Das Lied der Dunkelheit
zertrampelte er mit seinen Füßen, den dritten ließ er durch einen
peitschenden Schlag mit seinem Dornenschwanz durch die Luft fliegen. Der Mann landete mit voller Wucht auf dem harten Untergrund und blieb reglos liegen.
Die Siegel, die den Dämon zurückhielten, wurden nun von den Leichen und dem Blut verdeckt; Einarm stürmte nach vorn und tötete wahllos jeden, der ihm in den Weg kam. Die Wachen wichen ihm aus, einige Männer suchten gänzlich ihr Heil in der Flucht, doch anstatt ihnen nachzusetzen, griff der riesige Horcling Arlens tragbaren Zirkel an.
»Arlen!«, schrie Ragen und riss sein Streitross herum. In seiner Panik schien der Kurier zu vergessen, dass der Junge inmitten eines magischen Zirkels stand. Er hob seinen Speer, trieb sein Pferd zu einem Galopp an und zielte auf Einarms Rücken.
Der Felsendämon hörte das sich ihm nähernde Geräusch der Hufe und drehte sich im letzten Moment um, sodass der Speer auf seine Brust traf. Die Waffe splitterte, und mit einem geradezu verächtlichen Tatzenhieb zerschmetterte er den Schädel des heranstürmenden Pferdes.
Der Kopf des Streitrosses kippte zur Seite, und das mächtige Tier trampelte rückwärts in Cobs Zirkel hinein; der konnte es nicht verhindern, dass er gegen seinen Siegelpfosten gedrückt wurde und diesen gefährlich aus der Position brachte. Ragen hatte keine Zeit mehr, um sich aus dem Sattel zu schwingen; das stürzende Tier riss ihn mit, begrub eines seiner Beine unter sich und klemmte ihn ein. Währenddessen rückte Einarm vor, um den tödlichen Schlag zu führen.
Arlen schrie und sah sich verzweifelt nach Hilfe um, doch er konnte niemanden entdecken. Cob klammerte sich an seinen Siegelpfosten und versuchte, wieder auf die Füße zu kommen. Sämtliche anderen Bannzeichner, die um die Bresche herum Position bezogen hatten, gaben hektische Zeichen. Sie hatten den brennenden Pfosten ersetzt, und lediglich der von Cob war
nicht korrekt ausgerichtet, doch niemand konnte dem unter seinem Pferd eingequetschten Kurier beistehen, denn selbst die Stadtwache war bei Einarms letztem Angriff stark dezimiert worden. Sogar wenn es Cob gelingen sollte, seinen Pfosten noch schnell in die alte Stellung zu bringen, war Ragen verloren. Daran bestand für Arlen nicht der geringste Zweifel, denn Einarm befand sich auf der falschen Seite des magischen Netzes.
»Heh!«, brüllte er, trat aus seinem Zirkel und fuchtelte wild mit den Armen. »Heh, du hässliches Biest!«
»Arlen, geh sofort in deinen verdammten Zirkel zurück!«, kreischte Cob, doch es war bereits zu spät. Als der Felsendämon Arlens Stimme hörte, wandte er mit einem jähen Ruck den Kopf.
»Oh ja, du weißt, wer ich bin«, murmelte Arlen. Sein Gesicht glühte vor Hitze, nur um gleich darauf eiskalt zu werden. Er spähte an den Siegelpfosten vorbei. In dem Maße, wie das Magnesium niederbrannte, wuchs die Dreistigkeit der Horclinge. Sich in diesen Bereich zu wagen, käme einem Selbstmord gleich.
Doch Arlen dachte an seine früheren Begegnungen mit dem Felsendämon, und wie dieses Monstrum ihn für eine Art persönlichen Besitz hielt. Ganz offenkundig beanspruchte Einarm das Privileg, ihn töten zu dürfen, und ließ keinen anderen Dämon an ihn heran. Auf diesen Gedanken vertrauend, wirbelte er herum und rannte an den Siegelpfosten vorbei, wodurch er die Aufmerksamkeit eines wütend zischenden Flammendämons erregte. Mit brennenden Augen sprang der Horcling auf ihn zu, doch schon war Einarm zur Stelle, um den wesentlich kleineren Dämon zu zermalmen.
In dem Moment, als Einarm sich wieder Arlen zuwandte, flüchtete der sich hinter die Pfosten zurück. Der Dämon schlug nach ihm, doch Blitze zuckten auf, und der Angriff wurde abgeschmettert.
Unterdessen hatte Cob seinen Pfosten wieder aufgestellt, und das Netz war komplett. Einarm stieß ein rasendes Gebrüll aus und hämmerte auf die Barriere ein, doch die hielt stand.
Arlen eilte zu Ragen. Cob war bereits da. Der alte Bannzeichner schloss den Jungen in seine Arme, dann verpasste er ihm eine schallende Ohrfeige. »Ich warne dich, Arlen!«, grollte er. »Wenn du noch ein einziges Mal so einen Blödsinn machst, dann breche ich dir deinen dürren Hals!«
»Und ich bin derjenige, der euch beschützen sollte …«, ächzte Ragen matt, doch um seine Mundwinkel huschte ein Lächeln.
Als Vincin und Jone die Bannzeichner nach Hause schickten, strolchten immer noch vereinzelte Horclinge durch die Stadt. Die Wachposten, die es nicht erwischt hatte,
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