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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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noch entschlossener als sonst. Auch er hatte gute Freunde verloren.
    »Sie kommen«, sagte Dachs leise.
    Büffelfrau zog ihren Kopf hinter den Felsen zurück und betete in Gedanken zu den Geistern. Ihr Vater entsicherte sein Gewehr und schob es vorsichtig nach vorn.
    »Wartet, bis ich den ersten Schuss abgefeuert habe«, sagte er, »es darf uns niemand entkommen.«
    »Ja, Vater.«
    Sie warteten geduldig, bis die Shar-ha herangekommen waren. Die feindlichen Krieger waren immer noch arglos und ließen sich auch durch den Ruf einer Eule nicht in ihrer Unterhaltung stören. Dachs verstand, was sie sagten, zuckte aber nur mit den Schultern, als Gelber Wolf ihn anblickte. Die Shar-ha sprachen über ihr Erntefest, das gerade zu Ende gegangen war. Eine ausgelassene Feier, die fast einen Mond dauerte und die Teilnehmer mit festlichen Speisen, Tänzen und anderen Aufführungen für die harte Arbeit auf den Feldern versöhnte. »Die Hunde haben keine Ahnung«, flüsterte Dachs, »es wird leicht sein, sie auf die andere Seite zu schicken.«
    »Aiee«, antwortete Gelber Wolf leise. Er hielt einem unruhigen Pony die Nüstern zu und griff ihm beruhigend in die Mähne. Er sah viel zu spät, wie Kleiner Falke aufgeregt zwischen den Felsen auftauchte und auf den Rücken seines Ponys sprang.
    Der schrille Kriegsruf der Hügelleute zerriss die Stille. Der Schrei wiederholte sich als vielfaches Echo zwischen den Felsen und hallte unheilvoll über die offene Prärie. Hufschlag erklang. Kleiner Falke ritt schreiend aus dem Versteck und griff die verdutzten Shar-ha an. Er lag flach auf seinem Pony, den Bogen schussbereit in der linken Hand, mehrere Pfeile griffbereit im Köcher. »Ich bin Kleiner Falke«, rief er, »der tapfere Krieger der Hügelleute! Ich räche den Tod von Blitzfrau! Hört mich, ihr Feiglinge! Ich reiße euch das Herz aus dem Leib!«
    Büffelhöcker fluchte unterdrückt. »Dieser Narr!«, schimpfte er. »Hat er keinen Verstand im Kopf? Die Shar-ha werden ihn töten. Er macht unseren Plan zunichte.«
    Die feindlichen Krieger erfassten die Situation sofort. Der vordere Reiter deutete auf die Felsen und rief einen Befehl. Sofort stoben die Shar-ha auseinander. Der Anführer wendete sein Pferd, hob die Flinte und schoss Kleiner Falke aus dem Sattel. Das Kriegsgeschrei verstummte. Der junge Krieger landete im Gras, überschlug sich und blieb blutüberströmt liegen. Die Kugel hatte seine Lunge durchbohrt.
    »Hokahey!«, rief Büffelhöcker wütend. Er sprang auf und tötete den Anführer mit einem gezielten Schuss. Der kahlköpfige Shar-ha stürzte vom Pferd und überschlug sich mehrmals.
    Büffelfrau tötete den zweiten Krieger. Ihr Pfeil durchbohrte die Brust des Feindes und hob ihn aus dem Sattel. Er war tot, bevor er den Boden berührte.
    »Aiee!«, triumphierte sie laut.
    Weißes Pferd erwischte den dritten Krieger. Er brauchte eine Kugel und zwei Pfeile, um ihn zu töten, und schnaufte erleichtert, als der Shar-ha wenige Schritte vor dem Felsen zu Boden stürzte. Sein Pony wieherte laut und galoppierte ängstlich davon.
    Gelber Wolf und Dachs waren bereits auf den Pferden. Sie folgten den letzten beiden Kriegern und versuchten, ihnen den Weg abzuschneiden. Die Shar-ha durften den Fluss nicht überqueren. Wenn sie es schafften, war es beinahe unmöglich, sie einzuholen. Sie ritten ausgeruhte Ponys und kannten sich in ihren Jagdgründen besser aus als die Hügelleute.
    Auch Büffelhöcker und Weißes Pferd ritten den flüchtenden Kriegern nach. Der Anführer der Hundesoldaten ritt ohne Zügel und hielt seinen Büffelschild und die Kriegsaxt in den Händen. Er ritt das beste Pferd der Hügelleute und wollte die Shar-ha im Zweikampf besiegen.
    Büffelfrau führte ihr Pony an den Zügeln aus den Felsen und ging zu dem sterbenden Kleiner Falke. Er war bereits in die andere Welt unterwegs. Das erkannte sie an dem hellen Blut, das aus seiner Wunde sprudelte. Genauso war die Antilope gestorben, die sie vor einem Mond erlegt hatte. Es war ein grausamer Tod, weil man spürte, wie das Leben langsam aus dem Körper entwich.
    Sie blickte in die flackernden Augen ihres Freundes und legte eine Hand auf seine Stirn. »Kleiner Falke«, sagte sie heiser, »du bist ein tapferer Krieger. Ich habe gesehen, was du getan hast.«
    »Ich war dumm«, erwiderte er leise. Vor seinem Mund zerplatzten hellrote Schaumbläschen. »Ich hätte in Deckung bleiben sollen. Nur ein Narr widersetzt sich einem guten Befehl und reitet allein gegen fünf

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