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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Elaine und zog eine Einladung unter der Nähmaschine hervor. »Guck mal, die hat Florence Weber persönlich vorbeigebracht. Am 25. Oktober heiratet sie Caleb Biller. Genauso hat sie ’s übrigens ausgedrückt. 
Sie
 heiratet ihn. Sie wird ihn fressen mit Haut und Haaren.«
    Während Tim noch nach einer Erwiderung suchte, öffnete sich die Tür zur Straße, und Roly steckte den Kopf hinein.
    »Beim Constabler sind gerade ein paar Leute angekommen. Aus Otago. Und sie wollen Sie gleich sprechen, Miss Lainie. Sieht alles ganz amtlich aus ... ein anderer Constabler und so ein Herr im Anzug. Ich dachte, ich sag eben Bescheid, bevor der Constabler persönlich ...«
    »Das ist in Ordnung, Roly«, sagte Lainie leise. »Vielen Dank.« Sie griff nach ihrem Umhang. »Kommst du mit, Tim?«
    Elaine hatte sich vor diesem Augenblick gefürchtet, aber jetzt war sie erstaunlich gefasst. Wie immer es endete – sie würde jedenfalls wissen, woran sie war.
    Tim legte den Arm um sie. »Was für eine Frage! Wir stehen das durch, Lainie. Wir haben schon Schlimmeres geschafft.«
    Elaine spürte zum ersten Mal Ungeduld über Tims Behinderung. Es schien endlos zu dauern, bis er auch nur sein Jackett übergezogen und die wenigen Schritte auf die Straße hinter sich gebracht hatte. Vor dem Büro des Constablers standen die Pferde der Ankömmlinge. Ein knochiger Schimmel und ein kompakter Rappe, der Elaine irgendwie bekannt vorkam.
    Sie wäre am liebsten losgerannt. Tim dagegen hätte die Entscheidung gern noch verzögert. Er war eben noch ungeduldig gewesen und bereit, sich allem zu stellen. Jetzt aber meinte er, keinen Schlag mehr ertragen zu können. Der Prozess, vielleicht das Gefängnis ...
    Elaine öffnete ihm die Tür zum Büro des Constablers. Tim sah den Polizisten von Greymouth im Gespräch mit einem Kollegen in ähnlicher Uniform. Der zivil gekleidete, schlanke Mann in mittleren Jahren, der mit ihnen am Tisch saß, wirkte ungeduldig.
    Elaine trat gesenkten Hauptes ein. Plötzlich hörte sie Callie aufjaulen. Die kleine Hündin drängte sich an Tim vorbei und raste in den Raum. Elaine blickte verwirrt auf – und sah Callie begeistert bellend an jemandem hochspringen. Schwanzwedelnd und blaffend begrüßte die Hündin Ruben O’Keefe.
    »Dad! Daddy!« Elaine flüsterte das Wort zuerst, rief es dann und flog in die Arme ihres Vaters.
    »Deine Mutter und ich haben darum gepokert, wer den Constabler begleitet. Ich hab gewonnen!«, erklärte Ruben lächelnd. »Ich gestehe allerdings, gemogelt zu haben. Oh, Lainie, wir waren so glücklich, von dir zu hören. Wir haben schon gedacht, du wärst tot!«
    »Habt ihr mich denn gesucht?«, fragte Elaine leise. »Ich wusste nicht ... ich dachte, ihr wärt mir böse.«
    Ruben zog sie noch einmal an sich. »Dummerchen, natürlich haben wir dich gesucht. In aller Vorsicht allerdings, John Sideblossom war schließlich auch hinter dir her. Aber nicht mal Onkel George hat irgendetwas herausbekommen ...«
    »Was auch kein Wunder ist«, mischte der Constabler sich ein. »Können wir jetzt vielleicht zur Sache kommen? Diese Angelegenheit ist ja höchst interessant, aber ich hätte auch noch geringfügige andere Aufgaben.«
    Letzteres glaubte ihm niemand, nur sein Kollege nickte angestrengt. Es war ein noch junger, eifrig wirkender Mann, dessen Uniform trotz des Rittes wie frisch gebügelt wirkte.
    »Jefferson Allbridge«, stellte er sich vor. »Sie sind Elaine Sideblossom?«
    Elaine schluckte. Sie hatte diesen Namen so lange nicht mehr gehört. Nervös tastete sie nach Tims Hand, doch weil niemand ihn hereinbat, war er neben der Tür stehen geblieben.
    Der Constabler nahm sich schließlich seiner an.
    »Kommen Sie rein, Tim, setzen Sie sich. Jeff – das ist Mr. Timothy Lambert, Miss Lainies Verlobter.«
    Ruben O’Keefe warf einen verwirrten Blick auf seine Tochter, dann auf Tim. Er hatte ruhige graue Augen, lockiges braunes Haar und einen Schnurrbart, der ihn älter aussehen ließ. Tim legte seine Krücken weg und nahm mühsam auf einem der Stühle im Büro Platz. Unter O’Keefes Augen war das ein Spießrutenlauf. Tim befürchtete Ablehnung, doch Elaines Vater schob ihm gelassen den Stuhl zurecht.
    »Setz dich, Elaine«, sagte er freundlich. Lainie war die Einzige, die noch stand, als wollte sie ihr Urteil aufrecht entgegennehmen.
    »Also, Miss Lainie ...« Der Constabler eröffnete mit ernstem Gesicht die Verhandlung, doch Tim sah den Schalk in seinen Augen. »Als Erstes darf ich Sie bitten, diese

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