Das Lied der Maori
Verlobungsanzeige hat Ihnen dann das Genick gebrochen«, führte Allbridge ungnädig weiter aus. Unterbrechungen waren ihm merklich verhasst.
Elaine wurde rot. Ihr Vater schaute schon wieder abwechselnd von ihr zu Tim.
»Meine Eltern wollten diese Verlobung unbedingt. Ich hätte das Ganze abgeblasen, nachdem ich erfuhr, dass Sideblossom am Leben war.« Tim hatte das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen.
»Und ich hätte mich auch gleich darauf gestellt!«, versicherte Elaine.
»Wenn Sie ’s vorher getan hätten, wäre Sideblossom vielleicht noch am Leben«, meinte der Constabler streng.
»Und würde dir weiterhin nachstellen«, bemerkte Ruben O’Keefe. »Der hätte niemals locker gelassen. Wenn du dich bei uns gemeldet hättest, Lainie, hätten wir dich außer Landes geschickt. Hier hätte niemand dich geschützt.«
Tim nickte ihm zu. »Wir hatten da die gleiche Idee«, sagte er leise. »Wir ...«
»Der Tod von John Sideblossom scheint jedenfalls kein allzu großes Bedauern auszulösen«, bemerkte Allbridge sarkastisch. »Bei ihm zu Hause übrigens auch nicht. Die Angestellten schienen geradezu erleichtert. Allen voran diese Emere, die ich eigentlich für ziemlich loyal gehalten hatte. Aber sie erzählte irgendwas von Geistern, die sich gerächt hätten. Zoé Sideblossom war ebenfalls sehr gefasst. Sie kam eben erst aus dem Norden zurück, das hat die ganze Sache verzögert. Und der Sohn ist inzwischen wohl ganz durchgedreht. Ihren Angaben zufolge ist er in einer Anstalt in Blenheim. Zurzeit angeblich nicht ansprechbar. Tja, das war es im Wesentlichen. Noch irgendwelche Fragen?«
»Ich ... ich bin frei?«, fragte Elaine tonlos.
Allbridge zuckte die Schultern. »Kommt darauf an, was Sie darunter verstehen. Vom Gesetz her lag nie etwas gegen Sie vor. Allerdings sind Sie natürlich nach wie vor verheiratet ...«
»Würdest du mich bitte trotzdem in den Arm nehmen?«, flüsterte Elaine und rückte ihren Stuhl näher an Tims heran.
Tim zog sie an sich.
Ruben verabschiedete sich förmlich von den beiden Constablern und dankte vor allem Allbridge.
»Auch im Namen meiner augenblicklich anderweitig beschäftigten Tochter«, sagte er. »Das mit dieser Ehe werden wir klären ... und das mit dieser Verlobung. Wo kann ich mir denn jetzt für ein paar Tage ein Zimmer mieten?«
»Und diesmal ist es bestimmt der Richtige?«, fragte Ruben streng. Er hatte sich länger mit Tim unterhalten und nahm jetzt seine Tochter ins Gebet. Tim war nach Hause geritten. Die Köchin seiner Familie pflegte zwar stets Lebensmittel für ein ganzes Regiment aufzufahren, aber er wollte seine Eltern doch darauf vorbereiten, dass er eben den Vater seiner Zukünftigen zum Dinner eingeladen hatte. Nun, dachte Tim, zumindest wird dieser gelassene, distinguierte und durchaus vermögende Mr. O’Keefe Nellie gefallen. Bei Marvin wird es davon abhängen, um welche Zeit er heute mit dem Trinken angefangen hat ...
»Diesmal ist es der Richtige!«, bestätigte Elaine strahlend. »Ich hab ziemlich lange gebraucht, um es herauszufinden. Aber ich bin mir sicher!«
Ruben zog die Augenbrauen hoch. »Wir werden sehen, was deine Mutter dazu sagt. Nach den bisherigen Erfahrungen würde ich weder meinem noch deinem Instinkt besonders trauen ...«
Elaine lachte. »William würde dich da wahrscheinlich eher auf Callie verweisen!«, kicherte sie ausgelassen und kraulte ihren Hund.
Ruben verzog das Gesicht. Die Angelegenheit um William und Kura, mit denen Elaine plötzlich gut Freund zu sein schien, verwirrte ihn immer noch. Vorerst jedoch gingen andere Fragen vor. Eine wagte er kaum zu stellen.
»Und was ist mit seinem ... äh ... Zustand? Ich meine, der Mann ist sympathisch und scheint auch was im Kopf zu haben. Aber er ist doch unzweifelhaft ... invalid. Kann er denn überhaupt ...?« Ruben wand sich.
Elaine streichelte lachend über ihren immer noch ziemlich flachen Bauch. »Oh ja, Daddy! Er kann!«
Kura und William kamen zu Caleb Billers Hochzeit. Schon um zu zeigen, dass sie ihm nichts nachtrugen. Kura war das aus persönlichen Gründen wichtig, William aus geschäftlichen. Calebs musikalische Arrangements sprachen das Publikum perfekt an; sie waren die ideale Mischung zwischen Kunst und Unterhaltung, zeitgenössischer Komposition und Folklore. Wenn es irgendwann ein Folgeprogramm zu »Ghostwhispering« geben sollte, wäre eine erneute Zusammenarbeit wünschenswert. Um die zu sichern, umgarnte William auch Florence Weber. Ihm war klar, wer
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