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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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wartete ab, und dann brüllte er: »Jetzt!« Sie sprinteten los und wichen Feuern, am Boden liegenden Menschen und Gesteinsbrocken aus, um ihre Positionen zu erreichen. Nach ein paar Sekunden flitzten sie an einer Reihe von Gebäuden vorbei und sahen den einarmigen Felsendämon, der über einem Trupp Wächter und einem Dutzend Leichen aufragte. Im Schein der Laternen glänzte das Blut an seinen Kiefern und Krallen.
    Arlen durchlief ein eisiger Schauer. Er blieb stehen, schaute zu Ragen hinauf, und ihre Blicke begegneten sich. »Das Monstrum muss wohl hinter Keerin her sein«, kommentierte Ragen trocken.
    Arlen klappte den Mund auf, doch ehe er etwas erwidern konnte, brüllte Ragen: »Gib Obacht!«, und stieß den Speer in Arlens Richtung.
    Arlen stürzte und ließ sein Bündel Pfosten fallen; sein Knie schlug schmerzhaft auf das Kopfsteinpflaster. Er hörte ein
knackendes, reißendes Geräusch, als Ragen den Schaft seines Speers einem im Sturzflug befindlichen Winddämon ins Gesicht rammte; der Junge wälzte sich herum und bekam gerade noch mit, wie der Horcling vom Schild des Kuriers abprallte und mit einem lauten Klatschen auf dem Boden landete.
    Die Hufe des Streitrosses zerquetschten die Kreatur, als Ragen das Pferd zu einem Galopp anspornte und sich Arlen schnappte, der sich in diesem Moment nach den Pfosten bückte; halb trug, halb schleifte er ihn an seine Position. Cob hatte bereits seinen tragbaren Zirkel ausgebreitet und bereitete den Standort für seinen Siegelpfosten vor.
    Unverzüglich legte Arlen seinen eigenen Zirkel aus, doch immer wieder musste er zu Einarm zurückblicken. Mit den Krallen attackierte der Dämon die hastig vor ihm verteilten Siegel und versuchte mit aller Macht, den Kreis zu durchbrechen. Jedes Mal, wenn die Magie des Netzes aufflackerte, konnte Arlen die Schwachpunkte erkennen, und er wusste, dass diese Barriere nicht mehr lange standhalten konnte.
    Der Felsendämon sog witternd die Luft ein und hob abrupt den Kopf; er starrte Arlen direkt in die Augen, und eine Weile testeten sie, wer den stärkeren Willen hatte. Schließlich hielt Arlen es nicht länger aus und senkte den Blick. Einarm kreischte und verdoppelte seine Anstrengungen, die schwächer werdende Schranke niederzureißen.
    »Arlen, hör auf zu gaffen und mach deine verdammte Arbeit!«, schnauzte Cob, wodurch er Arlen aus seiner Trance riss. Bemüht, die markerschütternden Schreie des Horclings und das Gebrüll der Wachmänner auszublenden, montierte er den zusammenklappbaren eisernen Ständer und pflanzte seinen Siegelpfosten hinein. In dem trüben, wabernden Licht gab er sein Bestes, dann bedeckte er die Augen mit einer Hand und wartete auf den Magnesiumblitz.

    Kurz darauf schoss die gleißende Stichflamme in die Höhe und machte die Nacht zum Tag. Hastig stellten die Bannzeichner ihre Pfosten in die korrekte Richtung und sorgten mit in den Boden getriebenen Pflöcken dafür, dass sie sie auch beibehielten. Sie wedelten mit weißen Tüchern, um zu signalisieren, wenn sie fertig waren.
    Nachdem Arlen seine Aufgabe erfüllt hatte, musterte er prüfend die Umgebung. Mehrere Bannzeichner und ihre Lehrlinge kämpften noch damit, ihre Pfosten aufzustellen. Ein Pfosten brannte lichterloh im Dämonenfeuer. Horclinge kreischten und wichen vor dem Magnesium zurück, in dem Glauben, irgendwie sei die verhasste Sonne aufgegangen. Wächter mit Speeren preschten vor und versuchten, die Kreaturen hinter die Siegelpfosten zu treiben, ehe diese in Funktion traten. Ragen tat dasselbe, indem er auf seinem Streitross umhergaloppierte; sein glänzend polierter Schild reflektierte das Licht und verscheuchte die überstürzt flüchtenden Horclinge.
    Aber dieses vorgetäuschte Sonnenlicht konnten den Dämonen nicht wirklich etwas anhaben. Einarm wich keinen Zoll zur Seite, als ein Trupp Wachen, ermutigt von der Helligkeit, ihre Speere in seine Richtung schleuderte. Viele der Speerspitzen zerbrachen an der Panzerung des Felsendämons oder rutschten wirkungslos daran ab. Ein paar Männer gerieten unversehens in Reichweite der Bestie; die packte sie, riss heftig an ihnen und zerrte sie so mühelos hinter die Siegel, wie ein Kind eine Puppe hin und her schwenkt.
    Entsetzt beobachtete Arlen das Gemetzel. Der Dämon biss einem Mann den Kopf ab und warf den Rumpf zurück in die Schar seiner Kameraden; diejenigen, die von dem enthaupteten Leichnam getroffen wurden, verloren das Gleichgewicht und purzelten wild übereinander. Einen anderen Wachposten

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