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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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fundierte Tierzucht. Gwyneira fand den lebhaften älteren Herrn sofort sympathisch. Burton war schlank und sehnig, ein schneidiger Reiter und guter Schütze – er überraschte seine Gastgeber gleich mit drei »im Vorbeireiten« erlegten Kaninchen.
    »Es sind Ihre, ich hab sie auf Ihrem Grund geschossen«, grinste er. »Ich nehme mal an, ihr Tod geht Ihnen nicht allzu nahe.«
    Gwyneira lachte und ließ die Tiere in die Küche bringen.
    »Sie hätten sich Ihr Essen aber nun wirklich nicht mitbringen müssen«, scherzte James. »Haben Sie da oben auch so ein Kaninchenproblem, oder greifen bei Ihnen die Maßnahmen mit den Füchsen?«
    Burton und die McKenzies waren gleich in ein Gespräch vertieft – ausnahmsweise war es diesmal nicht schwerpunktmäßig William, der die Konversation übernahm. Gwyneira fiel auf, wie lebhaft James mit dem Farmer aus Marlborough scherzte und redete. Endlich jemand, der nichts von seiner Vergangenheit als Viehdieb wusste, sondern ihn als Vormann auf Kiward Station selbstverständlich akzeptierte. Auch Jack schien Burton auf Anhieb zu mögen. Er fragte nach den Tieren in den Urwäldern rund um Blenheim und die Wale im Marlborough Sound.
    »Haben Sie tatsächlich mal einen gesehen, Mr. Burton?«, fragte er eifrig.
    Burton nickte. »Aber sicher, junger Mann. Seit man die Viecher nicht mehr so intensiv bejagt, werden sie regelrecht zutraulich. Und sie sind tatsächlich groß wie Häuser! Ich konnte mir das nie vorstellen. Man liest natürlich darüber, aber wenn man dann von einem vergleichsweise kleinen Boot aus mit diesen Riesen konfrontiert wird ... Respekt vor den Walfängern, die da Harpunen warfen, statt abzudrehen!«
    »Die Maoris haben sie von ihren Kanus aus gejagt«, berichtete Jack. »Das muss aufregend gewesen sein.«
    »Ich fand Walfang abstoßend und widerlich«, ließ James sich vernehmen. »Als ich vor Jahren an die Westküste kam, galt der Walfang als die sicherste Möglichkeit, schnell an Geld zu kommen, und ich habe mich da umgesehen. Aber mir lag es nicht. Sie sagten es schon, Mr. Burton: Die Wale sind zu zutraulich, und ich hab einfach Hemmungen, jemandem einen Speer in den Leib zu jagen, der mir nur freundlich die Flosse reichen will.«
    Alle lachten.
    »Haben sie denn Flossen?«, wollte Jack wissen. »Ich meine, es sind doch Säugetiere!«
    »Du solltest mal vorbeikommen und sie dir selbst ansehen, junger Mann! Vielleicht hilfst du ja mit, die Schafe zu uns rüberzutreiben, wenn deine Mutter und ich morgen ins Geschäft kommen.« Burton prostete Gwyneira vergnügt zu. Er schien nicht an einer Einigung zu zweifeln.
    Tatsächlich erhoben sie am nächsten Tag die Gläser auf den Erwerb einer stattlichen Herde, und Burton wiederholte seine Einladung. Jack und sein Freund Maata hatten auch schon beim Eintreiben seiner Schafe geholfen, und besonders der Umgang der Jungen mit den Hütehunden hatte Burton sehr imponiert. Er erstand dann auch gleich noch zwei Border Collies – und behauptete, bei ihrer Einführung dringend Hilfe zu brauchen. Dabei zwinkerte er Jack aufgeräumt zu. Der Junge war denn auch kaum zu halten.
    »Ich darf doch, nicht wahr, Mom? Daddy? Und Maata kommt auch mit. Das wird ein Abenteuer ... wartet ab, wir bringen ein Walbaby mit und setzen es in unseren See!«
    »Die Walmutter wird begeistert sein«, bemerkte Gwyneira. »Genau wie ich. Du hast Schule, Jack, du kannst nicht einfach Ferien machen.«
    Miss Witherspoon, die bislang meist geschwiegen hatte, nickte pflichtschuldig. »Wir müssen bald mit Französisch anfangen, Jack, wenn du die Aufnahmeprüfung in Christchurch bestehen willst.«
    »Och!«, maulte Jack. »Wir wären doch höchstens zwei Wochen weg, nicht, Mr. Burton?«
    »Du hättest mit den Französischstunden aber auch schon vor einem halben Jahr anfangen müssen«, gab Gwyneira zurück. Sie verstand Jacks Abneigung gegen die Sprache. Ihre französische Gouvernante hatte sie als Mädchen zum Wahnsinn getrieben. Zum Glück hatte die Dame eine Hundeallergie, was die junge Gwyn immer wieder gern für sich einsetzte. Leider hatte sie Jack die Geschichte einmal erzählt. Der Junge wusste also, dass sie nicht mit dem Herzen dahinterstand, wenn sie ihn zum Lernen drängte.
    Und dann bekam er unerwartet Schützenhilfe von seinem Vater.
    »Auf dem Trail nach Blenheim lernt er mehr, als Miss Heather ihm in einem halben Jahr beibringen kann«, brummte James.
    Heather wollte protestieren, doch seine wegwerfende Handbewegung ließ sie schweigen.
    »Die

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