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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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allein mit dieser Witherspoon halbe Nächte im Salon verbringt. Zumal jetzt, wo Kura weg ist. Die legt es doch darauf an, ihn zu verführen ...«
    Gwyn lachte. »William, unser Gentleman, mit dieser grauen Maus? Das kann ich mir nicht vorstellen. Das wäre nach Kura nun wirklich ein Abstieg!«
    »Die graue Maus ist immerhin verfügbar«, gab James zu bedenken. »Wir sollten ein Auge darauf haben ...«
    Gwyneira lachte. »Willst du nicht lieber den Umstand nutzen, dass auch ich verfügbar bin?«, neckte sie ihren Mann. »All diese Liebeslieder haben mich ganz sentimental gemacht.« Sie löste die Knöpfe an ihrem Kleid, und James küsste sie sanft auf die entblößte Schulter.
    »Dann hat das Geklimper ja wenigstens ein Gutes ...«, murmelte er.
     
    Während die Beziehung zwischen William und Heather auf seine Anpassung an das Leben auf Kiward Station positive Auswirkungen hatte, ließen Heather Witherspoons Bemühungen, es ihren Arbeitgebern recht zu machen, eher nach. Je länger ihre Liebe zu William anhielt, desto sicherer fühlte sie sich. Jeder Monat, der verstrich, ohne dass Kura zurückkam, ließ die Hoffnung in ihr wachsen, William für immer an sich binden zu können. Irgendwann würde er das Warten auf Kura leid werden, zumal er sich auf Kiward Station eher unwohl fühlte. Dann ließ sich diese Ehe sicher leicht auflösen, und schließlich war der Weg frei für eine neue Verbindung mit Heather. Inzwischen waren seit Williams Weggang aus Irland auch mehr als drei Jahre vergangen. Bestimmt gerieten seine Taten dort langsam in Vergessenheit, und auf die Dauer konnte er heimkehren. Heather sah sich schon an seiner Seite in das Haus seiner Eltern schreiten – die sicher entzückt über die Wahl ihres Sohnes waren, denn immerhin war sie erstklassig erzogen und kam aus zwar verarmter, aber guter Familie. Ihr Einfluss auf William würde mäßigend sein; bestimmt kam es zu keinen neuen Eklats auf dem Land seines Vaters. Und vielleicht fand er ja auch eine Stellung in der Stadt – das hätte Heather noch besser gefallen.
    Auf jeden Fall hielt sie es zusehends für unter ihrer Würde, schmutzige Eingeborenenkinder zu unterrichten, und reduzierte ihre Anstrengungen noch weiter als bisher. Jack konnte sie natürlich nicht vernachlässigen. Er sollte aufs Christ College und durfte bei der Aufnahmeprüfung nicht versagen. Doch sie unterrichtete ihn streng und ohne innere Beteiligung. Jack erledigte seine Aufgaben, fand aber keine Freude daran. Gwyneira erschien das normal; auch sie hatte den Unterricht als Mädchen gehasst. James jedoch, dem keine besondere Schulbildung zugute gekommen war, bedauerte die Sache und beharrte weiterhin darauf, Miss Witherspoon baldmöglichst auszutauschen.
    »Mensch, Gwyn, ich verstehe ja, dass er keine Lust hat, Latein zu lernen. Aber Geschichte und Tier-und Pflanzenkunde – gerade das interessiert ihn doch! Früher hat er manchmal gesagt, er würde gern Tierarzt werden. Das könnte ich mir gut für ihn vorstellen, wenn er Kiward Station nicht übernimmt. Aber diese Miss Heather treibt ihm jedes Interesse an Büchern aus. Und demnächst macht sie das Gleiche mit Gloria. Wirf sie raus, Gwyn, wirf sie endlich raus!«
    Gwyneira zögerte nach wie vor. Aber dann war es tatsächlich Miss Witherspoons mangelndes Interesse an ihrer Arbeit, das – wenn auch auf Umwegen – zu ihrer und Williams Entdeckung führte.
     
    Gwyneira McKenzie verkaufte häufig Zuchtschafe, sogar ganze Herden, an andere Farmer. Schon Gerald Warden hatte damit begonnen, nachdem er durch die Kreuzung von Romney-, Cheviot- und Welsh-Mountain-Schafen den für die Canterbury Plains idealen Typ des Wolllieferanten geschaffen hatte. Seine Tiere waren robust und selbstständig. Die Mutterschafe und ihre Lämmer verbrachten den ganzen Sommer frei im Hochland, ohne dass es zu nennenswerten Verlusten kam. Dabei brachten sie Wolle von gleichmäßig hoher Qualität hervor. Sie waren leichtfuttrig und einfach im Umgang. Klar, dass sich auch andere Züchter darum rissen, ihre Herden mit diesen Tieren zu veredeln. Inzwischen grasten in den gesamten Canterbury Plains und fast ganz Otago Schafe, die auf Gerald Wardens Zuchtstock zurückgingen.
    Bislang hatte sich noch nie jemand aus dem äußersten Nordosten der Südinsel für Gwyneiras Schafe interessiert, die Zucht war dort erst im Aufbau. Nun aber meldete sich ein Mr. Burton aus Marlborough, ein Kriegsveteran wie Major Richland, doch mit offensichtlich mehr Ambitionen in Bezug auf

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