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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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hier in Zukunft die Zügel in der Hand hielt. An ihrem Hochzeitstag ließ Florence selbige aber erst einmal schleifen. Sie sah gelassen darüber hinweg, dass Caleb sich angeregt mit der jungen Pianistin unterhielt, die William und Kura aus Blenheim mitgebracht hatten. Das Mädchen war weißhäutig, hellblond und beinahe ätherisch schön, schien die Wirklichkeit aber nur in Harmonien und Noten wahrzunehmen. Im täglichen Leben erwies sie sich als fast noch konversationstötender als Kura – Marisa Clerk antwortete nicht einfach nur mit Ja oder Nein, sondern überhörte schon die Frage. Elaine fand sie ziemlich langweilig, doch dem Flügel der Billers entlockte sie geradezu überirdische Töne. Ihr Zwiegespräch des Pianos mit Kuras 
pecorino
 gewann eine ganz neue Dimension. Die Musik zog selbst Florence Weber in ihren Bann, auf deren gönnerhafte Bitte hin die Künstlerinnen eine kleine Probe ihres Könnens zeigten.
    Doch Florence war an ihrem Hochzeitstag ohnehin nicht zu Kritik aufgelegt. Sie schwebte durch das Fest, und ihre strahlende Glückseligkeit ließ sie beinahe schön wirken. Dabei trug ihr viel zu aufwändiges und überladenes Hochzeitskleid voller Rüschen und Schleifchen, Perlenstickerei und Spitze kaum dazu bei, ihre wenigen Vorzüge zu betonen. Florence hatte das Kleid in Christchurch bestellt; es spiegelte den Geschmack der Damen Weber und Biller wieder. Caleb schien beim ersten Anblick in der Kirche kurz zu schaudern, beherrschte sich dann aber vorbildlich. Beide Partner setzten auf Harmonie – zumindest während des offiziellen Teils der Veranstaltung.
    Caleb küsste die Braut pflichtschuldig in der Kirche und dann noch einmal nach der Trauung vor den versammelten Arbeitern seiner Mine. Später eröffnete er auch den Tanz mit Florence, die sich wirklich bemühte, nicht die Führung zu übernehmen. Danach verzogen beide sich zu ihren jeweiligen Interessensgebieten. Caleb plauderte mit Marisa über Musik, Florence mit dem Geschäftsführer der Blackburn-Mine über Abbautechniken. Mit Timothy Lambert redete sie nicht mehr. Jetzt, da man sie nicht mehr ignorierte, übernahm sie das Verhalten der anderen Bergbau-Bosse und behandelte ihn nachsichtig und freundlich wie ein Kind, das einfach nicht begreifen will, warum es nicht mitspielen darf.
    Tim landete schließlich allein mit einem Glas Whisky am Rande des Festes. Vom Wintergarten des Stadthauses der Webers aus beobachtete er das lebhafte Treiben. Elaine tanzte ausgelassen mit ihrem Bruder Stephen, der zwei Tage zuvor ohne Voranmeldung eingetroffen war, um seine verlorene Schwester zu überraschen. Sie winkte Tim zwar manchmal zu, ging aber ganz im Wiedersehen mit ihrer Familie auf. Tim konnte es ihr nicht verübeln. Er mochte die O’Keefes und unterhielt sich gern mit ihnen. Aber heute war Ruben in ein Gespräch mit dem Friedensrichter von Greymouth vertieft, und Tim wollte nicht stören. Vielleicht war das Unsinn, und die Männer hätten ihn gern zugezogen, aber inzwischen wagte er kaum noch, sich zu irgendeiner Gruppe zu gesellen – zu oft provozierte er damit nur peinlich berührte Blicke auf seine Beine und seine Krücken. Die Frauen waren noch schlimmer als die Männer. Sie zeigten eher Mitleid als Verachtung und behandelten ihn wie ein krankes Kind.
    Tim musste sich langsam mit der bitteren Erkenntnis abfinden: Für die Leute, die in Greymouth etwas galten, war der Erbe der Lamberts an jenem 20. Dezember in seiner Mine gestorben. Seinen noch existierenden Schatten mochten die Bergleute als Heiligen verehren, und die bessere Gesellschaft war auch durchaus bereit, ihm in gewisser Weise den Status eines Märtyrers zuzubilligen. Aber weder einem Märtyrer noch einem Heiligen gab jemand einen Job.
    Schließlich gesellten sich Kura und William zu ihm, beide vom Tanzen erhitzt und eigentlich auf der Suche nach einem ruhigen Eckchen zum Austausch von Zärtlichkeiten. Seit Blenheim waren die beiden verliebter als je zuvor. Nicht einmal Ruben O’Keefe, mit dem William es sich damals wirklich verdorben hatte und der auch Kura nach wie vor kühl behandelte, konnte sich ihrer Ausstrahlung von ehelichem Glück und Zufriedenheit entziehen.
    »Was machst du hier?«, fragte Kura und tippte Tim an die Schulter. »Sitzt herum und bläst Trübsal?«
    Tim lächelte ihr zu. Sie trug ein neues Kleid – Seide in verschiedenen Blauschattierungen aus der Werkstatt der überaus talentierten Mrs. O’Brien – und Blumen im Haar wie eine Südseeschönheit. Seit

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