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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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erklären müssen, was passiert war, und das hätte Rojer noch nicht über sich gebracht. Außerdem fragte er sich, welches Leben ihn in Angiers jetzt noch erwartete. Ohne eine Lizenz durfte er nicht auftreten, und Arrick hatte sich jeden zum Feind gemacht, bei dem er seine Lehre hätte abschließen können. Für ihn wäre es das Beste, wenn er weiterzog bis ans Ende der Welt, wo niemand ihn kannte und die Gilde keinen Zugriff auf ihn hatte.

    Wie in Kricketlauf, so wohnten auch in Waldrand brave, solide Menschen, die einen Jongleur mit offenen Armen empfingen und vor lauter Freude gar nicht auf den Gedanken kamen zu fragen, welch glücklicher Umstand ihnen einen Unterhaltungskünstler bescherte.
    Dankbar nahm Rojer ihre Gastfreundschaft an. Er kam sich wie ein Hochstapler vor, wenn er sich als Jongleur ausgab, obwohl er ein Lehrling ohne Lizenz war, doch er glaubte nicht, dass die Dörfler sonderlich enttäuscht gewesen wären, wenn sie es gewusst hätten. Hätten sie sich dann geweigert, zu seiner Fiedel zu tanzen, oder hätten sie weniger über seine Possen gelacht?
    Aber Rojer traute sich nicht, mit den bunten Bällen zu jonglieren, und er bat darum, nicht singen zu müssen. Stattdessen vollführte er Salti und Purzelbäume, lief auf den Händen und benutzte alle Tricks seines Repertoires, um seine Unzulänglichkeiten zu vertuschen.
    Die Dörfler bedrängten ihn nicht, und fürs Erste genügte ihm das.

23
    Wiedergeburt
    328 NR
     
     
     
    Die grelle Sonne holte Arlen aus seiner Ohnmacht. Sand klebte an seinem Gesicht, als er den Kopf hob und einen Mundvoll Sandkörner ausspuckte. Er quälte sich auf die Knie und blickte sich um, doch er sah nichts außer Sand.
    Sie hatten ihn in die Dünen hinausgeschleppt und ihn dort liegenlassen, damit er starb.
    »Feiglinge!«, schrie er. »Wenn ihr dafür sorgt, dass die Dünen mich umbringen, befreit euch das nicht von eurer Schuld!«
    Er schwankte auf den Knien und versuchte die Kraft aufzubringen, sich hinzustellen, während sein schmerzender Körper gegen die Anstrengung protestierte und er sich am liebsten wieder hingelegt hätte und gestorben wäre. In seinem Kopf drehte sich alles.
    Dabei war er gekommen, um den Krasianern zu helfen. Wie konnten sie ihn so verraten?
    Mach dir nichts vor, ermahnte ihn eine innere Stimme. Du selbst hast auch mehrmals Verrat begangen. Deinem Vater bist du davongelaufen, als der dich am meisten brauchte. Cob hast du verlassen, bevor deine Lehrzeit zu Ende war. Von Ragen
und Elissa hast du dich nicht einmal mit einer Umarmung verabschiedet. Und Mery …
    »Wer wird dich schon vermissen, Par’chin ?«, hatte Jardir gefragt. »Wenn du stirbst, wird kein einziges Tränenfläschchen gefüllt.«
    Er hatte Recht.
    Arlen wusste, wenn er hier starb, würde das höchstens den Händlern auffallen, die eher den Verlust ihrer Profite bedauern würden als seinen Tod. Vielleicht hatte er dieses Schicksal verdient, weil er bis jetzt noch jeden verlassen hatte, der ihn liebte. Vielleicht sollte er sich wirklich einfach hinlegen und auf den Tod warten.
    Seine Knie knickten unter ihm ein. Der Sand schien ihn herunterzuziehen, als wolle er ihn umarmen. Er stand kurz davor, nachzugeben, als sein Blick auf einen Gegenstand fiel.
    Ein paar Schritte von ihm entfernt lag ein Wasserschlauch im Sand. Hatte Jardir Gewissensbisse bekommen, oder war einer seiner Männer umgekehrt, weil er Mitleid mit dem verratenen Kurier empfand?
    Arlen kroch zu dem Schlauch und umklammerte ihn wie eine Rettungsleine. Vielleicht würde doch jemand um ihn trauern.
    Aber es machte keinen großen Unterschied. Selbst wenn er nach Krasia zurückging, würde ihm keiner glauben. Das Wort des Sharum Ka stand gegen das Wort eines chin . Ein Wink von Jardir genügte, und die dal’Sharum würden Arlen töten, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Willst du ihnen dann den Speer überlassen, für den du dein Leben riskiert hast?, fragte er sich. Sollen sie dein Pferd behalten, deinen Zirkel und alles andere, was dir gehört?
    Bei diesem Gedanken griff Arlen hastig an seine Taille, und erleichtert merkte er, dass er nicht alles verloren hatte. Da war
immer noch, sicher verwahrt, der einfache Lederbeutel, den er immer bei sich trug, wenn er im Labyrinth kämpfte. Er enthielt ein wenig Werkzeug, um Siegel anzufertigen, Heilkräuter … und sein Notizbuch.
    Dass er sein Notizbuch noch hatte, änderte alles. Seine anderen Bücher hatte Arlen verloren, doch selbst zusammengenommen waren sie nicht so viel

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