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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Zeitungen schreiben über die Lambert-Mine. Du wirst dich im Wohltätigkeitsbereich engagieren müssen. Und mit jedem Erscheinen in der Öffentlichkeit wächst das Risiko, entdeckt zu werden! Wie wolltest du es denn überhaupt mit deinen Eltern halten? Dich nie wieder melden?«
    Elaine schüttelte wild den Kopf. »Ich dachte, ich lasse vielleicht noch ein Jahr verstreichen, und dann schreibe ich ihnen. Und jetzt, da wir heiraten wollten ...«
    »Jetzt, da wir heiraten 
werden
«, verbesserte Tim.
    »... wollte ich ihnen gleich nach der Hochzeit schreiben. Absender: Mrs. Lambert. Da kann doch nichts passieren ...« Elaine ging zu ihrem grasenden Pferd und nahm es am Halfter.
    »Du rechnest also damit, dass jemand die Post deiner Eltern überwacht«, stellte Tim fest. »Du lebst auf einem Pulverfass, Lainie!«
    »Was soll ich denn machen?«, fragte sie verzagt. »Ich will nicht ins Gefängnis ...«
    »Aber vielleicht könntest du dir vorstellen, irgendwo anders mit mir zu leben?« Die Idee war Tim gerade erst gekommen, aber je länger er darüber nachdachte, desto reizvoller erschien sie ihm. »In England zum Beispiel. Da gibt es viele Bergwerke. Ich könnte mir einen Job suchen. Wenn nicht an einer Mine, dann vielleicht an einer Universität. Ich bin ein sehr guter Ingenieur.«
    Elaine ließ sich gerührt wieder neben ihm nieder und wehrte Banshee ab, die sofort das beste Gras unter ihrer Decke vermutete.
    »Du würdest wirklich alles für mich verlassen? Das Land, deine Mine ...?«
    »Ach, meine Mine. Du hast doch Weihnachten gesehen, was mein Vater von mir hält. Und dieser unsägliche Mr. Weber. Ich könnte hier noch zwanzig Jahre im Rollstuhl sitzen und zuschauen, wie mein Vater meine Mine in den Ruin wirtschaftet. Es sieht ziemlich schlecht aus, meint Matt. Seit dem Unfall machen wir Verlust.«
    »Aber Weber und Biller haben auf Caleb genauso reagiert«, gab Lainie zu bedenken. »Und auf Florence, wenn sie sich eingemischt hat ...«
    Tim lächelte müde. »Eingemischt? Florence Weber spricht fachkundiger über Bergwerke als mein Dad und der alte Biller zusammen! Das Mädchen ist zwar eine Nervensäge, doch sie versteht eine Menge von Minenführung. Wenn sie sich das nur aus Büchern angelesen hat – Respekt! Aber ihre Situation lässt sich mit meiner nicht vergleichen. Caleb hat keine Ahnung, und Florence nimmt keiner ernst, weil sie eine Frau ist. Doch die Lage wird sich in dem Moment ändern, in dem sie Caleb heiratet und damit diskret die Zügel übernimmt! Wenn Caleb dann plötzlich konstruktive Vorschläge macht, wird der Alte auf ihn hören, verlass dich drauf. Aber ich bleibe immer lahm, Lainie. Mein Vater wird mich als Invaliden betrachten, bis die Sonne verbrennt. Eine Alternative in Europa könnte ich mir gut vorstellen. Wie wär’s mit Wales? Genauso viel Regen wie hier, viele Bergwerke, viele Schafe.« Er streichelte Callie.
    »Viele Cob-Hengste«, sagte Lainie lachend. »Banshee würde es gefallen! Meine Großmutter kommt übrigens von dort. Gwyneira Silkham aus ...«
    »Die Großmutter von dem Großvater, den das Pferd aus dem Schlammloch gezogen hat?«, fragte Tim. Er kämpfte verbissen mit seinen Beinschienen.
    Lainie nickte und brachte Banshee in Positur, um ihm aufzuhelfen. Beide lachten, als er nach ihrem Schweif griff.
    »Genau die.«
    Es war schön, nicht mehr lügen zu müssen. Es war schön, von Gwyneira und James und ihrer großen Liebe zu erzählen und von Fleurette und Ruben und ihrer Flucht nach Queenstown. Es war gut, nicht mehr allein zu sein.
     
    Tim wollte den Hochzeitstermin auf einen Tag mitten im Winter festlegen, doch seine Mutter stellte sich quer. Zwar sah sie inzwischen ein, dass sie Tim nicht mehr an der Hochzeit mit dem Barmädchen hindern würde, aber wenn es schon sein musste, so sollte es doch nicht überstürzt stattfinden.
    »Es sieht ja sonst aus, als 
müsstet
 ihr heiraten!«, bemerkte sie mit strengem Blick auf Elaines flachen Bauch.
    Vor der Hochzeit, so belehrte sie ihren Sohn, stehe eine Verlobung. Mit Ball und Anzeigen und Geschenken – schlicht mit allem Drum und Dran. An die Hochzeit könne man dann einige Monate später denken. Am besten im Sommer, dann sei das Fest auch viel schöner.
    »Warum nicht gleich am Jahrestag des Minenunglücks?«, brummte Tim, als er später mit Lainie allein war. »Es ist völlig unmöglich, dass wir in den nächsten Jahren um diese Zeit herum Feste feiern. Aber dafür hat meine Mutter nicht das geringste Gespür. Sie hat

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