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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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dass er dich hinbringt.«

    »Das stimmt natürlich nicht«, erklärte Leesha. »Ich heuere einen Kurier an.«
    »Den ganzen Morgen lang hat er sein Zeug eingepackt«, fuhr Jizell fort.
    »Er ist doch noch gar nicht richtig gesund.«
    »Bah!«, rief Jizell. »Seit er hierhergebracht wurde, sind fast drei Monde vergangen. Heute habe ich noch gar nicht gesehen, dass er seine Krücke benutzt hat. Ich denke, sie hat ihm nur als Vorwand gedient, um noch ein Weilchen länger in deiner Nähe zu sein.«
    Leesha war baff. »Du denkst, dass Rojer …«
    Jizell zuckte die Achseln. »Ich sage nur, dass man nicht alle Tage einem Mann begegnet, der bereit ist, einen vor Horclingen zu beschützen.«
    »Jizell, ich bin alt genug, um seine Mutter zu sein!«, protestierte Leesha.
    »Hah!«, spottete Jizell. »Du bist siebenundzwanzig, und Rojer sagt, er sei zwanzig.«
    »Rojer erzählt eine Menge Dinge, die nicht stimmen.«
    Jizell zuckte abermals die Achseln.
    »Du sagst immer, du seist ganz anders als meine Mutter«, warf Leesha ihr vor. »Aber ihr beide findet immer einen Weg, um eine Tragödie zum Anlass zu nehmen, um über mein Liebesleben zu diskutieren.«
    Jizell öffnete den Mund zu einer Entgegnung, aber Leesha hob eine Hand und bat sie so, zu schweigen. »Und jetzt entschuldige mich bitte, aber ich muss los und einen Kurier anheuern.« Wütend verließ sie die Küche, und Rojer, der an der Tür gelauscht hatte, musste sich beeilen, um ihr nicht zu begegnen.

    Dank der Vorkehrungen ihres Vaters und der Ersparnisse, die sie durch ihre Arbeit bei Jizell hatte zurücklegen können, erhielt Leesha von der Bank des Herzogs einen Eigenwechsel über einhundertfünfzigtausend Milneser Sonnen. Eine solche Summe überstieg die Vorstellungen der Angieranischen Bauern, doch Kuriere riskierten ihr Leben nicht für Klats. Sie hoffte, das Geld würde reichen, aber Rojers Worte erwiesen sich als prophetisch oder als ein Fluch.
    Im Frühling war der Handel in vollem Schwung, und selbst der schlechteste Kurier konnte sich vor Aufträgen kaum retten. Skot hatte die Stadt verlassen, und der Sekretär im Gildehaus der Kuriere verweigerte ihr jede Hilfe. Das Beste, was man ihr anbieten konnte, war, auf den Mann zu warten, der einmal pro Woche den Süden bereiste, und das hätte eine Verzögerung von vollen sechs Tagen bedeutet.
    »In der Zeit könnte ich die Strecke zu Fuß laufen!«, schrie sie den Sekretär an.
    »Dann schlage ich vor, du brichst gleich auf«, erwiderte dieser trocken.
    Leesha biss sich auf die Zunge und stürmte davon. Wenn sie noch eine Woche warten musste, würde sie den Verstand verlieren. Was, wenn ihr Vater unterdessen starb …
    »Leesha?«, rief jemand hinter ihr. Sie blieb stehen und drehte sich langsam um.
    »Tatsächlich, du bist es!«, freute sich Marick und kam ihr mit weit ausgebreiteten Armen entgegen. »Ich wusste gar nicht, dass du noch in der Stadt bist!« Verblüfft ließ Leesha sich von ihm umarmen.
    »Was machst du im Gildehaus?«, erkundigte sich Marick, rückte von ihr ab und verschlang sie mit gierigen Blicken. Mit seinen Wolfsaugen war er immer noch ein gut aussehender Mann.

    »Ich brauche einen Kurier, der mich ins Tal der Holzfäller zurückbringt«, erklärte sie. »Dort ist eine Seuche ausgebrochen, Schleimfluss, und man braucht meine Hilfe.«
    »Ich denke, ich kann dich mitnehmen«, erwiderte Marick. »Ich muss zwar für einen Ersatz sorgen, der morgen meine Tour nach Flussbrücke übernimmt, aber das lässt sich problemlos einrichten. Jemand schuldet mir noch einen Gefallen.«
    »Ich kann dich bezahlen«, betonte Leesha.
    »Du weißt doch, dass ich für meine Dienste als Begleiter kein Geld annehme«, erwiderte Marick und näherte sich ihr mit lüsternen Blicken. »Mich interessiert nur eine Form von Belohnung.« Er griff ihr an den Po und kniff hinein, aber Leesha unterdrückte den Impuls, sich zurückzuziehen. Sie dachte an die Kranken, die sie brauchten, und was Jizell über Blumen gesagt hatte, die niemand sah. Vielleicht war es der Plan des Schöpfers, dass sie Marick heute getroffen hatte. Sie schluckte hart und nickte ihm zu.
    Marick drängte Leesha in einen dunklen Alkoven, der von der Haupthalle abzweigte. Dann schob er sie gegen die Wand hinter einer hölzernen Statue und küsste sie ausgiebig. Nach einer Weile erwiderte sie seine Küsse, schlang die Arme um seine Schultern und schmeckte seine warme Zunge in ihrem Mund.
    »Dieses Mal habe ich keine Probleme … du weißt schon, was ich

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