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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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er sie jetzt haben wollte, würde sie mitgehen ... oder noch einmal die Waffe abfeuern. Aber sie hatte keine Waffe. Elaine hob hilflos die Hände.
    Doch dann durchbrach ein dumpfer Ton, ein sich mühsames Materialisieren von Musik aus einer anderen Welt die angespannte Stille zwischen Lainie und Thomas. Zwischen Flüstern und Stöhnen erhob sich eine Stimme. Laut, heiser, bedrohlich ...
    Elaine hatte diese Melodie nie zuvor gehört. Aber natürlich kannte sie das Instrument. Die Geisterstimme der 
pecorino
.
    Kura spielte konzentriert, zunächst in langen, anklagenden Tönen, die dann schneller wurden, unheimlicher. Allem menschlichen Empfinden nach hätten die Töne dabei schriller werden sollen, doch sie wurden hohler, beängstigender. Und sie umgaben Kura wie eine gespenstische Aura. Elaine trat neben Kura, dann zwischen sie und Thomas Sideblossom.
    Der Mann verharrte in seiner Angriffsstellung, seit er die ersten Töne vernommen hatte. Doch sein Körper verlor dabei zusehends die Spannung, und sein drohender Ausdruck verwandelte sich in panische Angst. Schließlich verlor er die Brille, und sein zerstörtes Gesicht wurde für alle sichtbar – ein verzogenes, verkniffenes Gesicht, das unter den Klängen der Musik jegliche Konturen zu verlieren schien. Hinter den Zügen des harten, bösartigen Mannes Thomas Sideblossom erschien das Gesicht eines verstörten Kindes.
    »Nicht ... bitte nicht ...« Der Mann wich zurück, verlor das Gleichgewicht, fiel ... Dann schrie er, versuchte, den Kopf zwischen den Armen zu verstecken, und wand sich am Boden.
    Elaine verstand nicht, was sie sah und hörte, ebenso wenig wie die anderen Zuschauer. Aber sie spürte, wie sich alle rund um Kura und Thomas zurückzogen ... und sie hätte beinahe an die Magie der Flöte geglaubt, hätte Kura nicht ebenso verständnislos auf den sich krümmenden Mann vor ihr geblickt.
    Thomas Sideblossom wimmerte nur noch, als Kura schließlich innehielt. Sie schien nicht recht zu wissen, was sie tun sollte, aber sie schleuderte ihm noch ein paar Worte Maori entgegen, die ihn völlig zu verstören schienen. Elaine hatte das Gefühl, etwas hinzufügen zu müssen. Sie sprach rasch und heiser den ersten Satz auf Maori, der ihr einfiel.
    Dann ging sie rückwärts, zog sich genauso scheu zurück wie die anderen Leute im Raum. Kura dagegen hielt die Pose. Sie drehte Sideblossom den Rücken zu und verließ den Raum hocherhobenen Hauptes, jeder Zoll eine Siegerin.
    »Ein Arzt, wir brauchen einen Arzt!« Elaine hörte Zoé Sideblossoms und dann auch Heather Redcliffs Stimme wie durch einen Nebel. Sie fragte sich flüchtig, wohin wohl Dr. Mattershine geflohen war, doch es war ihr egal. Sie rannte los, fand Tim Lambert im Herrenzimmer im entspannten Gespräch mit Mr. Redcliff, stürzte vor ihm nieder und verbarg den Kopf in seinem Schoß.
    »Lainie? Was hast du denn, Lainie?«
    Ein am Eingang des Raumes vorbeieilender Gast beantwortete die Frage. »Die Maori-Hexe hat einen Mann umgebracht!«
     
    »Ach was, er ist nicht tot!« William Martyn stützte die völlig verwirrte Kura. Sie hätte sich wohl auch ohne ihn auf den Beinen halten können, doch er hatte das Gefühl, ihrer unnatürlich starren, aufrechten Gestalt Hilfestellung bieten zu müssen, wenn der Zauber oder was immer es war von Kura wich.
    »Er hat bloß einen Schock. Aber wie das gekommen ist ...«
    »Klären Sie das unter sich«, meinte Julian Redcliff, der in Tims Augen immer mehr Achtung gewann. Er hatte die völlig aufgelöste Lainie und die aufgewühlte Kura und ihre Begleiter zunächst in seinem Schlafzimmer in Sicherheit gebracht. Wobei er auch bei William Punkte machte, indem er die Flasche Whisky gleich dazustellte. Mit einem bewundernden Blick auf die Flöte in Kuras Händen nahm er selbst noch einen tiefen Schluck, bevor er sich verabschiedete. »Ich gehe mal raus und beruhige die Hysteriker. Allen voran meine Frau. Vielleicht können Sie mir ja nachher mal erklären, wie man mittels einer Flöte einen erwachsenen Mann auf die Bretter schickt. Ist ehrlich gesagt das erste Mal, dass Kunst mir wirklich imponiert.«
    »Ich weiß es auch nicht ...« Kura griff nach der Flasche. »Ich habe keine Ahnung. Als der Kerl anfing, Lainie zu bedrohen, und sie den Eindruck machte, als ob sie gleich tot umfiele, hab ich einfach gespielt. Eigentlich in der Hoffnung, William anzulocken. Der Geisterstimme kann er doch nicht widerstehen ... ich dachte, wenn ich eine Kostprobe gebe, kommt er her, um den Leuten

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