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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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nicht. Obwohl es da durchaus Verdienstmöglichkeiten gibt. Eine alte Freundin von mir hat mal zwei Mädchen tanzen lassen ... Zwillinge, sie machten verruchte Sachen, aber zugleich war’s ganz unschuldig. Die Kerle waren heiß darauf. Dabei durften sie nie an sie ran. Aber für so was siehst du mir zu bieder aus.«
    Elaine errötete noch mehr. »Woher wissen Sie, dass ich aus einem feinen Zuhause komme?«
    Madame Clarisse verdrehte die Augen. »Süße, dir sieht jeder an, dass du Wochen in deinen Kleidern geschlafen hast. Und wenn man kein Brett vorm Kopf hat, sieht man auch, dass die Kleider teuer waren. Außerdem ... das Hundchen hier ist kein Straßenköter. Das kommt von einer Schaffarm. Ich hoffe, du hast es nicht mitgehen lassen. Manchmal sind die Kerle hinter ihren Kötern schlimmer her als hinter den Weibern.«
    Elaine sah ihre Hoffnungen schwinden. Für diese Frau schien sie ein offenes Buch zu sein. Und die Schlüsse, die Madame Clarisse zog, wurden sicher auch von anderen gezogen. Wenn sie ein Zimmer bei Mrs. Tanner ergatterte, würde bald der ganze Ort über sie reden. Dagegen Madame Clarisse’ Angebot ... über die Huren bei Daphne wurde niemals getuschelt. Den ehrbaren Frauen schien es egal zu sein, woher sie kamen und wohin sie gingen.
    Madame Clarisse sah Elaine mit einem Lächeln an, aber dahinter verbarg sich ein forschender Blick. Es war erkennbar, dass die Kleine ernsthaft daran dachte, ihr Angebot anzunehmen. Ob sie sich als Barmädchen eignete? Zweifellos hatte sie mit Männern schlechte Erfahrungen gemacht, aber damit wäre sie nun wirklich keine Ausnahme. Und doch ... da war etwas in den Augen dieses Mädchens, das über »Nicht mögen« weit hinausging. Clarisse erkannte eher Furcht, ja Hass. Und ein mörderisches Leuchten, das sicher manche Männer anzog wie die Mücke das Licht, letztlich aber nur zu Komplikationen führte.
    Elaine ließ inzwischen den Blick durch den Barraum schweifen. Auch hier bestätigte sich der erste Eindruck von draußen. Alles war sauber und ordentlich. Es gab die üblichen Tische und Holzstühle und ein paar Dartscheiben an der Wand. Anscheinend wurde hier auch gern gespielt und gewettet: Eine Tafel informierte über die Ausgänge von Pferderennen in Dunedin.
    Eine Bühne, wie bei Daphne, gab es nicht, und alles war weniger vornehm eingerichtet – vielleicht zugeschnitten auf die Kunden. Minenarbeiter, keine Goldsucher. Bodenständigere Männer mit weniger »Rosinen im Kopf«, wie Elaines Großvater James sagen würde.
    Und dann sah Elaine das Klavier. Ein schönes, offensichtlich noch ganz neues Instrument. Elaine biss sich auf die Lippen. Sollte sie fragen? Aber so viel Glück konnte ihr eigentlich nicht vergönnt sein ...
    »Was stierste auf den Klimperkasten?«, fragte Madame Clarisse. »Kannst du spielen? Wir haben das Ding gerade bekommen, nachdem mir der Kerl, der hier die Drinks gemischt hat, Wunderdinge darüber erzählte, wie gut er spielen könnte. Aber kaum war der Kasten da, verschwand der Bursche. Keine Ahnung, wohin, aber er war auf einmal weg. Das heißt, wir haben jetzt ein Piano als Verzierung. Sieht edel aus, nicht?«
    Über Elaines Gesicht zog ein hoffnungsvoller Ausdruck. »Ich spiele ein bisschen ...«
    Ohne eine Aufforderung abzuwarten, öffnete sie das Instrument und schlug ein paar Tasten an. Es klang wunderbar. Das Klavier war perfekt gestimmt und sicher nicht billig gewesen.
    Elaine spielte das erste Stück an, das ihr einfiel.
    Wieder lachte Madame Clarisse dröhnend. »Kindchen, ich bin ja begeistert, dass du dem Ding Töne entlockst. Aber so kommen wir nicht weiter. Wie wär’s mit einer Abmachung? Ich zahle drei Dollar die Woche für die Musik. Bei Dunkelwerden machen wir auf, Sperrstunde ist um eins. Du brauchst mit keinem Kerl ins Bett, wenn du nicht willst, aber dafür spielst du bei mir nie wieder 
Amazing Grace!
«
    Elaine musste jetzt auch lachen. Sie überlegte etwas und versuchte es dann mit 
Hills of Connemara
.
    Madame Clarisse nickte zufrieden. »Viel besser. Hab mir auch schon gedacht, dass du Irin bist ... mit dem roten Haar. Obwohl du nicht so redest. Wie heißt du eigentlich?«
    Elaine dachte nur einen winzigen Augenblick nach.
    »Lainie«, sagte sie dann. »Lainie Keefer.«
     
    Eine Stunde später hatte Elaine nicht nur einen halbwegs ehrbaren Job, sondern auch ein Zimmer und vor allem einen gefüllten Teller vor sich. Madame Clarisse fütterte sie mit Braten, Süßkartoffeln und Reis und stellte dabei nicht

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