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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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doch nur wieder! Oder noch schlimmer, sie schreit nicht, und Kura hat plötzlich die Idee, sie wäre begabt und müsste mit nach England. Nein, nein, unter den Umständen gehe ich mit und passe auf sie auf.«
    Gloria schrie diesmal nicht, spielte allerdings gelangweilt mit einem Holzpferdchen, das Jack mitgebracht hatte. Als Kura auf der Bühne die Geister beschwor, huschte sie aus der Stuhlreihe und lief durch den Gang nach hinten, wo die Maoris lagerten und Tonga mit bedrohlichem Ausdruck an der Wand lehnte. Jack folgte dem kleinen Mädchen nicht, beobachtete es aber aus dem Augenwinkel. Kein Wunder, dass Gloria dieser Katzenmusik entfloh und lieber mit anderen Kindern spielte. Auch er selbst war froh, als das Konzert endlich zu Ende war. Neben seinen Eltern – James zwinkerte ihm ebenso erleichtert zu – verließ er den Saal und pickte Gloria davor wieder auf.
    Die Kleine war mit einem etwas älteren Maori-Jungen zusammen, der zu Gwyneiras Verwunderung weder Höschen noch Hemd trug, sondern nur den traditionellen Lendenschurz. Der Kleine war überdies nicht nur mit den typischen Amuletten und Ketten eines Maori-Kindes aus guter Familie geschmückt, sondern wies bereits erste Tätowierungen auf. Viele 
pakeha
 fühlten sich dadurch abgestoßen, doch Gloria störte sich nicht daran.
    Die Kinder spielten mit Holzklötzchen. »Dorf!«, sagte der Junge und zeigte auf die umzäunte Anlage, in die Gloria soeben ein weiteres Haus setzte.
    »
Marae!
«, erklärte Gloria und wies auf das größte der Häuser. Neben dem Versammlungshaus hatte sie aber auch Vorratsräume und Kochhäuser eingeplant: »Hier 
pataka
, hier 
hanga
, und hier wohn ich!«
    Ihr Traumhaus stand an einem mit Kreide auf den Boden gezeichneten See.
    »Und ich!«, rief der Junge selbstbewusst. »Ich Häuptling!«
    Tonga erschien hinter Gwyneira, die den Kindern lächelnd lauschte.
    »Mrs. Warden ...« Tonga verbeugte sich formvollendet. Er verdankte Helen O’Keefe eine fundierte 
pakeha
-Erziehung.
    »Kura-maro-tini hat uns sehr beeindruckt. Es ist schade, dass sie uns verlässt. Aber Ihnen bleibt ja eine Erbin ...« Er wies auf Gloria. »Dies ist übrigens mein Erbe. Wiremu, mein Sohn.«
    Helen trat hinter die beiden. »Ein hübscher Junge, Tonga!«, schmeichelte sie ihm.
    Tonga nickte und blickte gedankenverloren auf die spielenden Kinder. »Ein hübsches Paar. Finden Sie nicht auch, Miss Gwyn?«
    Wiremu reichte Gloria eben eine Muschel. Gloria gab ihm dafür das Holzpferd.
    Gwyneira funkelte den Häuptling an. Aber dann beherrschte sie sich und suchte eher spöttisch seinen Blick.
    »Es sind Kinder«, bemerkte sie.
    Tonga lächelte.
     

Nachwort
    In diesem Roman wird der Alltag in einer neuseeländischen Bergwerkssiedlung Ende des 19. Jahrhunderts möglichst detailliert geschildert. Die Beschreibungen der Arbeit in der Mine und der nahezu unerträglichen Lebensbedingungen der Bergleute, ihr Bedürfnis nach abendlicher Trostsuche im Alkohol und die Darstellung des örtlichen Bordells als »zweite Heimat« sind geschichtlich ebenso belegt wie die oft menschenverachtende Raffgier der Minenbetreiber. Trotzdem ist 
Das Lied der Maori
 nur in begrenztem Maße ein historischer Roman. Die Sozialgeschichte ist genau recherchiert, doch viele Schauplätze und historisch bedeutsame Ereignisse wurden verändert oder sind rein fiktiv. So bestanden in der Gegend um Greymouth von 1864 bis in die Jetztzeit ungefähr hundertdreißig Kohlebergwerke – privat, genossenschaftlich oder staatlich betrieben –, doch keines gehörte einer Familie Lambert oder Biller, und kein ehemaliger Bergwerksbetreiber hat eine vergleichbare Familiengeschichte.
    Das geschilderte Minenunglück ist allerdings der Katastrophe in der Brunner-Mine im Jahr 1896 bis ins Detail nachempfunden, was die Zahl der Toten, die ersten Bergungsversuche und die Unglücksursache angeht. Der einzige Unterschied zu den tatsächlichen Ereignissen besteht darin, dass in diesem Roman zwei Menschen überleben. In Wirklichkeit starben alle vierundsechzig Kumpel und die ersten beiden Retter. Das alles ist belegt; es existieren sogar Tonbandaufnahmen mit den Erinnerungen von Augenzeugen. Bei entsprechender Recherche hätte ich die Namen der Opfer und der Hinterbliebenen nennen können. Genau diese akribische Dokumentation der Geschichte Neuseelands macht es für mich allerdings schwierig und ethisch bedenklich, einen wirklich 
historischen
 Roman in Neuseeland anzusiedeln – wobei ich unter einem

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