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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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gefällt. Ich mache mir Sorgen wegen dieser Feier ...«
    »Aber sie findet in Greymouth statt!«, platzte Kura heraus. »Und solange Elaine in Greymouth ist, kann ihr nichts passieren!«
    Drei verwirrte Augenpaare starrten sie an.
    »Sagen das die Geister, oder was?«, versuchte William zu scherzen.
    Kura schüttelte den Kopf. »Das hat mir eine Maori-Frau gesagt, vor ein paar Wochen. Man sucht Lainie immer noch, sagte sie, aber in Greymouth ist sie sicher ...«
     

4
     
    Elaine klammerte sich an die Worte der Maori-Häuptlingsfrau, während sie Tim beunruhigten. »Man sucht Lainie immer noch« ... und am 16. August würden die Lamberts das Mädchen der halben Westküste als seine Braut präsentieren. Tim versuchte, Elaine zumindest nicht aus den Augen zu lassen. Obwohl seine Mutter sich darüber aufregte, schlief er bei Lainie im Pub und versuchte, sie dazu zu bewegen, ihr Zimmer so selten wie möglich zu verlassen.
    Natürlich ging das nicht. Elaine musste zu letzten Anproben des Verlobungskleides; Nellie Lambert erwartete Hilfe bei der Dekoration der Räume. Inzwischen füllte die Stadt sich mit Fremden, die Marvin Lambert geladen hatte. Sämtliche Zimmer in Greymouth waren längst belegt. Die Gäste wichen nach Punakaiki und sogar bis Westport aus. Es war unmöglich, sie alle vor der Feier in Augenschein zu nehmen. Tim würde die Gäste erst beim Defilee vor dem Brautpaar sehen, viele sogar dann erst kennen lernen. Lambert hatte eine ganze Reihe alter Bekannter eingeladen, denen sein Sohn vorher nie begegnet war. Das alles machte Tim sehr zu schaffen. Übernervös lieferte er sich mit seiner Mutter die letzte Schlacht vor der Veranstaltung. Nellie verlangte allen Ernstes, er solle um des besseren Eindrucks willen auf die Beinschienen und Krücken verzichten und seine Gäste im Rollstuhl begrüßen.
    »Es ist doch keine Schande, Junge, dass du nicht laufen kannst ...«
    »Ich kann laufen!«, erregte sich Tim. »Mein Gott, Mutter, ich stehe hier vor dir! Begreift ihr denn alle nicht, dass ich nur normal sein will?« Tim hinkte aus dem Zimmer und wünschte sich, die Tür hinter sich zuschlagen zu können. Sekundenlang erwog er, den verlegenen Roly darum zu bitten, aber dann ging ihm die Komik dieses Einfalls auf, und er lächelte grimmig.
    »Mach mir Fellow fertig, Roly, ich flüchte in den Pub ... oder nein, spann ihn an. Du siehst aus, als könntest du auch ein Bier gebrauchen. Du hast den ganzen Tag im Haus geholfen, nicht wahr? Wie viele Girlanden?«
    »Zu viele, Mr. Tim.« Roly grinste. »Mit dem Zählen haben wir aufgehört, als Mrs. Lambert sie zum fünften Mal anders hingehängt hat. Ihr Anzug für morgen ist übrigens ziemlich weit, Mr. Tim. Sie könnten die Schienen im Prinzip darunter tragen ...«
    »Jetzt erst recht nicht«, stieß Tim hervor. »In einem hat meine Mutter nämlich Recht. Es gibt nichts, wofür ich mich schämen muss ...«
     
    Neben den Vorbereitungen für die Verlobung verbrachte Elaine viel Zeit am Klavier, was Tim zum einen beruhigte, zum anderen weiter nervös machte. Er hatte Madame Clarisse überredet, Kura und Lainie an ihrem Instrument üben zu lassen, wenn der Pub geschlossen war, und hielt Elaine damit mehrere Stunden täglich von der Straße fern. An den Auftritt in Blenheim wagte er kaum zu denken, allerdings wäre bis dahin das Schlimmste überstanden. Lainie hatte schließlich versprochen, sich gleich nach der Verlobung den Behörden zu stellen. Vielleicht ließ der Constabler sie dann aber gar nicht erst weg. Elaine und Kura schienen diese Gefahr nicht zu sehen; sie versenkten sich ganz in die Arbeit an Calebs Partituren. Lainie stellte dabei erleichtert fest, dass der Klavierpart an sich nicht schwer war. Sie spielte ihn nach wenigen Tagen flüssig vom Blatt und bald auch auswendig. Leider fehlte ihr jegliche Virtuosität. Obwohl eigentlich das sentimentalere der beiden Mädchen, hatte Elaine nicht den geringsten Sinn für Zwischentöne. Sie nahm die Seele des Stückes nicht auf, interpretierte nicht, sondern spielte es einfach herunter. Wo Caleb mit winzigen Variationen Akzente gesetzt hatte, etwa mit einem kaum wahrnehmbaren Vibrieren in einer Note oder einem leichten Zögern bei der Antwort des Pianos auf die Flöte, spielte Elaine bloß die Töne nach. Kura verzweifelte fast bei ihren Versuchen, ihr das zu erklären.
    »Eine Pause? Ich soll nicht gleich losspielen, sondern erst noch abwarten? Wie lange? Einen Vierteltakt ? «
    »Einen Herzschlag«, seufzte Kura.

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