Geister, die Natur zu beleben und ihr neue Kraft zu schenken. Bittet den Großen Geist um Milde, und seid demütig, dann
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