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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Angriff. Als es dann so weit war, wich er im allerletzten Moment seitwärts aus, sprang auf ihn, als er an ihm vorbeistolperte, und schlang die Arme um seinen Kopf. Er drückte kräftig zu, unbeeindruckt von den fruchtlosen Versuchen des Dämons, ihn abzuwerfen, und wartete ab, während die Rückkopplung sich verstärkte. Schließlich zerplatzte der Kopf der Kreatur in einem Ausstoß von Magie, und beide fielen in den Matsch.
    Während der Mann sich von dem toten Dämon löste und aufstand, lauerten die anderen Horclinge in einer gewissen Entfernung und forschten nach einem Anzeichen von Schwäche. Der Mann stieß ein wütendes Gebrüll aus, und die, welche die Vorhut bildeten, wichen ein wenig zurück.
    »Du brauchst sie nicht zu fürchten, Benn Glasbläser!«, rief der Tätowierte Mann mit einer Donnerstimme, die noch das Brausen eines Sturms übertönt hätte. »Im Gegenteil, sie müssen vor dir Angst haben!«
    Keiner der Dörfler gab einen Mucks von sich, aber viele sanken auf die Knie und malten mit den Fingern Siegel in die Luft. Der Tätowierte Mann ging zu Benn zurück, der nun nicht mehr zitterte. »Denk daran«, fuhr er fort, während er sich mit seiner Kleidung den Schlamm vom Körper wischte, »wenn sie dir das nächste Mal den Mut rauben!«
    »Erlöser«, flüsterte Benn, und die anderen griffen das Wort auf.
    Der Tätowierte Mann schüttelte so heftig den Kopf, dass ihm die Regentropfen aus den Haaren flogen. »Nein! Du bist der Erlöser!«, schrie er und stach Benn mit dem Finger in die Brust. »Und du !«, brüllte er, wirbelte herum und zerrte brutal einen knienden Mann hoch. »Jeder Einzelne von euch ist ein Erlöser!«, donnerte er, mit weit ausgebreiteten Armen alle umfassend, die draußen in der Nacht standen. »Wenn die Horclinge
schon einen einzigen Erlöser fürchten, dann sollen sie vor hundert Erlösern zittern!« Er schüttelte die erhobene Faust, und die Dörfler jubelten.
    Diese Szene hielt die Dämonen einen Moment lang in Schach, während sie leise knurrend auf und ab schlichen. Doch schon bald hielten sie in ihrem unruhigen Trott inne, einer nach dem anderen duckte sich, und mit angespannten Muskeln harrten sie auf eine Gelegenheit zum Angriff.
    Der Tätowierte Mann warf einen Blick auf den linken Flügel seiner hastig zusammengeschusterten kleinen Armee; mühelos durchdrangen seine Augen das Dunkel. Die Flammendämonen mieden den mit Wasser gefüllten Graben, doch die Baumdämonen, denen Nässe nichts ausmachte, steuerten unverdrossen darauf zu.
    »Anzünden!«, befahl er.
    Mit dem Daumennagel entfachte Benn ein Zündholz, und während er sie mit seinem Körper vor Wind und Regen schützte, hielt er die winzige Flamme an den Docht einer Feuerpfeife. Als der Docht brannte, richtete sich Benn aus seiner gebückten Haltung auf und schleuderte die Feuerpfeife in hohem Bogen in den Graben.
    Auf halber Strecke war der Docht abgebrannt, und aus einem Ende der Feuerpfeife schoss eine Stichflamme. Das Rohr aus dickem Papier fing an zu kreiseln wie die lichterloh brennenden Flügel einer Windmühle und gab einen hohen, winselnden Ton von sich, als es auf die Ölschicht im Graben prallte.
    Die Baumdämonen kreischten, als das Wasser, das ihnen bis zu den Knien reichte, in Flammen aufging. Sie fielen zurück, schlugen in Panik auf das Wasser, das Öl spritzte hoch und verbreitete das Feuer nur noch weiter.
    Vor Begeisterung schreiend hüpften die Flammendämonen in das Feuer und vergaßen, dass sich darunter Wasser befand.
Der Tätowierte Mann lächelte grimmig, als die Freudenschreie in ein qualvolles Heulen übergingen, während die Horclinge in dem siedenden Wasser kochten.
    Die Flammen tauchten den Platz in ein flackerndes Licht, und als die Holzfäller sahen, in welch großer Zahl die Horclinge herbeiströmten, ertönte mehr als ein erstickter Aufschrei. Winddämonen durchschnitten den Himmel, geschickte Flieger, denen selbst Regen und Wind nichts anhaben konnten. Geschmeidige Flammendämonen flitzten hin und her, mit rotglühenden Augen und Mäulern, in deren Schein sich die schwarzen Umrisse der massigen Felsendämonen abhoben, die am Rand des Tumults auf der Lauer lagen. Und überall wimmelte es von Baumdämonen.
    »Sieht fast so aus, als hätte sich der ganze Wald gegen uns Holzfäller verschworen«, nuschelte Yon Gray in ehrfürchtiger Scheu, und viele seine Kameraden nickten beklommen.
    »Den Baum, den ich nicht fällen kann, gibt es nicht!«, knurrte Gared, die Axt zum Zuschlagen

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