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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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sich Elona einer herabsetzenden Bemerkung.
    »Ich brühe einen Trunk für ihn auf«, kündigte Leesha an. »Er muss regelmäßig eine bestimmte Menge zu sich nehmen, mindestens alle drei Stunden.« Sie nahm ein Stück Pergament und schrieb die Anweisungen auf.
    »Du bleibst nicht bei deinem Vater?«, fragte Elona.
    Leesha schüttelte den Kopf. »Im Heiligen Haus befinden sich fast zweihundert Leute, die mich brauchen, Mutter. Und vielen geht es schlechter als ihm.«
    »Darsy kann sich doch um sie kümmern«, wandte Elona ein.
    »Darsy sieht aus, als hätte sie nicht geschlafen, seit die Seuche ausbrach«, erwiderte Leesha. »Sie kann sich kaum noch auf den Beinen halten, und selbst wenn sie im Vollbesitz ihrer Kräfte wäre, würde ich ihr nicht zutrauen, mit dieser Krankheit fertigzuwerden. Wenn du hierbleibst und meine Anweisungen genau befolgst, hat mein Vater mehr Chancen, den nächsten Sonnenaufgang zu erleben, als die meisten Leute im Dorf.«
    »Leesha?«, stöhnte ihr Vater. »Bist du das?«
    Leesha stürzte an seine Seite, setzte sich auf die Bettkante und griff nach seiner Hand. »Ja, Vater«, flüsterte sie, während ihr die Tränen in die Augen traten. »Ich bin es.«
    »Du bist nach Hause gekommen«, wisperte Erny, und langsam verzog sich sein Mund zu einem Lächeln. Kraftlos drückte er Leeshas Hand. »Ich wusste, dass du uns nicht im Stich lassen würdest.«
    »Das ist doch selbstverständlich.«
    »Aber gleich musst du wieder gehen«, seufzte Erny. Als Leesha nicht antwortete, tätschelte er ihre Hand. »Ich habe gehört,
was du gesagt hast. Drücke dich nicht vor deiner Verantwortung. Dich nur zu sehen, hat mir neue Kraft gegeben.«
    Leesha entfuhr ein Schluchzer, doch sie versuchte, ihn als Lachen zu tarnen. Sie beugte sich vor und drückte Erny einen Kuss auf die Stirn.
    »Steht es wirklich so schlimm?«, flüsterte Erny.
    »Heute Nacht werden viele Menschen sterben.«
    Erny umklammerte ihre Hand und richtete sich ein wenig auf. »Dann sorge dafür, dass es so wenige wie nur irgend möglich werden. Ich bin stolz auf dich, und ich hab dich lieb.«
    »Ich hab dich auch lieb«, erwiderte Leesha und umarmte ihn fest. Sich die Tränen aus den Augen wischend, verließ sie das Zimmer.

    Rojer tollte durch den schmalen Mittelgang des behelfsmäßigen Hospitals, während er in einer Pantomime darstellte, wie der Tätowierte Mann ihn und Leesha vor wenigen Nächten tollkühn gerettet hatte.
    »Auf einmal«, fuhr er mit seiner Schilderung fort, »stand zwischen uns und dem Lager der größte Felsendämon, den ich je gesehen hatte.« Er sprang auf einen Tisch, reckte die Arme hoch in die Luft und wedelte mit ihnen, um zu zeigen, dass die Kreatur noch viel größer gewesen war, als seine Arme reichten.
    »Fünfzehn Fuß groß, mit Zähnen wie Speeren und einem Dornenschwanz, der ein Pferd zerschmettern konnte. Leesha und ich blieben erschrocken stehen, aber zögerte der Tätowierte Mann auch nur einen winzigen Augenblick? Mitnichten! Er marschierte einfach weiter, ruhig wie ein Siebenttagmorgen, und blickte dem Monster direkt in die Augen.«

    Rojer genoss die staunende Bewunderung, die man ihm von allen Seiten entgegenbrachte, und legte eine theatralische Pause ein, um die Spannung zu erhöhen. Als er dann »Peng!« brüllte und gleichzeitig vehement in die Hände klatschte, zuckten seine Zuhörer erschrocken zusammen. »Genauso plötzlich«, fuhr er lebhaft fort, »stürmte das Pferd des Tätowierten Mannes herbei, schwarz wie die Nacht und mit dem Aussehen eines Dämons, und stieß dem Horcling seine Hörner in den Rücken!«
    »Das Pferd hatte Hörner?«, fragte ein alter Mann und hob skeptisch eine graue Augenbraue, die so dick und buschig war wie ein Eichhörnchenschwanz. Halb liegend, halb sitzend lehnte er auf seinem Strohsack, und aus seinem rechten Beinstumpf sickerte Blut in die Verbände.
    »Und was für welche!«, trumpfte Rojer auf, steckte seine aufgerichteten Finger hinter die Ohren und erntete von Husten unterbrochene Lachsalven. »Spitze, wuchtige Hörner aus glänzendem Metall, in die mächtige Symbole eingeritzt waren. Befestigt waren sie an seinem Zaumzeug. Ein prachtvolleres Ross könnt ihr euch nicht vorstellen! Seine Hufe trafen die Bestie wie Donnerschläge, und als es den am Boden liegenden Dämon zermalmte, rannten wir in den Zirkel und waren in Sicherheit!«
    »Und was wurde aus dem Pferd?«, piepste ein Kind.
    »Der Tätowierte Mann stieß einen Pfiff aus …«, Rojer legte sich zwei

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