Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
Vom Netzwerk:
Rojer. »Leesha ist eine Kräutersammlerin und will dort helfen, Leute zu heilen, die am Schleimfluss erkrankt sind.«
    »Das ist ein weiter Weg«, meinte der Mann mit dem schwarzen Bart. »Wie wollt ihr die Nächte überleben?«
    »Mach dir um uns keine Sorgen«, erwiderte Rojer. »Wir haben einen Kurierzirkel dabei.«
    »Einen tragbaren Zirkel?«, staunte der Mann. »Der muss ja einiges gekostet haben.«
    Rojer nickte. »Mehr, als du dir vorstellen kannst.«
    »Nun ja, wir wollen euch nicht vom Schlafen abhalten«, meinte der Mann, als er und sein Gefährte vom Tisch aufstanden. »Ihr werdet morgen zeitig aufbrechen wollen.« Sie entfernten sich und gesellten sich zu einem dritten Mann, der an einem anderen Tisch saß, während Rojer und Leesha ihre Krüge leerten und sich auf ihre Kammer zurückzogen.

27
    Einbruch der Nacht
    332 NR
     
     
     
    Seht mich an! Ich bin ein Jongleur!«, krähte einer der Männer, stülpte sich die mit Schellen geschmückte bunte Kappe über den Kopf und stolzierte auf der Straße hin und her. Der Schwarzbärtige gab ein bellendes Lachen von sich, nur ihr dritter Gefährte, der kräftiger war als beide zusammen, blieb stumm. Alle grinsten breit.
    »Ich möchte zu gern wissen, was diese Hexe mir ins Gesicht geschleudert hat«, knurrte der Schwarzbärtige. »Ich hab den ganzen Kopf in den Fluss getaucht, und die Augen brennen immer noch wie Feuer.« Triumphierend hielt er den Kurierzirkel und die Zügel des Pferdes hoch. »Trotzdem, eine so leichte Beute macht man nur einmal im Leben.«
    »Wir brauchen erst in ein paar Monaten wieder zu arbeiten«, bekräftigte der Mann mit der bunten Kappe und ließ den Beutel mit den Münzen klirren. »Und keiner von uns hat einen Kratzer abgekriegt!« Er machte einen Luftsprung und knallte dabei die Hacken zusammen.
    »Du vielleicht nicht«, gluckste der Schwarzbärtige, »aber ich habe ein paar auf meinem Rücken! Dieser Arsch war fast so viel wert wie der Zirkel, auch wenn das Pulver, das sie mir in
die Augen geworfen hat, mich so blind gemacht hat, dass ich ihn kaum sehen konnte!« Der Mann mit der bunten Kappe lachte brüllend, und ihr hünenhafter, stummer Gefährte klatschte grinsend in die Hände.
    »Wir hätten sie mitnehmen sollen«, meinte der Mann mit der bunten Kappe. »In dieser elenden Höhle wird es verflucht kalt.«
    »Sei nicht blöd!«, rief der Schwarzbärtige. »Jetzt haben wir ein Pferd und einen Kurierzirkel. Wir brauchen nicht mehr in der Höhle zu bleiben, und das ist auch gut so! In Bauerngarten hab ich so manches Gerücht darüber aufgeschnappt, dass der Herzog seine Männer losschickt. Gleich morgen früh gehen wir nach Süden, ehe uns Rhinebecks Wächter auf den Fersen sind!«
    Die Männer waren so in ihre Diskussion vertieft, dass sie den Mann, der ihnen auf der Straße entgegenritt, erst bemerkten, als er nur noch etwa ein Dutzend Yards von ihnen entfernt war. In dem schwindenden Licht glich er einem Geist, da er sich, in wallende Gewänder gehüllt und auf einem schwarzen Pferd, kaum von den Schatten abhob, die die Bäume auf die Waldstraße warfen.
    Als sie ihn dann entdeckten, war ihr fröhlicher Gesichtsausdruck wie weggewischt und wurde durch herausfordernde Blicke ersetzt. Der Schwarzbärtige war ein vierschrötiger Kerl von gedrungener Statur, mit schütterem Haupthaar über einem struppigen, ungepflegten Bart. Er ließ den Kurierzirkel fallen, schnappte sich den dicken Knüppel, der am Pferdesattel befestigt war, und stapfte auf den Fremden zu. Hinter ihm griff der Stumme nach einer Keule von der Größe eines kleinen Baumes, und der Mann mit der bunten Kappe schwenkte einen Speer mit schartiger, ausgezackter Spitze.
    »Das hier ist unsere Straße«, brüllte der Schwarzbärtige den Reiter an. »Wir lassen dich passieren, aber nur gegen Wegzoll!«
    Als Antwort lenkte der Fremde sein Pferd aus den tiefen Schatten heraus.
    An seinem Sattel hing ein Köcher mit kräftigen Pfeilen, der Bogen war gespannt und griffbereit. Ein Speer, so lang wie eine Lanze, steckte in einer Halterung an der anderen Seite, daneben ein runder Schild. Hinter dem Sattel waren mehrere kurze Speere festgebunden, deren Spitzen in der sinkenden Sonne gefährlich blitzten.
    Aber der Fremde griff nicht nach einer Waffe, sondern ließ nur die Kapuze seines Umhangs ein wenig nach hinten gleiten. Die Männer rissen die Augen auf, ihr Anführer wich zurück und bückte sich nach dem Kurierzirkel.
    »Ausnahmsweise können wir auch mal auf die Gebühr

Weitere Kostenlose Bücher