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Das Lied der Luege

Das Lied der Luege

Titel: Das Lied der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Martin
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Verlobten?«
    Äußerlich völlig ruhig, obwohl in ihrem Inneren ein Sturm der Gefühle und auch der Wut tobte, faltete Susan ihre Serviette zusammen, legte diese neben ihren Teller und erhob sich, bevor Ronald ihr den Stuhl zurückschieben konnte.
    »Sie entschuldigen mich bitte für einen Moment? Ich möchte mir die Nase pudern.«
    Gemessenen Schrittes durchquerte sie den Speisesaal. Erst, als sie die Blicke der McPhearson-Grants nicht mehr auf ihrem Rücken spürte, begann sie, schneller zu laufen. In der Halle bemerkte ein aufmerksamer Page ihren suchenden Blick und wies ihr mit einer diskreten Handbewegung die Richtung. In den Toilettenräumen war es angenehm kühl. Auch hier herrschte Luxus aus Marmor und goldenen Wasserhähnen, aber Susan hatte keinen Blick dafür. Die Hände auf den Waschtisch gestützt, betrachtete sie ihr gerötetes Gesicht im Spiegel. Sie begann zu ahnen, wie Ronalds Weihnachtsgeschenk aussah. Den Verlobungsring trug er wahrscheinlich in der Tasche. Susan öffnete den Hahn und benetzte ihr Gesicht, dann ließ sie den Strahl über ihre Handgelenke rinnen. Das kalte Wasser tat gut, und langsam beruhigte sie sich. Sie straffte die Schultern und verließ den Toilettenraum. Sie war nicht überrascht, von Ronald in der Halle erwartet zu werden.
    »Peggy, Liebes, ich muss mich für meine Eltern entschuldigen.« Er wirkte ernsthaft zerknirscht. »Sie legen uns jedoch keine Steine in den Weg, denn ich habe Vater davon überzeugt, dass du die richtige Frau für mich bist.«
    Susan atmete tief durch und beherrschte sich, obwohl sie Ronald am liebsten laut und deutlich ihre Meinung ins Gesicht geschleudert hätte. Um sie herum befanden sich jedoch zahlreiche Hotelgäste, und aufgeregtes Geschrei passte nicht in das Ambiente und würde nur unnötige Aufmerksamkeit erregen.
    »Du hättest mich vorher wenigstens fragen können«, flüsterte sie und zog Ronald am Arm an den Rand der Halle, wo sie allein waren. »Und auf die Begegnung mit deinen Eltern wäre ich auch gerne vorbereitet gewesen. Ich bin kein Freund solcher Überraschungen.«
    »Es tut mir leid.« Es klang aufrichtig. »Ich hatte Angst, du würdest nein sagen und Argumente vorbringen, dass ein Mann meines Standes nicht eine Schauspielerin zur Frau nehmen kann und ähnlichen Unsinn. Ich dachte, wenn du erst siehst, dass meine Eltern mit dieser Verbindung einverstanden sind, dann …«
    »Das ist nicht der Punkt!« Susan hob die Hand. »Du hättest mich vorher fragen sollen, ob ich dich überhaupt heiraten
will

    Ronald sah sie verständnislos an.
    »Warum solltest du das nicht wollen? Wir passen hervorragend zusammen, und schließlich teilst du seit Monaten mein Bett.«
    Susan seufzte innerlich. Sie wollte Ronald nicht verletzen, hatte allerdings gedacht, er sehe ihre Beziehung genauso wie sie – eine lockere Affäre, die früher oder später zu Ende ging. Offenbar hatte sie sich in ihm getäuscht. Susan wusste, Dutzende von Frauen wären überglücklich, von einem Mann wie Ronald McPhearson-Grant geheiratet zu werden. Er war charmant und elegant, gebildet und kultiviert und verfügte dazu noch über ausreichende Mittel, einer Frau ein sorgenfreies Leben zu bereiten. Leicht legte Susan eine Hand auf Ronalds Arm.
    »Nun, ich muss dir sagen, dass es mir leidtut, Ronald, aber ich kann dich nicht heiraten.«
    Seine Augenbrauen zuckten nach oben. »Warum nicht? Wir müssen auch nicht ständig in Schottland leben, wenn es dir dort zu nass und zu kalt ist. Neben unserem Familienschloss und einer Stadtwohnung in Edinburgh verfügen wir noch über ein kleines Haus in Kensington und …«
    »Stopp, Ronald!« Susan senkte sofort wieder ihre Stimme, da sie aus dem Augenwinkel sah, wie sich die Aufmerksamkeit einiger Gäste ihnen zuwandte. »Du hast sicher recht, du kannst einer Frau vieles bieten, wovon sie träumt, aber …« Sie holte tief Luft, bevor sie fortfuhr: »Ich liebe dich nicht. Nicht genügend, um deine Frau zu werden.«
    Sie sah seinen entsetzten Blick und fühlte Mitleid, dennoch waren offene und ehrliche Worte angebracht.
    »Aber du bist doch …« Er errötete und stammelte: »Ich meine … dass du und ich … im Bett … ich meine …«
    Susan fühlte sich, als hätten sie die Rollen getauscht. Gewöhnlich war es so, dass sich eine Frau, die mit einem Mann Sex hatte, Hoffnungen machte, während der Mann diese Sache nicht sonderlich ernst nahm und sich aus der Verantwortung stahl. Selbst wenn sie ihre Gefühle außer Acht

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