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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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bisschen für die Einrichtung der Kneipe oder die wenigen einsamen Zecher in den Ecken. Sie hatten nur Augen für den stattlichen jungen Mann, der ihnen jetzt offensichtlich die Feinheiten des Gerätes erklärte.
    »Sehen Sie, wo eine geübte Näherin fünfzig Stiche macht, schafft dieses kleine Wunderwerk dreihundert. Unter den Händen einer jeden Frau! Wollen Sie es mal versuchen?«
    Der Mann ließ den Blick über die Runde der Frauen und Mädchen schweifen, die um ihn herumstanden wie eine Klasse eifriger Schülerinnen. Schließlich wählte er eine hübsche kleine Blonde. Sie errötete sofort.
    »Soll ich wirklich?«, zierte sie sich.
    Der junge Mann fuhr sich lächelnd über sein lockiges, dunkles Haar.
    »Aber sicher, Milady! Sie können an der Maschine nichts kaputt machen, im Gegenteil: Unter so schönen Händen wird sie erst recht zu großer Form auflaufen!«
    Das Mädchen ließ sich geschmeichelt vor der Maschine nieder und begann die Kurbel zu drehen. Sie schien allerdings nicht allzu erfolgreich zu sein, sondern schrie erschrocken auf, als irgendetwas schiefging.
    »Oh, das macht doch nichts, Milady. Es passiert am Anfang schon mal, dass der Faden reißt. Aber das bringen wir rasch in Ordnung ... sehen Sie, wir fädeln ihn nur hier ein ... und hier und hier, und dann wieder durch die Nadel ... das geht ganz leicht! Und schon können Sie es von neuem versuchen. Aber jetzt den Stoff nicht festhalten, nur führen. Mit sanfter Hand, das sollte Ihnen doch leichtfallen ...«
    Während das Mädchen erneut ansetzte, trat William näher, sein Glas in der Hand. Er war größer als die meisten Frauen und Mädchen und konnte leicht über sie hinwegsehen. Die kleine Maschine sah ein bisschen aus wie ein großes Insekt, das den Kopf hungrig über ein Beutetier beugt und immer wieder rasch die Zähne hineinschlägt. Die »Beute« erwies sich als zwei Stücke Stoff, die Zähne als Nadel, die blitzschnell hindurchfuhr und die Teile mittels einer sauberen Naht verband. Bei dieser Näherin geriet sie allerdings noch ein wenig schief.
    »Lass mich mal!«, meinte eine ältere Frau, und die Kleine räumte den Platz. Die Frau drehte die Kurbel in ruhigerem Tempo, woraufhin auch die Nadel ihren Tanz verlangsamte – dafür aber wurde die Naht diesmal gerade. Der Mann konnte sich vor Begeisterung kaum halten.
    »Da sehen Sie’s! Sie sind ein Naturtalent, gnädige Frau! Ein paar Tage Übung, und Sie nähen das erste Kleid! Wunderbar!«
    Die Frau nickte. »Tatsächlich, ein kleines Wunder. Aber hundert Dollar sind ja auch viel Geld ...«
    »Ach was, gnädige Frau. So dürfen Sie nicht rechnen! Natürlich erscheint die Ausgabe auf den ersten Blick gigantisch. Aber überlegen Sie mal, was Sie einsparen! Mit dieser Maschine nähen Sie die Kleider für Ihre ganze Familie. Sie nähen Vorhänge, Bettwäsche ... und auch ältere Sachen lassen sich leicht verschönern und gewinnen damit neuen Wert. Schauen Sie mal!«
    Der Mann nahm den Platz an der Maschine wieder ein, zog ein schlichtes Kinderhemd und etwas Spitze aus einem Stapel bereitliegender Stoffe und maß die Länge mit geschickten Bewegungen ab. Dann platzierte er Spitze und Hemdchen unter der Nadel der Maschine. Sie ratterte los, und binnen weniger Sekunden war der Ausschnitt des kleinen Kleidungsstückes mit adretter Spitze umgeben. Die Frauen reagierten mit bewundernden Ausrufen.
    »Hier, ist es nicht wie neu?«, triumphierte der Mann. »Und bedenken Sie, was ein Spitzenhemdchen kostet. Nein, nein, eine Nähmaschine ist nicht teuer, sie amortisiert sich in kürzester Zeit! Viele meiner Kundinnen machen sogar ein kleines Geschäft daraus und nähen bald Kleider für ihre Freundinnen und Nachbarinnen. Außerdem müssen Sie ja nicht alles auf einmal zahlen! Meine Firma bietet Ihnen an, die Maschine auf Raten zu erwerben. Sie zahlen jetzt etwas an und dann später jeden Monat ein paar Dollar ...«
    Der Mann redete mit Engelszungen, bis alle Frauen und Mädchen nur darauf brannten, das Gerät auszuprobieren. Der Verkäufer ließ sie geduldig eine nach der anderen an die Maschine und hatte für jede ein anerkennendes und schmeichelndes Wort. Er lachte über kleine Missgeschicke und lobte winzigste Erfolge in den Himmel. William fand es äußerst unterhaltsam, ihm zuzuhören.
    Schließlich unterschrieben drei Frauen direkt eine Bestellung für eine der Maschinen. Zwei andere erklärten, sie müssten noch mit ihren Gatten darüber beraten.
    Der Mann wirkte hochzufrieden, als die

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