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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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ja gar nicht schlimm.«
    Elaine schob sich näher an Tim.
    »Was ist ein warmer Bruder?«, wisperte sie.
    Tim kämpfte mit dem Lachen, während Kura vergeblich gegen die Tränen kämpfte. Zum ersten Mal, solange Lainie sie kannte, begann sie zu weinen, noch dazu in aller Öffentlichkeit. Sie schluchzte wild und unbeherrscht. Das sonst so kühle, selbstbewusste Mädchen war nicht wiederzuerkennen.
    »Du machst mein Leben kaputt, Caleb, weißt du das? Wenn wir das Konzert jetzt absagen ... die Chance kommt nie wieder! Verdammt, ich hab das alles für dich geplant! Das ganze Programm war zuerst nur dafür gedacht, dich als Künstler zu etablieren! Ich hab dich nicht im Stich gelassen, als du unbedingt ›verlobt mit Kura‹ spielen wolltest! Aber du ...«
    »Es tut mir leid, Kura«, sagte Caleb peinlich berührt. »Es tut mir wirklich leid.«
    Damit wandte er sich ab. Er vermittelte den Eindruck, als wäre eine Last von ihm abgefallen, als er zurück zu seiner Familie ging. Florence schob ihren Arm in den seinen – und bewies immerhin genug Anstand, Kura nicht anzusehen.
    »Kriegt ihr denn wirklich keinen Ersatz?«, fragte Tim. Er machte sich nicht viel aus Kura, aber das Mädchen so verzweifelt weinen zu sehen ...
    »In drei Wochen? An der Westküste? In Blenheim vielleicht, wenn wir gleich fahren würden. Aber dann wäre der Reiz des Neuen weg. Wenn wir da auftauchen, ohne richtiges Konzept, mit einem einheimischen, hastig eingearbeiteten Pianisten ...« William schüttelte den Kopf.
    »Miss Heather könnte spielen«, meinte Kura hoffnungsvoll.
    »Wird sie aber nicht. Wir haben ihr gerade eine Karriere als Kunstmäzenin schmackhaft gemacht. Da stellt sie sich doch nicht selbst auf die Bühne! Was würde ihr Gatte dazu sagen? Vergiss es, Kura!« William nahm seine Frau in die Arme.
    Elaine kaute auf ihrer Oberlippe.
    »Ich hab ja noch nie gehört, was ihr da macht ...«, meinte sie dann. »Aber ist er denn wirklich so schwierig? Der Klavierpart, meine ich ...«
    Kura sah sie an, und Elaine erkannte ein hoffnungsvolles Aufleuchten in ihren Augen. »Nicht extrem schwer. Manchmal ein bisschen unkonventionell, ziemlich rasche Läufe. Ein paar Jahre Klavierspielen sollte man schon als Voraussetzung mitbringen.«
    »Nun, ich spiele zehn Jahre Klavier. Natürlich nicht auf deinem Niveau, wie du ja mehrmals die Freundlichkeit hattest, mich wissen zu lassen. Aber wenn ich drei Wochen übe ...« Elaines Lächeln nahm ihren Worten die Schärfe.
    »Du bist viel besser geworden«, bemerkte Kura. »Aber im Ernst, Lainie – würdest du das machen? Du würdest mit nach Blenheim kommen und mich begleiten?«
    »Wenn ich’s vom Schwierigkeitsgrad hinkriege ...«
    Kura sah aus, als wollte sie ihrer Cousine um den Hals fallen.
    »Und sie ist auch sehr hübsch«, bemerkte William. »Wird ein deutlich schöneres Bild abgeben als Caleb.«
    Elaine schaute ihn zweifelnd an. Hatte er »hübsch« gesagt? Drei Jahre zuvor hätte ihr Herz dabei getanzt, an diesem Tag jedoch wanderte ihr Blick nur von Williams jungenhaften Zügen zu Tims Gesicht – das jetzt aber nicht mehr freundlich und belustigt wirkte, sondern qualvoll verzerrt.
    »Lainie, das kannst du nicht, so gern du Kura helfen möchtest. Natürlich würdest du zwanzigmal besser Klavier spielen als Caleb Biller und schöner aussehen als alle Pianistinnen dieser Welt, aber Blenheim ...? Die Reise, die große Stadt, das Risiko ...«
    »Seit wann sind Sie so ängstlich?«, erkundigte sich William. »Im Vergleich zu dem Risiko, das Ihre Hochzeit darstellt ...«
    »Was ist denn so gefährlich am Heiraten?«, schnappte Lainie. »Du hast mich letztens schon so komisch angeguckt!«
    William verdrehte die Augen. »Na ja, ihr seid euch doch sicher bewusst, dass ihr damit eine Straftat begeht. Und auch wenn es euch egal ist ... ich meine, ihr wollt doch wahrscheinlich mal Kinder haben.«
    Lainie lachte, wenn auch etwas gepresst. »Meine Güte, William! Meinen Kindern ist es doch egal, ob der Mädchenname ihrer Mutter nun O’Keefe war oder Keefer. Das können wir sogar als Schreibfehler ausgeben!«
    William runzelte die Stirn und blickte sie beinahe ungläubig an. »Aber es ist den Kindern bestimmt nicht egal, wenn sie irgendwann feststellen, dass sie Sideblossom heißen statt Lambert und dass sie eine Farm in Otago erben, während ihre Mine an irgendeinen fernen Verwandten geht. Diese Ehe ist ungültig, das muss euch doch klar sein!«
    Elaine erblasste. Ihre Pupillen weiteten sich.
    Tim

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