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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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einen Kuss für die Siegerin einzuwenden?«, sagte er launig.
    »Miss Keefer ist sehr auf ihren Ruf bedacht«, erklärte Tim. »Die Damen ...« Er wies auf die Matronen auf der Ehrentribüne, die sich jetzt schon über Elaines unerwarteten zweiten Platz die Mäuler zerrissen.
    Marvin Lambert nickte ernüchtert und reichte Lainie nur die Hand, um ihr zu gratulieren. Sie lächelte verkrampft, als sie den Gutschein für einen kleinen Geldpreis in Empfang nahm.
    »Aber nachher tanzen Sie mit mir!« Der Minenbesitzer zwinkerte Lainie zu, als er zum dritten Preisträger ging.
    Tim wusste, dass es dazu nicht kommen würde. Lainie Keefer würde sich dem Tanzboden nicht auf eine Meile nähern. Unter keinen Umständen würde sie einem Mann erlauben, die Arme um sie zu legen.
    Tatsächlich traf er sie kurz darauf bei den Pferden. Er hatte sich so schnell frei gemacht wie eben möglich – was nicht einfach war, denn an diesem Tag wollte wirklich jeder mit ihm trinken. Aber dann war es genau so, wie er angenommen hatte. Lainie hatte ihrer Stute eine Stunde Zeit zum Verschnaufen gegeben, jetzt sattelte sie das Pferd wieder auf.
    »Sie wollen schon nach Hause?«, fragte Tim vorsichtig vom Eingang des Stallzeltes aus. Schließlich sollte sie nicht wieder zusammenzucken. Sie tat es trotzdem.
    »Fellow wird sich ohne Banshee einsam fühlen.«
    »Der ... der Pub hat heute nicht geöffnet«, bemerkte Lainie scheinbar zusammenhanglos. Aber dann dämmerte es Tim. Sie wollte vermeiden, dass er sie nach Hause begleitete.
    »Ich weiß, aber ich dachte ... es gibt noch Tanz heute Abend.«
    »Eine Band spielt. Ich brauche nicht Klavier zu spielen.«
    Lainie sprach mit abgewandtem Gesicht. Sie wollte ihn missverstehen.
    »Ich hätte gern mal mit Ihnen getanzt, Miss Lainie.« Tim ließ nicht locker.
    »Ich tanze nicht.« Lainie befestigte den Sattelgurt in fliegender Eile.
    »Können Sie nicht, oder wollen Sie nicht?«
    Elaine wusste nicht, was sie erwidern sollte. Sie starrte auf den Boden, blickte schließlich hilflos auf, als suche sie einen Ausweg und wüsste doch, dass es keinen gab.
    Wie ein Tier in der Falle ...
    Tim sehnte sich danach, sie zu befreien.
    »Tut mir leid, Miss Lainie, ich wollte nicht in Sie dringen ...«
    Was er wollte, war, zu ihr zu gehen, sie in den Arm zu nehmen und ihr die Furcht zu nehmen, alles wegzustreicheln und wegzuküssen, was sie belastete. Aber das musste warten. Genau wie das Tanzen.
    Lainie zog ihrer Stute das Zaumzeug über. Dann zögerte sie. Sie musste aus dem Stall, an Tim vorbei. Ihr Gesicht war wieder bleich, ihr Blick flackerte.
    Timothy gab die Tür frei. Er ging gelassen zu seinem Pferd, legte absichtlich Distanz zwischen sich und das Mädchen.
    Lainie entspannte sich sichtlich. Sie führte Banshee hinaus, blieb dann aber noch einmal stehen, als sie sich in Sicherheit wähnte.
    »Mr. Lambert? Wegen vorhin ... mit Ihrem Vater. Vielen Dank.«
    Sie gab ihm keine Chance, irgendetwas nachzufragen oder zu erwidern. Tim sah nur noch, wie sie sich vor dem Stall auf ihr Pferd schwang und es antreten ließ.
    Ein seltsames Mädchen. Aber Tim war trotzdem beinahe glücklich, als er zurück zum Festplatz ging. Sie hatte zumindest mit ihm gesprochen. Und irgendwann würde er die Arme um sie legen und mit ihr tanzen. Auf ihrer gemeinsamen Hochzeit.
     

9
    Kura Martyn wusste längst, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Es war falsch gewesen, Gwyneira zu brüskieren, und ihre Flucht hatte alles noch schlimmer gemacht. Inzwischen verfluchte sie täglich ihren dummen Stolz. Sie hätte längst in England sein können, egal, ob um aufzutreten oder weiter zu studieren. Auf jeden Fall hätte sie keine Zeit damit verschwendet, als Einzelkämpferin durch die letzten Kaffs der Südinsel zu ziehen. Wobei es längst nicht mehr um künstlerische Befriedigung ging, sondern nur noch ums nackte Überleben. Kura ließ keine Plakate mehr drucken oder plante Konzerte. Die meisten Kleinstädte, durch die sie kam, hatten nicht einmal Gemeindehäuser oder Hotels, in deren Gasträume wohlbeleumundete Bürger ihre festlich gekleideten Gattinnen führten. In der Regel gab es nur einen Pub – der mit etwas Glück über ein Klavier verfügte. Kura regte sich kaum noch darüber auf, wenn die Instrumente völlig verstimmt waren. Manchmal gab es auch gar keine. Dann sang sie ohne Begleitung oder erinnerte sich an ihre Maori-Wurzeln und schlug die Trommeln oder spielte zwischen ihren Gesangsvorträgen die 
koauau
-Flöte. Bei den Menschen

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