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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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wieder die größten Bären aufzubinden ...« Kura lachte nervös. »Aber dann reagierte der Kerl so merkwürdig. Die Flöte hat ihm eindeutig Angst gemacht. Da hab ich natürlich weitergespielt.«
    »Was war das überhaupt für ein Lied?«, fragte William. »Irgendeine Beschwörung?«
    »Jetzt wirst du albern, William!« Kura schüttelte den Kopf. »Eine Totenklage. Aus einem 
haka
, den Caleb notiert hat. Aber wir fanden ihn zu traurig für das Programm, und er ist auch ziemlich schwer zu spielen. Auf Zimmerlautstärke geht es, aber es füllt keine Säle ...«
    »Dieser Sideblossom ist völlig hysterisch geworden, weil er so eine Art ... hm ... Choral gehört hat?«, erkundigte Tim sich ungläubig.
    Kura nickte. »So könnte man sagen. Das war ungefähr so, als bräche ein Maori zusammen, weil ein 
pakeha Amazing Grace
 spielt.«
    »Und der Fluch?«, fragte Tim weiter. »Angeblich habt ihr hinterher noch etwas gesagt ...«
    Kura wurde rot. »Das kann ich nicht übersetzen. Aber es ist ... nun ja, ein 
makutu
. Ich kann jedoch versichern, dass so etwas jeden Tag unter eifersüchtigen Männern oder Rotzbengeln gesagt wird, ohne dass es irgendwelche Folgen hat ... außer dass der eine dem anderen vielleicht auf die Nase haut.«
    »Und was hast du gesagt?«, wandte Tim sich an Lainie. »Du hast doch am Schluss auch noch etwas gesagt!«
    »Ich?« Lainie fuhr zusammen, als würde sie aus düsteren Träumen gerissen. »Ich kann doch kaum Maori. Ich habe gesagt, was mir gerade einfiel. So was wie ›Danke, Sie haben auch einen sehr hübschen Hund‹.«
    »Das erklärt natürlich alles«, bemerkte William.
    »Aber diese Maori, die bei Sideblossom den Haushalt führt, hat ebenfalls eine 
pecorino
 ...« Elaine sprach tonlos wie immer, wenn sie sich an die Zeit auf Lionel Station erinnerte. »Und ich hasste sie, weil ... immer wenn sie spielte, schien Thomas wütend zu sein, und dann war er schlimmer als sonst. Aber ich weiß nicht, ob sie die Geisterstimme gespielt hat. So genau hab ich nie hingehört.«
    »Konnte sie wahrscheinlich gar nicht«, meinte Kura. »Das ist nicht einfach. Mir hat es meine Mutter beigebracht. Und ich fand es auch nie furchterregend. Marama hat mir die Geisterstimme vorgespielt, wenn ich nicht schlafen konnte. Sie sagte dann, die Geister sängen mich in den Schlaf.«
    »Emere war Thomas’ Kindermädchen. Vielleicht hat sie ’s andersherum betrieben?«, überlegte Lainie. »Womöglich hat sie ihn damit eingeschüchtert?«
    Tim zuckte die Schultern. »Wie auch immer, wir werden es wahrscheinlich nie erfahren. Vielleicht hatte er einfach Angst, Lainie würde Callie auf ihn hetzen. Verdient hätte er’s. Aber ich werde trotzdem froh sein, ein paar tausend Meilen zwischen uns und diesen Irren zu legen. Auch wenn er jetzt vielleicht eingeschüchtert ist. Tut mir bloß leid um euer Konzert, Kura. Nach der Geschichte heute wird wohl keiner mehr kommen.«
    William grinste. »Da verlass dich mal nicht drauf!«
     

7
    Gegen zehn am nächsten Morgen erschien der Geschäftsführer des Hotels mit der dringenden Bitte, fünfzig weitere Sitzgelegenheiten in den Konzertsaal bringen zu dürfen.
    »Vielleicht stört es ja die Akustik, und das Gedränge ist bestimmt nicht gut für Ihre Konzentration, aber die Leute rennen Sturm! Heute Morgen gab es noch ein paar Restkarten, doch die waren um fünf nach neun weg. Jetzt stehen sie da unten Schlange, und wir haben keine Plätze mehr.«
    Kura genehmigte es natürlich huldvoll. Elaine war es völlig egal. William strahlte, und Tim verstand die Welt nicht mehr.
    Gegen zwölf kam der Mann wieder, brachte eine Flasche Sekt und das Angebot, kostenlos eine weitere Nacht im Hotel zu verbringen, sofern die Künstlerinnen am Montag ein zweites Konzert geben würden.
    »Inzwischen sind sogar sämtliche Zimmer ausgebucht. Die Leute hoffen, von ihren Räumen aus etwas mitzubekommen. Für die Zimmer in der Nähe des großen Saals überbieten sie sich mit Angeboten! Ich habe keine Ahnung, was gestern bei diesem Empfang passiert ist, aber die ganze Stadt spielt verrückt wegen Ihres Konzerts.«
    William versprach, sich die Sache zu überlegen, und zog dann mit der hochgestimmten Kura los, um die Stadt zu besichtigen und die Lage zu erkunden. Kura zeigte keinen Anflug von Lampenfieber, sie war ganz in ihrem Element. Auch bei Lainie hielt sich die Aufregung in Grenzen. Sie hatte vollkommen andere Sorgen. Schließlich hatte sie inzwischen erfahren, dass die Sideblossoms im

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