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Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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» Warte … lass mich kurz … mein Haar hat sich verfangen … «
    » Tut mir leid « , murmelte Timofei, der sich bemühte, sich nicht auf ihre weiche Wärme zu konzentrieren und die wollüstigen Laute zu unterdrücken, die sich seiner Kehle entrangen.
    Er zwang sich, nicht an den Weg zu denken, den er bereits hinter sich gebracht hatte, noch an den, der noch vor ihm lag.
    Er verscheuchte die Gedanken an seinen Bruder Kolja.
    Und vor allem versuchte er nicht an die Frau zu denken, auf der er lag. Diesmal bewegte er sich ohne Eile, fest entschlossen, sich nicht erneut zu blamieren.
    » Na, hast du herausgefunden, wie es geht? « , sagte sie, nachdem er abermals zum Höhepunkt gekommen war. Er setzte sich auf den Bettrand. » Genau so musst du es machen, und zeig dein hübsches Lächeln, das dir so gut steht. Wirst du mich wieder besuchen, mein Süßer? « Sie streckte die Hand aus und fuhr mit dem Zeigefinger seine Wange hinab, aber Timofei wich vor ihrer Berührung zurück. Er stand auf, zog die Hose hoch und schlüpfte in seine Stiefel.
    Bald fand er heraus, dass es in jedem kleinen Dorf oder jedem Weiler, durch den er kam, Frauen gab, die für fast nichts zu haben waren. Einige von ihnen schienen instinktiv etwas an ihm wahrzunehmen, was sie zurückschrecken ließ, wobei sie nicht wussten, ob dieses Etwas unterschwellige Gewalt oder einfach nur Gleichgültigkeit war. Andere wiederum fühlten sich von seiner geheimnisvollen Schweigsamkeit und seinem dunklen Aussehen angezogen. Auf seiner einsamen Reise sehnte er sich nachts nach dem Trost einer Frau an seiner Seite. Aber er hütete sich davor, dass eine von ihnen Gefühle in ihm erweckte. Er wollte sich in keiner Weise binden.
    Er beschloss, in Krasnojarsk, nordwestlich von Irkutsk, zu überwintern. Nach den vielen Monaten im Sattel tat es gut, wieder einmal seine Muskeln zu gebrauchen.
    In Krasnojarsk schrieb er zwei Briefe, die er beide an den Freund seines verstorbenen Vaters adressierte. Der Mann war ein Dekabrist, der 1825 in Sankt Petersburg gemeinsam mit seinem Vater an dem Aufstand gegen den Zaren teilgenommen hatte.
    Den ersten Brief richtete er an seine Mutter, die nicht lesen konnte. Darin teilte er ihr mit, dass es ihm nicht gelungen sei, Kolja in Irkutsk ausfindig zu machen, und dass er nicht mehr nach Tschita zurückkomme. Ferner ließ er sie wissen, dass besagter Freund sie über den Verkauf der Küferei unterrichten werde – des Familienbetriebs, in dem Timofei mit seinem Vater bis zu dessen Tod gearbeitet hatte. Sie hatten ganz Tschita und Umgebung mit Fässern und Bottichen beliefert, ein blühendes Geschäft. Der Verkaufserlös würde ihren Lebensunterhalt bis zu ihrem Tod sichern. Ich umarme und segne dich, Tima, schrieb er abschließend.
    Im zweiten Brief bat er den Freund des Vaters, den Verkauf der Küferei abzuwickeln und seiner Mutter die erzielte Summe auszuhändigen. Außerdem bat er ihn, sich um seine Mutter zu kümmern, falls diese Hilfe benötigte. Ich werde nicht nach Tschita zurückkehren. Mein Leben wird von nun an woanders stattfinden, schrieb er und unterzeichnete den Brief mit Timofei Aleksandrowitsch Kasakow, im Wissen, dass er diesen Namen zum letzten Mal gebrauchte.
    Den Winter über teilte er sich eine zugige Hütte mit zehn schnarchenden, hustenden und furzenden Männern, die ihm aus ihrem Leben als Häftlinge und von der katorga, der schweren Zwangsarbeit, erzählten. In weit entfernten Strafgefangenenlagern hatten sie Holz fällen oder, wie Timas Vater, in einer Mine schuften müssen. Anhand der Erzählungen dieser Männer, die freigelassen worden waren oder denen die Flucht gelungen war, wurde ihm zum ersten Mal klar, dass Sibirien an sich schon ein Gefängnis war, und er sehnte sich danach, dass es Frühling wurde und er seine Reise fortsetzen konnte.
    Kaum waren die letzten verkrusteten Schneereste im Schatten der Fichten geschmolzen, machte er sich auf den Weg zu seiner nächsten Etappe, Nowosibirsk.
    Während er im Frühling über die rutschigen schlammigen Straßen ritt, zwang sich Tima – der sich nun Grischa nannte –, nicht an Kolja zu denken. Tagsüber gelang es ihm meistens, aber manchmal, wenn er einen schmalen, blonden Jungen erblickte, machte sein Herz einen schmerzhaften Satz. Einmal kam ihm auf einer engen Straße ein Mann entgegen, der zu Fuß unterwegs war und fröhlich eine schlichte hölzerne swirel spielte – eine Bauernflöte –, und ein dunkler Schmerz durchzuckte ihn.
    Wenn er die Nacht in

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