Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
Vom Netzwerk:
ich das Geld hab « , sagt Soso.
    Grischa bringt das Päckchen mit dem Geld zum Vorschein, und im selben Moment streckt er die Hand mit der Pistole aus. Er kann nicht auf Soso zielen, da er sonst Michail gefährden würde, der direkt hinter ihm steht. Er wirft das Päckchen auf die Erde.
    Plötzlich blickt Soso an Grischa vorbei. Sein Gesicht spiegelt Überraschung, vielleicht sogar Ungläubigkeit, und das bringt Grischa dazu, sich umzublicken.
    Lilja hält ebenfalls eine Pistole in den ausgestreckten Händen. Sie zielt auf ihren Mann. Soso tastet unter seinen Bärenfellmantel, sein Ausdruck verfinstert sich. Er macht einen Schritt auf sie zu. » Gib mir die Waffe, du verrücktes Weib. «
    » Bleib, wo du bist, Soso « , sagt Lilja.
    Soso hält inne und lächelt. » Lilenka « , säuselt er. » Komm her. Ich bin’s doch, Soso. Wir ziehen das hier zusammen durch, Liebes. Oder nicht? «
    » Nein. «
    » Wie bist du an die Pistole gekommen? « , schreit Soso, und Lilja zuckt zusammen.
    » Meinst du, das war schwer, hm? Du hast mal wieder wie ein Eber geschlafen; es war ein Kinderspiel, sie aus deiner Manteltasche zu ziehen, bevor ich dich geweckt habe. «
    » Lilja, Lilja … « Soso hat die Stimme gesenkt und schüttelt den Kopf, während er eine Art verwundertes Glucksen vernehmen lässt. Als spräche er zu einem kleinen Kind, das ihn mit einem klugen Einfall überrascht hat.
    Lilja spannt den Hahn der Kosakenpistole, so wie sie es bei Soso bei ihrem Besuch in der Hütte beobachtet hat. Als er das Klicken vernimmt, das unnatürlich laut in der kalten Luft hallt, erstirbt Sosos Glucksen. An seinem Gesichtsausdruck erkennt Lilja, dass die Pistole geladen ist, genau wie er es angekündigt hatte.
    » Du glaubst wohl nicht, dass ich schieße? « , sagt sie. » Ich habe schon jemanden getötet. Und ich werde es wieder tun, wenn ich muss. « Sie tritt einen Schritt zurück. » Heb das Geld auf, Ljoscha. «
    Ljoscha folgt ihrer Aufforderung, und Soso macht abermals einen Schritt auf Lilja zu. Ljoscha ruft: » Soso, bleib stehen! Es stimmt. Sie hat schon … « Er sieht verstohlen zu seiner Schwester, dann wieder zu Soso. » Du musst ihr glauben. Sie wird es tun. Ich sag dir, Soso, sie wird schießen. «
    Liljas Gesichtsausdruck und die Selbstsicherheit, mit der sie die Pistole mit dem Daumen am Abzug hält, im Verein mit dem, was Ljoscha gesagt hat, lässt Soso verharren.
    Grischa hält noch immer mit ausgestreckter Hand seine eigene Pistole. Plötzlich dreht sich Soso blitzschnell um und packt Mischa, zerrt ihn von dem Priester weg und vor sich hin.
    Mischa wehrt sich, tritt nach ihm, versucht, sich seinem Griff zu entwinden. » Nein! « , schreit er. » Lass mich los! « Im selben Moment, als hätten ihn die lauten Schreie des Jungen auf den Plan gerufen, tritt ein stattlicher Mann in einem langen Wintermantel und grauer Pelzmütze aus der Kapelle hinter dem Priester. Ein weißer Stern ziert seine Mütze, und darunter sind die Worte Pskow Hauptmann eingestickt. Ein zweiter und ein dritter Mann treten heraus, beide ebenso groß und korpulent wie der erste, in den gleichen langen Mänteln und Pelzmützen der Polizei. Alle drei sind mit einem Revolver bewaffnet.
    Grischa ist wie vor den Kopf gestoßen.
    » Gut « , sagt Lilja, » dass Sie gekommen sind. «
    » Sind Sie Lilja Petrowna? « , fragt der Hauptmann und fügt, als sie nickt, hinzu: » Legen Sie die Waffe nieder. Und Sie auch. « Er sieht Grischa an. Grischa zögert einen Moment, dann legt er vorsichtig seine Pistole vor sich auf den Boden.
    Lilja zielt noch mit fester Hand und gleichmütigem Gesichtsausdruck auf Soso.
    » Lassen Sie den Jungen los! « , sagt der Hauptmann, worauf Soso mit angewiderter Miene auf die Stiefel des Priesters spuckt, ehe er unwillig Michails Arm loslässt. Michail rennt zu Grischa, der am nächsten zu ihm steht. Grischa legt den Arm um ihn, zieht ihn an sich.
    Ein Schluchzen entfährt dem Jungen. Er weiß, dass es noch nicht vorbei ist. Er starrt Lilja an, dann die Pistole in ihrer Hand, aber sie sieht ihn gar nicht. Ihr Blick ist nach wie vor auf Soso geheftet.
    » Legen Sie die Waffe nieder « , sagt der Hauptmann erneut.
    Als Lilja noch immer mit der Pistole auf Soso zielt, streckt Ljoscha langsam die Hand aus, die Handfläche nach oben gedreht. » Was machst du, Schwester? Schau, da ist Mischa. Wir haben ihn befreit. Gib mir die Pistole, damit du niemanden verletzt. Und dann lass uns Mischa nach Hause bringen. Wir fahren jetzt alle

Weitere Kostenlose Bücher