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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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besonderen Talent zu tun hatte. Auch als Lehrer war er keineswegs so gut, wie sie anfangs gemeint hatte. Als sie einmal zufällig bei einer Gesangsstunde mithörte, die Sabina Brigitte gab, verstand sie viel besser, worum es ging. Dennoch war sie Barrister weiterhin zu Willen, wenn er nach ihr verlangte. Sie brauchte ihn schließlich noch, er war ihr Ticket nach London!
     
    Roderick Barrister dachte ernstlich darüber nach, Kura nach England mitzunehmen. Das Mädchen war außerordentlich begabt und obendrein eine Freude im Bett. Als seine Partnerin auf der Bühne kam sie allerdings nicht mehr in Frage. Obwohl ihr Potenzial längst noch nicht ausgeschöpft war, übertrumpfte sie ihn schon bei weitem. Das Publikum in Australien honorierte dies, indem es ihr mehr Vorhänge zugestand, und damit konnte Roderick leben. In London würde man ihn allerdings ausbuhen; da machte er sich keine Illusionen. Wenn er Kura nach England mitnahm, musste er seine Zukunft an ihr ausrichten. Er konnte ihr Lehrer bleiben und ihr Impresario. Roderick traute sich zu, sie so an sich zu binden, dass sie ohne seine Beratung kein Engagement annehmen und keinen Schallplattenvertrag unterschreiben würde. Das Mädchen war schließlich erst achtzehn; es brauchte einen väterlichen Freund, der es leitete und seine Verträge aushandelte. Das konnte durchaus Geld bringen, wahrscheinlich mehr, als Roderick als Sänger je verdienen würde. Eigentlich sprach alles dafür – wenn da nur nicht sein übermächtiges Verlangen gewesen wäre, auf der Bühne zu stehen!
    Roderick liebte die Bühne. Er war süchtig nach dem Gefühl der Erwartung, wenn der Vorhang aufging, der Stille im Publikum, bevor die Musik einsetzte, und dem Applaus – vor allem dem Applaus! Wenn er sich jetzt für Kura entschied, würde er das nie mehr erleben. Jedenfalls nicht direkt; er konnte selbstverständlich noch hinter der Bühne stehen und bei Kuras Auftreten mitfiebern. Es wäre nur nicht das Gleiche! Es wäre ein Leben aus zweiter Hand, ein Auftritt in der zweiten Reihe. Und wenn Roderick ehrlich war, so war er nicht bereit dazu. Noch nicht. Wenn Kura ihm vielleicht fünf Jahre später über den Weg gelaufen wäre. Aber noch hatte er sein gutes Aussehen, das ihm immer wieder zu Engagements verhalf. Er war jung genug, um Tourneen wie diese durchzustehen. Vielleicht ergab sich ja ein neues Arrangement solcher Art; er sollte mal gezielt danach suchen. Vielleicht tourte er dann bald durch Indien oder Afrika!
    Wenn Roderick auf der Bühne stand, verließ ihn alles Denken und Planen. Der Applaus war besser und befriedigender als alles andere, sogar schöner als Sex. Und je mehr er gesanglich gegen Kura abfiel, je weniger die Menschen ihn beachteten, desto schneller schwand seine Liebe für die junge Frau. Sofern es überhaupt Liebe und nicht nur Begehren gewesen war.
    Nach dem letzten Auftritt stand für ihn fest, dass er Kura nicht mitnehmen würde. Sollte sie in Neuseeland Karriere machen! Das schaffte sie bestimmt. Und wenn sie dann irgendwann nach London käme, gab es für sie vielleicht eine zweite Chance.
    Er durfte sie nur nicht verärgern, wenn er es ihr sagte. Und er sagte es ihr besser nicht zu früh.
     
    Gwyneira besuchte das Abschiedskonzert in Christchurch gemeinsam mit Marama, Kuras Mutter. Eigentlich hatte sie James, Jack und vor allem die kleine Gloria ebenfalls mit nach Christchurch nehmen wollen. Marama wollte Mutter und Kind unbedingt wieder zusammenführen. James weigerte sich allerdings kategorisch, für Kuras Gesang auch noch Eintritt zu bezahlen, und Jack wollte vor allem Gloria auf keinen Fall ihrem Einfluss aussetzen.
    »Wahrscheinlich wird sie schreien, wenn Kura singt«, meinte der Junge. »Aber wir haben es jetzt schon längere Zeit nicht mehr versucht. Vielleicht hält sie diesmal still, und dann meint Kura womöglich noch, sie wäre begabt. Man weiß nie, auf welche Ideen sie kommt. Was machen wir, wenn sie Glory plötzlich mit nach England nehmen will?«
    »Aber sie ist ihre Mutter ...«, wandte Gwyneira halbherzig ein.
    James schüttelte unwillig den Kopf. »Wo Jack Recht hat, hat er Recht. Kura hat sich nie um das Kind gekümmert. Aber jetzt ist es größer und niedlich ... dem Mädchen könnte da sonst was in den Kopf kommen. Geh das Risiko lieber nicht ein. Wenn Kura Glory sehen will, kann sie nach Kiward Station kommen. Das Schiff nach England wird ja nicht gleich morgen abfahren.«
    Gwyneira fand diese Argumente stichhaltig. Marama blieb

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