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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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weiches Haar, das im Nacken zu einem schweren Knoten zusammengesteckt war. Wunderschöne braune Augen, die einen faszinierenden Kontrast zu ihrem hellen Teint bildeten.
    Zoé Sideblossom. Elaines Mund wurde trocken. Sie starrte auf den dunkelhaarigen Mann an ihrer Seite. Früher war er sicher schlank und muskulös gewesen, heute schien er verkrümmt und verwachsen. Körper und Gesicht waren eher schwammig und aufgedunsen. Doch der harte Zug um den Mund war immer noch da ... die Falte zwischen seinen Augen, die Konzentration verriet, wenn er Elaine ...
    Elaine fühlte Kälte in sich aufsteigen. Sie wollte davonlaufen, konnte es aber nicht. Genau wie so oft auf Lionel Station ...
    »Das sind unsere Gäste, Zoé und Thomas Sideblossom.« Die Frau des Arztes übernahm die Vorstellung. Sie schien überaus freundlich und fürsorglich zu sein, aber sie kolportierte auch gern Klatsch. So sprach sie nun hastig weiter, bevor Zoé und Thomas die Gruppe erreichten und ihre Worte hörten.
    »Wir haben sie mitgebracht, um sie ein bisschen aufzuheitern. Ein schweres Schicksal. Der junge Mann ist bei einem Unfall mit einer Waffe schwer verletzt worden und nur noch ein Schatten seiner selbst. Und sie ist seine ... hm ... Stiefmutter, eine späte Liebe seines Vaters. Tja, und nun musste sie gestern erfahren, dass ihr Gatte ... Ein schweres Schicksal! Kommen Sie, Zoé, meine Liebe, dies sind die Künstlerinnen ...«
    Zoé und Elaine starrten einander an. Zoé trug Schwarz, also musste sie es wirklich wissen ... Natürlich, der Telegraf! Elaine hatte gleich nicht geglaubt, dass es dem Personal der Sideblossoms unmöglich wäre, sie irgendwo aufzutreiben.
    »Du ...« Zoés Stimme klang tonlos. Sie schien Thomas ein wenig von sich zu schieben. Wahrscheinlich hoffte sie, er würde sich dann auf Mrs. Mattershine konzentrieren und ihr ein paar persönliche Worte mit Lainie erlauben. »Ich habe dich damals bewundert, weißt du? Aber du ... wir ... o Gott, wir sollten hier weg!«
    Zoé schien genauso von Panik erfasst wie Elaine. Doch keine von beiden sah irgendeine Möglichkeit, der Situation zu entkommen.
    »Miss Kura-maro ... Wie spricht sich das, meine Liebe? Und Miss Elaine Keefer ...«
    Vielleicht hätte Thomas nicht aufgemerkt, hätte seine Gastgeberin Elaines Vornamen nicht zufällig richtig genannt. Eigentlich waren die Freunde übereingekommen, dass Elaine hier noch einmal Lainie Keefer sein sollte, doch Mrs. Mattershine schien »Lainie« doch zu exotisch zu sein. Oder war es irgendetwas in ihrer Aura ... dieser Aura der Angst, die Thomas nur zu gut kannte, das Elaine verriet?
    »Elaine?« Es war die gleiche Stimme. Sie berührte Elaine tief in ihrem Innersten, schien ihr Herz zusammenzudrücken. »Meine ... Elaine?«
    Der Mann ballte die linke Faust um den Stock.
    Elaine schaute ihn mit schreckgeweiteten Augen an, konnte sich nicht losreißen.
    »Thomas, ich ...«
    »Thomas, wir sollten jetzt gehen!«, sagte Zoé Sideblossom ruhig. »Wir hatten uns geeinigt, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Wir alle bedauern, was geschehen ist ...«
    »
Du
 wolltest vielleicht die Vergangenheit ruhen lassen, Zoé, meine Schöne!« Das letzte Wort klang drohend. Thomas Sideblossom richtete sich auf, so weit es ihm noch möglich war. Für die meisten Menschen mochte es kein besonders furchterregender Anblick sein, doch Elaine wich zurück, und ihre Hände griffen ins Leere. Es war, als hätte es Tim und die Zeit in Greymouth nie gegeben. Dies war Thomas, und sie gehörte ihm ...
    »Und du!« Er sprach in Elaines Richtung, als sähe er sie so deutlich vor sich wie damals. »Aber ich lasse nichts ruhen, meine geliebte Elaine. Mein Vater sucht dich, weißt du ... oder suchte dich, jetzt soll er ja tot sein. Hast du damit vielleicht auch zu tun, du Hexe?«
    Inzwischen verfolgten die Menschen um Elaine, Zoé und Thomas herum seinen Ausbruch, sahen das totenbleiche Mädchen vor ihm und die junge Frau, die verzweifelt versuchte, ihn wegzuziehen.
    »Thomas, komm jetzt.«
    »Aber zuletzt hat er dich gefunden, Lainie ...«
    Das Wort rollte über seine Zunge, als mache es ihm Appetit auf mehr. Er tat einen unsicheren Schritt in Elaines Richtung.
    »Und ich hole dich. Nicht heute, nicht morgen, Lainie, sondern wenn es mir passt. Erwarte mich, Lainie ... wie damals, weißt du noch? Dein weißes Kleid ... so süß, so unschuldig ... aber schon damals ein Widerspruch. Immer Widersprüche.«
    Elaine zitterte am ganzen Körper. Die Angst lähmte sie völlig. Wenn

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