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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sagte Heather. »Wir haben eine Stunde, vorher wird da unten nicht serviert. Miss Gwyn muss ein Auge auf die Küche haben, Mr. James hockt vor dem Kamin, und Jack hab ich mit Hausaufgaben ruhig gestellt. Es gibt nichts zu befürchten. Keiner hat gesehen, dass ich hereingekommen bin.«
    William fragte sich flüchtig, ob sie das heiße Wasser wohl selbst geschleppt hatte, was er sich nicht vorstellen konnte. Aber dann dachte er gar nichts mehr. Es war zu verlockend, in das warme Wasser einzutauchen, sich von ihr die Schultern massieren, sich streicheln und schließlich zum Bett führen zu lassen.
    »Ich will doch auch nicht, dass jemand uns bemerkt«, gurrte Heather. »Aber wir haben es hier schwer genug. Wir müssen nicht auch noch leben wie im Kloster ...«
     
    Von diesem Abend an flammte die Beziehung zwischen William und Heather erneut auf. Er vergaß seinen Unwillen und seine Befürchtungen, kaum dass er in ihren Armen lag, und beschwichtigte überdies seine Selbstvorwürfe: Kura lebte sicher auch nicht gänzlich keusch, und überhaupt standen ihm nur ihr Gesicht und ihr Körper vor Augen, wenn er Heather im dunklen Zimmer oder mit geschlossenen Augen nahm ...
     

2
    Elaine O’Keefe schlenderte über die Main Street des Örtchens Greymouth an der Westküste. Was für eine hässliche kleine Stadt, dachte sie missgelaunt. Der Name passte! Zwar hatte sie früher einmal gehört, die Stadt sei nach der Mündung des Grey River benannt, doch Elaine erschien sie nur wie eine Art grauer Schlund, der sie zu verschlingen drohte. Nun lag das sicher am Nebel, der die Stadt einhüllte. Bei schönem Wetter wirkte der Ort sicher nicht so abweisend. Schließlich war Greymouth auf einem schmalen Küstenstreifen zwischen Meer und Fluss idyllisch gelegen, und die ein- und zweistöckigen Holzhäuser, welche die Straßen säumten, schienen ebenso neu und adrett wie die Gebäude in Queenstown.
    Auch Greymouth galt als aufstrebende Gemeinde, obwohl sie ihren Reichtum nicht aus den Goldfeldern bezog, sondern aus den vor einigen Jahren eröffneten, professionell betriebenen Kohleminen. Elaine fragte sich, ob der Staub der Kohle in der Luft lag oder ob ihr nur Nebel und Regen das Atmen erschwerten. Auf jeden Fall erschien ihr die Atmosphäre gänzlich anders als in ihrer lebhaften, optimistischen Heimatstadt. Sicher, die Goldsucher in Queenstown hofften alle darauf, schon bald reich zu sein. Ein Bergwerk allerdings brachte nur den Betreibern gutes Geld. Die Kumpel verdammte es zu einem tristen Leben unter Tage.
    Elaine selbst hätte sich diese Stadt nie ausgesucht, aber nach mehrwöchigem Ritt durch die Berge reichte es ihr einfach. In den ersten Tagen ihrer Flucht hatte sie zumindest Glück mit dem Wetter gehabt. Sie war zunächst am Haast River entlanggeritten – so oft wie möglich im Wasser, um ihre Spuren zu verwischen. Allerdings glaubte sie nicht, dass man Suchhunde einsetzen würde. Woher sollten die auch kommen? Und selbst wenn Elaine anderen Wegen folgte, hinterließen Banshees Hufe auf dem trockenen Boden kaum Abdrücke. Es hatte vor ihrem Aufbruch schon ein paar Tage nicht geregnet, und das Wetter blieb ihr gnädig, bis sie die McKenzie Highlands erreichte. Dann aber wurde es schlechter, und Elaine fror entsetzlich, wenn sie sich zum Schlafen in die wenigen Kleider hüllte, die sie mitgenommen hatte. Eher half noch Banshees Satteldecke, aber die war meist noch feucht vom Schweiß der Stute. Hinzu kam der nagende Hunger.
    Elaine kannte sich mit den Pflanzen ihrer Heimat zwar recht gut aus – Fleurette hatte ihre Kinder oft mit auf »Abenteuerritte« genommen, und James McKenzie spielte auch mit seinen Enkeln das »Überleben-in-der-Wildnis«-Spiel, das Gwyn in jungen Jahren so wundervoll gefunden hatte. Dabei gab es allerdings kleine Schaufeln zum Graben, Messer zum Schälen der Wurzeln oder Ausnehmen von Fischen und vor allem Angelschnüre und Haken. Jetzt hatte Elaine nichts dergleichen. Selbst das Feuermachen gelang ihr nur gelegentlich, wenn sie es schaffte, aus zwei Steinen Funken zu schlagen – und das war hoffnungslos, als es erst regnete. In den ersten Tagen hatte sie hin und wieder eine Forelle mit der Hand gefangen und gebraten, hatte aber stets befürchtet, das Feuer könnte sie verraten. Aus dem gleichen Grund traute sie sich auch nicht, auf die allgegenwärtigen Kaninchen zu schießen. Doch Elaine hätte wahrscheinlich sowieso nicht getroffen; schließlich hatte sie Thomas’ Brust aus nur zwei Metern

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