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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Holzfäller schüttelte sie ab. Langsam streckte er die Hand aus und zog den Speer aus dem Boden. Aufmerksam prüfte er die Siegel, die die gesamte Oberfläche bedeckten.
    »Gestern Nacht haben die Horclinge meinen Vater geholt«, knurrte er. Er schloss seine Faust um die Waffe, blickte dem Tätowierten Mann in die Augen und bleckte die Zähne. »Ich muss ihn rächen!«

    Seine Worte dienten anderen Dörflern als Ansporn. Einzeln oder in kleinen Gruppen, manche ängstlich, einige brodelnd vor Zorn, noch mehr aus schierer Verzweiflung rafften sich die Menschen aus dem Tal der Holzfäller dazu auf, in der kommenden Nacht zu kämpfen.
    »Narren!« Elona spuckte aus und stürmte davon.

    »Das hättest du nicht tun müssen«, meinte Leesha und verstärkte ihren Griff um die Taille des Tätowierten Mannes, während Schattentänzer zu Brunas Hütte preschte.
    »Was nützt es einem, wenn man verrückt und besessen ist, ohne anderen dadurch helfen zu können?«, antwortete er.
    »Heute morgen war ich wütend«, entschuldigte sich Leesha. »Ich habe es nicht so gemeint.«
    »Doch, du wusstest genau, was du sagst«, entgegnete der Mann. »Und du hast sogar Recht. Ich hatte mich so in die Idee verrannt, wogegen ich kämpfe, dass ich darüber vergaß, wofür ich kämpfe. Mein Leben lang träumte ich von nichts anderem, als Dämonen zu töten, aber was für einen Sinn hat es, die Horclinge draußen in der Wildnis zu vernichten und die Bestien in Ruhe zu lassen, die jede Nacht Menschen umbringen?«
    Vor der Hütte zügelte er das Pferd; er sprang ab und streckte Leesha die Hand entgegen. Sie lächelte und ließ sich von ihm beim Absitzen helfen. »Das Haus ist unversehrt«, stellte sie fest. »Alles, was wir brauchen, müsste drinnen zu finden sein.«
    Sie betraten die Hütte. Eigentlich hatte Leesha sofort zu Brunas Vorratslager gehen wollen, doch die vertraute Umgebung ließ die verschiedensten Gefühle in ihr aufsteigen. In diesem Moment begriff sie, was es hieß, Bruna niemals wiederzusehen,
nie wieder ihre Flüche und Beschimpfungen zu hören. Sie würde ihre geliebte Lehrerin nie mehr schelten, weil sie dauernd auf den Fußboden spuckte, sie konnte nicht mehr auf ihre Weisheit zurückgreifen oder über ihre Zoten lachen. Dieser Teil ihres Lebens war endgültig vorbei.
    Aber für Tränen war keine Zeit, also verdrängte Leesha ihre Emotionen und begab sich eilig in Brunas Apotheke. Sie suchte verschiedene Krüge und Flaschen aus, steckte einige davon in ihre Schürze und reichte ein paar dem Tätowierten Mann, der sie rasch einpackte und sein Pferd damit belud.
    »Dafür hättest du mich nicht gebraucht«, stellte er dann fest. »Ich wäre besser im Dorf geblieben und hätte Waffen mit Siegeln versehen. Bis Sonnenuntergang bleiben uns nur noch wenige Stunden.«
    Sie drückte ihm die restlichen Sachen in die Hand, und nachdem alles sicher verstaut war, führte sie ihn in die Mitte des Zimmers und zog den Teppich beiseite; darunter kam eine Falltür zum Vorschein. Der Tätowierte Mann öffnete sie, und blickte auf eine steile Holztreppe, die in ein finsteres Loch führte.
    »Soll ich eine Kerze anzünden?«, schlug er vor.
    »Bloß nicht!«, schrie Leesha.
    Der Tätowierte Mann zuckte die Achseln. »Ich kann im Dunkeln sehr gut sehen. Ich hatte eher an dich gedacht.«
    »Entschuldige, ich hätte dich nicht so anschreien dürfen«, lenkte sie ein. Sie griff in eine ihrer zahlreichen Schürzentaschen und zog zwei kleine, zugestöpselte Fläschchen heraus. Den Inhalt des einen Fläschchens kippte sie in das andere, schüttelte es, und es fing an in einem milden Licht zu glühen. Das Fläschchen hochhaltend, stieg sie als Erste die modrigen Stufen hinunter, und sie gelangten in einen verstaubten Keller. Die Wände bestanden aus hartem Erdreich, und die oberen Stützbalken waren mit Siegeln bemalt. Der kleine Raum war
angefüllt mit Vorratskisten, großen Fässern und Regalen für Flaschen und Krüge.
    Von einem Regal nahm Leesha ein Kästchen voller Zündhölzer. »Baumdämonen kann man mit Feuer bekämpfen«, sinnierte sie. »Was denkst du, könnte eine ätzende Säure Dämonen etwas anhaben?«
    »Das weiß ich nicht«, räumte der Tätowierte Mann ein. Leesha warf ihm die Zündhölzer zu, dann kniete sie sich hin und stöberte zwischen ein paar Flaschen auf einem der unteren Regalbretter herum.
    »Wir werden es herausfinden«, meinte sie und reichte ihm eine große Glasflasche, die eine klare Flüssigkeit enthielt. Auch der

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