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Das Lied der Luege

Das Lied der Luege

Titel: Das Lied der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Martin
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auftrat – gegenüberstanden.
    Susan und Doro hatten Einkäufe erledigt und saßen auf einer Bank im Green Park, um die Sonne zu genießen. Bei einem Verkaufsstand hatten sie sich Tee geholt, als jemand plötzlich »Peggy Sue!« rief. Mit ausgestreckten Armen und einem freudigen Lächeln auf den Lippen eilte Esperanza auf sie zu, umarmte Susan und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Als sie sich Doro zuwandte, wich diese mit ausgestreckten Händen zurück. Esperanza schien die Ablehnung nicht zu bemerken, denn sie setzte sich ungefragt zwischen die beiden Frauen auf die Bank.
    »Ein herrlicher Tag, nicht wahr?«, begann sie zu plaudern, als wären sie sich erst gestern zum letzten Mal begegnet. »Von euch, ganz besonders von dir, Peggy, liest man ja immer wieder in der Zeitung. Hätte nie gedacht, dass du mal solche … Sachen machst. Willst du denn nie wieder spielen? Nie wieder auf der Bühne stehen?« Sie sah Susan fragend an. »Du warst zwar nie die beste Schauspielerin, ich bin aber sicher, Theo würde eine kleine Rolle für dich haben, wenn ich ihn darum bitte.« Sie kicherte. »Er kann mir nämlich nichts abschlagen, weißt du …«
    »Wie schön für dich«, erwiderte Susan kühl. Die einstige Kollegin hatte sich nicht verändert. Sie war immer noch schön, aber auch sehr von sich überzeugt und arrogant. Eine Änderung würde es in Esperanzas Leben bald geben – mit einem Blick hatte Susan die deutliche Wölbung unter deren Sommermantel bemerkt.
    Auch Doro hatte den Zustand Esperanzas erkannt. Sie erhob sich und sagte abfällig: »Für oberflächliche Vergnügungen haben wir keine Zeit mehr. Während du auf der Bühne stehst und es dir gutgehen lässt, kämpfen Tausende von Frauen für die Gleichberechtigung, von der auch du eines Tages profitieren wirst. Manche von uns bezahlen das sogar mit ihrem Leben.«
    Esperanza runzelte die Stirn.
    »Du wirst mir nie verzeihen, dass Theo mich geheiratet hat, nicht wahr?« Doro zuckte zusammen, und ihre Wangen färbten sich rosa. Esperanza lachte spöttisch. »Hast wohl gedacht, Theo hätte nicht bemerkt, wie du um ihn herumscharwenzelt bist? Dein waidwunder Blick war ihm ja schon richtig peinlich, dabei hat er nie mehr als eine Mitarbeiterin in dir gesehen, meine liebe Dorothea.«
    »Es reicht!« Scharf unterbrach Susan Esperanzas Redefluss. »Ich glaube, wir müssen jetzt gehen. Grüß Theo von mir.«
    Sie nahm Doros Arm und zog sie mit sich, obwohl Doro sich sträubte.
    »Lass mich, ich möchte diesem Miststück die Augen auskratzen!«, zischte sie so laut, dass Esperanza es hören konnte. »Wer weiß, ob Theo überhaupt der Vater ist oder ob sie einen Bastard in ihrem Bauch trägt. Wahrscheinlich hurt die Person mit jedem jungen Mann herum, der ihren Weg kreuzt.«
    »Doro, ich bitte dich! Du willst dich doch nicht mit ihr auf eine Stufe stellen, oder?« Susan war über Doros Reaktion zwar nicht überrascht, über ihre derben Worte zeigte sie sich jedoch entsetzt.
    Mit in die Hüften gestemmten Händen kam Esperanza Doro ganz nahe.
    »Das nimmst du sofort zurück!« Ihre schwarzen Augen funkelten wie zwei glühende Kohlen.
    Bevor Doro etwas erwidern konnte, sagte Susan schnell: »Du solltest dich bei Esperanza entschuldigen, Doro. Auch wenn sie nie unsere Freundin war, deine Worte waren mehr als beleidigend.«
    »Einen Teufel werde ich tun!« Verächtlich spuckte Doro aus. »Du bist nicht nur eine Diebin, die ihre Kolleginnen im Royal Court bestohlen hat, sondern auch eine Hure, die für jeden die Beine breit macht, der ihr schöne Geschenke macht.«
    Susan bemerkte, wie Esperanza zusammenzuckte und erbleichte. Wahrscheinlich hatte Doro mit der Behauptung, sie wäre eine Diebin, ins Schwarze getroffen, und Susan hatte keinen Grund, Esperanza zu verteidigen, dennoch ging die Sache entschieden zu weit, zumal einige Passanten stehen blieben und die drei Frauen verwundert anstarrten.
    »Du bist nur neidisch«, sagte Esperanza leise und kalt. »Neidisch und eifersüchtig, weil Theo mich geheiratet hat und ich ihm jetzt ein Kind schenken werde. Kein Wunder, dass du dich diesen frustrierten Frauen angeschlossen hast. Die meisten von euch sind bestimmt ebenso hässlich wie du …«
    Für einen Moment befürchtete Susan, Doro würde Esperanza in aller Öffentlichkeit ins Gesicht schlagen, doch dann drehte sich die Freundin um und lief davon.
    »Es tut mir leid …« Hilflos hob Susan die Hände. »Ich meine, ich glaube nicht, dass du …«
    »Ist schon gut.« Mit

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