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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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erreichen wir die Felsen am Fluss, dann geht die Sonne noch zweimal auf.«
    Die Shar-ha lebten in festen Lehmhäusern und folgten nur im Sommer und im Herbst den Büffeln. Vor allem waren sie Pflanzer, die immer am selben Ort blieben und Mais anbauten.
    Weißer Biber nickte zufrieden. »Ich brenne auf den Kampf«, sagte er mit vollem Mund, »ich brenne darauf, es diesen gemeinen Hunden zu zeigen. Sie werden die Klinge meines Messers und die scharfen Spitzen meines Bogens zu spüren bekommen. Aiee, ich kämpfe für die tapferste und schönste Frau, die es bei den Hügelleuten jemals gegeben hat.«
    Büffelfrau blickte verlegen ins Feuer. Sie mochte nicht, wenn man sie so unverhohlen bewunderte, und es war auch gar nicht die Art von Weißer Biber, sich vor den anderen Kriegern zu offenbaren. Dafür war er viel zu schüchtern und empfindsam. Anscheinend merkte er erst jetzt, was er gesagt hatte, denn er nahm seinen Bogen und verschwand wortlos in der Nacht.
    Büffelhöcker teilte die Wachen ein und rollte seine Decke zwischen den Bäumen aus. Auch die anderen Krieger legten sich schlafen. Roter Mond löschte das Feuer und begrub die Asche unter feuchter Erde. Er war zur ersten Wache eingeteilt und folgte Weißer Biber in die Dunkelheit, während Kleiner Falke sitzen blieb und gedankenvoll in die Nacht blickte.
    »Du musst schlafen«, sagte Büffelhöcker zu ihm. »Es ist nicht gut, ständig an die Toten zu denken. Wenn das Herz vor Trauer zerbricht, werden die Gedanken schwer, und die Feinde haben es leichter. Denke an den Kampf, Kleiner Falke! Leg dich hin und sammle Kraft für den schweren Kampf gegen die Shar-ha.«
    Der junge Krieger rollte sich in seine Felle und schloss die Augen. Die Bilder des grausamen Überfalls waren nur schwer zu verdrängen. Immer wieder sah er die Shar-ha aus dem Dunkel kommen. Er hörte ihre schrillen Kriegsrufe, und er sah seine geliebte Blitzfrau nach draußen rennen. Er hörte ihren Schrei, und er sah noch einmal, wie sich ihr sterbender Körper unter den tödlichen Pfeilen aufbäumte und reglos liegen blieb. In seinem Traum sang er das Todeslied, das Blitzfrau auf ihrer langen Reise in die andere Welt begleitete.
    Weißes Pferd, Dachs und der junge Krieger kehrten am frühen Morgen von ihrem Erkundungsritt zurück. Sie zügelten ihre Ponys, und Dachs wandte sich an den Häuptling, der bereits im Sattel saß und ruhig und entschlossen wirkte.
    »Ich habe nicht viel erfahren«, sagte er, nachdem er seine Stammesbrüder begrüßt hatte. »Die Shar-ha sind nachlässig und glauben nicht, dass wir nach ihrem großen Sieg gleich auf Rache sinnen. Sie glauben, dass wir immer noch unsere Wunden lecken. Sie wollen keinen Krieg führen, solange das Wetter so schlecht ist.«
    »Sie werden sich wundern«, höhnte Weißes Pferd, »sie werden eher Krieg führen müssen, als ihnen lieb ist!«
    »Wann erreichen sie die Felsen am Fluss?«, fragte Büffelhöcker.
    »Wenn die Sonne am höchsten steht«, antwortete der Krieger, »sie beeilen sich nicht. Sie wissen nicht, dass wir hinter ihnen sind. Sie haben ein großes Feuer angezündet, und wir hätten sie alle töten können. Sie sind arglos wie Kinder.«
    »Wir überfallen sie in den Felsen«, erwiderte Büffelhöcker, »so haben wir es beschlossen. Nehmen sie den direkten Weg?«
    »Ja, mein Häuptling.«
    »Dann reiten wir durch das lange Tal im Norden. Du, Weißes Pferd, Dachs, Gelber Wolf, Büffelfrau, Kleiner Falke und ich. Läuft-rückwärts und Wolfsgesicht bleiben mit den anderen Kriegern hinter den Shar-ha.« Er wandte sich an Läuft-rückwärts, der seine rote Lanze trug und noch grimmiger als sonst wirkte. Als geborener Krieger brauchte er den Sieg, und es hatte zu lange keinen Kampf mehr gegeben. Die Niederlage gegen die Shar-ha lastete wie ein Fluch auf ihm. »Lasst euch nicht von den Shar-ha entdecken«, warnte Büffelhöcker. »Wenn die Sonne untergeht, treffen wir uns auf der anderen Seite des Flusses.«
    »Aiee«, sagte Läuft-rückwärts. Bei ihm wusste man nie, was er damit meinte, und Büffelhöcker war erst zufrieden, als der Krieger der Gegenteil-Leute nach Osten abzog.
    Der Häuptling der Hundesoldaten zog mit den restlichen Kriegern und seiner Tochter nach Norden und trieb sein Pony in einen scharfen Galopp, als sie die offene Prärie erreichten. Er hatte nur gute Reiter bei sich, und sie kamen schnell voran. Sie ritten durch das lang gestreckte Tal und dann durch hügeliges Land, das immer zerklüfteter und felsiger wurde, als

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