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Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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nach Angelkow zurück, zur Gräfin. «
    Bei diesen Worten erscheint ein sonderbarer Ausdruck auf Liljas Gesicht. Erkenntnis, gepaart mit Entsetzen. Sie blickt auf ihre Hand, in der sie die Pistole hält, als gehörte sie jemand anderem, und lässt die Waffe sinken, sodass sie auf den Boden gerichtet ist. Zum ersten Mal sieht sie Mischa an, als nähme sie erst jetzt Notiz von ihm. Er birgt das Gesicht an Grischas Brust und hält sich die Ohren zu. » Mischa « , sagt sie. » Es tut mir leid, moj malysch, mein Kleiner. Es tut mir leid. Es ist alles gut. Hab keine Angst. Du musst jetzt keine Angst mehr haben. «
    Mischa lässt die Hände sinken und bringt ein kleines Lächeln zustande, während er Lilja ansieht, ein zitterndes, hoffnungsvolles Lächeln, während sich Lilja ebenfalls ein mühsames Lächeln abringt. Dann sagt sie mit leiser, brüchiger Stimme zu Ljoscha: » Ich habe sie geliebt, Ljoscha. Ich habe sie schon immer geliebt. Aber sie will mich nicht. Das weiß ich jetzt. Ich habe es klar und deutlich in ihrem Gesicht gesehen. Selbst wenn ich ihr ihren Sohn zurückbringe, wird sie mich nicht lieben. «
    Ljoscha versteht nicht, wovon sie redet, aber er will einfach nur, dass seine Schwester die Ruhe bewahrt und niemanden mehr verletzt. Sie hat immer noch die Pistole in der Hand. » Ich … du weißt, dass ich dich gern habe, Lilja. « Das Wort » lieben « hat er noch nie benutzt und bringt es auch jetzt nicht über die Lippen.
    Sie blinzelt und sieht ihn an, als wäre er ein Fremder. » Du liebst jetzt Anja. Ich habe nicht gewollt, dass du eine andere liebst. Aber so ist es, nicht wahr, Ljoscha? Du wirst sie so lieben, wie sie ihn liebt. Sie liebt ihn, nicht mich. «
    » Lilja, bitte « , sagt Ljoscha flehend, er ist zutiefst verwirrt.
    Plötzlich lächelt Lilja, es ist ihr gewohntes Lächeln, das Ljoscha von früher kennt, und Erleichterung durchströmt ihn. Er lächelt ebenfalls und nickt ihr aufmunternd zu. » So ist es gut, Lilja, so ist es besser. Gib sie mir jetzt. « Er macht einen Schritt auf sie zu, noch immer die nach oben gedrehte Hand ausgestreckt.
    Sie reicht ihm die Pistole. Er bückt sich, folgt Grischas Beispiel und legt sie auf die Erde.
    Der Hauptmann ergreift wieder das Wort. » Sie haben gesagt, die Entführer seien zu viert. «
    Lilja zuckt die Schultern. » Sie sind jetzt nur noch zu zweit, Soso und Grischa. Er gehört nicht dazu. « Bei den letzten Worten legt sie die Hand auf Ljoschas Arm.
    Soso fuchtelt mit dem Arm in der Luft. » Wovon redet sie? « Seine Stimme ist laut, klingt empört. » Sie ist verrückt. Sie sehen doch, dass sie verrückt ist. Wir sind hergekommen, um den Sohn der Gräfin zu befreien. Wir haben gehört, dass er hier ist, in diesem Kloster. Und da haben wir uns auf den Weg gemacht, um … «
    » Sie sind Iosif Igorewitsch, Soso genannt « , sagt der Mann in sachlichem Ton, worauf Soso den Mund zumacht und die Hand sinken lässt. » Wir haben mit Pater Sawitsch gesprochen. Er hat die Version dieser Frau bestätigt: dass Sie heute kommen würden, um den Jungen zu holen. Und dass Sie ihn bedroht und gezwungen haben, den Jungen in den vergangenen Monaten zu verstecken. «
    Soso sieht Pater Sawitsch an. » Scheißkerl. Verräter « , sagt er und spuckt erneut auf die Stiefel des Priesters.
    » Und wie sind Sie in die Sache verwickelt? « , fragt der Polizist Lilja.
    » Gar nicht « , antwortet Grischa. Der Junge hat aufgehört zu zittern und sieht jetzt verwundert zu ihm auf. » Sie hat nichts damit zu tun. Es ist, wie sie es Ihnen geschildert hat. Soso und ich sind schuld an der Entführung. Grigori Sergejewitsch Naryschkin. Geh zu Lilja, Mischa « , fährt er fort, und der Junge tut, wie ihm geheißen, jedoch nicht ohne sich nach Grischa umzublicken.
    Lilja nimmt ihren Umhang ab und hüllt Mischa darin ein; sie drückt ihn fest an sich und küsst ihn auf die Wangen, die stoppeligen Haare, auf sein eiskaltes Ohr.
    » Gib ihm deine uschanka, Ljoscha « , sagt Grischa, und Ljoscha nimmt seine Pelzmütze ab und setzt sie Michail auf den Kopf.
    Soso und Grischa werden in die Polizeiwache am Fedosowa-Prospekt in Pskow geführt. Ihre Hände sind auf dem Rücken gefesselt. Lilja und Ljoscha und Michail folgen ihnen; die Befreiung des entführten Kindes des Grafen Mitlowski muss noch ordnungsgemäß protokolliert werden.
    Während alles umständlich und ausführlich aufgenommen wird, sitzt Lilja, die Hände locker im Schoß, gefasst da und beantwortet langsam alle

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